„Auf Gottes Acker“

28. September 2020 | Rezensionen | Keine Kommentare

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden neue Gottesäcker außerhalb (oder am Rande) der Städte. Im mitteldeutschen Raum erfolgten die Neuanlagen im Camposanto-Stil mit einer gewissen Grundstruktur. Der schutzlose Platz bedurfte einer Einfriedung, um das Eindringen unbefugter Personen oder von Tieren zu verhindern. Als dauerhafte Einrichtungen entstanden Begräbnisplätze mit einem rechteckigen Grundriss, die von einer Mauer umgeben waren. Die Mauerinnenseiten wurden für das Anbringen von Wandtafeln oder das Aufstellen von Epitaphen genutzt.

Die reich illustrierte mdv-Neuerscheinung „Auf Gottes Acker“ stellt die Camposanti in Halle, Buttstädt und Eisleben vor. Der hallesche Stadtgottesacker wurde zwar bereits 1529 geweiht, aber erst 1557 begann man entlang der Außenmauer Grabstätten zu errichten. Der Autor Sven Höhne (mit Anja Tietz) erzählt die wechselvolle Geschichte des Stadtgottesackers und lädt dabei die LeserInnen zu einem Rundgang entlang der Arkaden ein. Dabei macht er auf viele kunsthistorische und architektonische Besonderheiten aufmerksam, die auch mit zahlreichen Abbildungen dokumentiert werden. Dazu gibt es Kurzbiografien der hier beigesetzten halleschen Persönlichkeiten. Weiterhin beschreibt der Bildhauer Marcus Golter die Anlage aus seiner Sicht und gibt dabei Einblicke in die bauliche Instandsetzung.

Ausführlich werden auch die Camposanti in Buttstädt und Eisleben (ebenfalls mit Co-AutorInnen) beschrieben. Der Alte Friedhof im thüringischen Buttstädt wurde 1603 fertiggestellt und eingeweiht. Mehr als 250 Jahre danach erfolgte 1861 die Auflassung, was zum anschließenden allmählichen Verfall führte. In den 1990er Jahren wurden schließlich umfangreiche Maßnahmen zur Bausicherung vorgenommen. Der historische Friedhof steht für Besichtigungen offen. Der Kronenfriedhof in Eisleben wurde 1538–39 und 1560 als Zweiflügelanlage errichtet und hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Heute wird der Friedhof als Parkanlage genutzt. Interessierte BesucherInnen können hier an den alten Grabstätten einen Teil der Geschichte der Bergbau- und Hüttenstadt erleben.

Neben den Erläuterungen besticht die Neuerscheinung vor allem durch die reiche Illustration, vielfach mit ganzseitigen Farbfotos, die nicht nur die kulturhistorischen Kostbarkeiten zeigen, sondern auch einen Eindruck von der besonderen Atmosphäre und Idylle der Gottesäcker vermitteln.

Sven Höhne: „Auf Gottes Acker – Camposanti in Halle, Buttstädt und Eisleben“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2020, 20,00 €, 256 S., ISBN 978-3-96311-383-3

 

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben