Band 6 „Das stählerne Herz von Halle“

15. April 2019 | Rezensionen | Keine Kommentare

2014 startete der Historiker Sven Frotscher mit „Das stählerne Herz von Halle“ die Werksgeschichte des ehemaligen Betriebes „Lindner/Waggonbau Ammendorf/MSG“. Band 1 beleuchtete die Jahre 1823 bis 1945. Danach erschienen im Jahrestakt weitere Bände, die sich den Nachkriegsjahren (in kürzeren Zeitabschnitten) widmeten. Zur diesjährigen Leipziger Buchmesse legte der Mitteldeutschen Verlag nun Band 6 vor, der die Jahre 1977 bis 1981 des halleschen Industriebetriebes unter die Lupe nimmt, wobei die einzelnen Jahre jeweils durch eine kurze einführende Zusammenfassungen eingeleitet werden. Diese sind allerdings (wie in früheren Rezensionen bereits angemerkt) sehr kurz gehalten und beschränken sich auf wenige Sätze. Auch eine allgemeine Einschätzung des historischen Fünf-Jahres-Zeitraumes vermisst man.

Wie in den Vorgängerbänden greift der Autor auf eine Fülle von schriftlichen Quellen zurück, wobei vor allem die Werkleiterprotokolle eine wichtige Informationsquelle waren. Da wechseln sich Zitate und Auszüge über die Devisenknappheit, die Folienstumpfnahtschweißmaschine oder den Bau einer Turnhalle (im Jahr 1978) oder (1980) Stichprobenkontrollen von Stechkarten, neuer Technikdirektor und unbefriedigende Fluktuation fast nahtlos ab. Das mag für ehemalige Mitarbeiter interessant (auch die zahlreichen Fotos aus der Betriebszeitung „Bahn frei“ haben sicher einen hohen Erinnerungswert) sein; für Außenstehende ist es jedoch ein Sammelsurium an betriebsinternen Informationen – im Schnitt ein Dutzend solcher zitierten Fakten pro Seite.

Eingeleitet wird die Firmenchronik durch zwei Zeitzeugeninterviews mit Klaus-Dieter Schulze und Wolfgang Scheibe, in denen sie über ihre erlebnisreichen Arbeitsjahre im Waggonbau berichten. Außerdem gibt es Nachträge zu den Jahren 1912 und 1971. Die Jahrgangs-Kapitel „1980“ und „1981“ werden durch zusätzliche Themen wie Marktforschung oder Auto und Vergaserkraftstoff ergänzt, die (wieder mit einer Aneinanderreihung von Auszügen und Dokumenten) einige Schwierigkeiten aufzeichnen, mit denen der Waggonbau in diesem Jahrfünft zu kämpfen hatte.

Auf den knapp 200 Seiten fügt Frotscher das umfängliche Bild- und Datenmaterial mit kurzen Erklärungen zu einem Puzzle zusammen. Die informationsreiche und umfänglich illustrierte Werksgeschichte wird sicher eine Fortsetzung erfahren. Den Anspruch einer wissenschaftlichen Dokumentation bleibt sie leider schuldig.

Sven Frotscher: „Das stählerne Herz von Halle – Lindner/Waggonbau Ammendorf/MSG – Bd.6: 1977-1981“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2018, 20,00 €, 188 S., ISBN 978-3-96311-142-6

 

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