Tullner weiter unter Druck

26. Oktober 2016 | Bildung und Wissenschaft, Politik | Ein Kommentar
Minister Marco Tullner

Minister Marco Tullner hält offenbar das Ausscheiden der Sprachlehrkräfte für eine endgültige Sache

Der SPD-Landesvorsitzende Burkhard Lischka unterstützt die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die bislang befristet eingestellten Sprachlehrkräfte an Sachsen-Anhalts Schulen zu halten: „Es war ein wichtiger erster Schritt zur Integration der Kinder von Flüchtlingen und Zuwanderern, dass 2015 flächendeckend Sprachklassen in Sachsen-Anhalt eingerichtet wurden. Die Lehrkräfte, die dafür gewonnen wurden, sorgen auch heute dafür, dass Kinder an unseren Schulen rasch und gut Deutsch lernen – aber sie tragen gleichzeitig mit dazu bei, dass die Unterrichtsversorgung überhaupt aufrechterhalten werden kann“, sagte Lischka.

 Der Bundestagsabgeordnete warnte davor, neue Probleme für die Schulen entstehen zu lassen: „CDU-Bildungsminister Marco Tullner wird nächstes Jahr alle Hände voll zu tun haben, um für die neu auszuschreibenden und dringend benötigten Lehramtsstellen Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Wir sollten froh sein über jeden, der sich heute im Schuldienst engagiert – gerade auch über Quereinsteiger. Wer eine gute Unterrichtsversorgung erreichen will, darf Lehrkräfte nicht mutwillig ziehen lassen.“

 Die Ankündigung von Minister Tullner, dass Ausscheiden der Sprachkräfte mitten im laufenden Schuljahr sei „endgültig“, könne er nicht nachvollziehen. „Außerdem: Erhalt und Absicherung der Sprachlehrkräfte haben wir doch nicht zum Spaß in den Koalitionsvertrag geschrieben. Jetzt muss Wort gehalten werden“, so Lischka.

Neben der SPD haben sich auch die Grünen über ihren bildungspolitschen Sprecher Wolfgang Aldag zur Sache geäußert:

„Nach Informationen der Landesregierung haben in Sachsen-Anhalt rund 7500 Schülerinnen und Schüler einen Sprachförderbedarf. Darunter sind Einheimische mit oder ohne Migrationshintergrund sowie Kinder von Geflüchteten. Das Argument ,Die Zahl der Geflüchteten nimmt seit diesem Jahr ab und wir benötigen von daher weniger Sprachlehrkräfte‘ hat von daher keine Geltung.“

 „Alle Kinder in unserem Land haben das Recht auf gute Bildung. Ob es Einheimische mit oder ohne Migrationshintergrund sind oder Kinder von Geflüchteten. Dafür benötigen wir Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schüler bei der Sprachförderung begleiten. Die Sprache ist der Schlüssel zu erfolgreicher Bildung für alle Kinder. Die Sprache ist der Schlüssel für eine gelungene Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Eine abrupte Unterbrechung des Unterrichts mitten im Schuljahr ist katastrophal.“

 „Die Situation von Sprachlehrkräften im Land ist dramatisch. Es werden zum Jahresende 180 Sprachlehrkräfte in den Ruhestand versetzt. Wieso wird das Potenzial an vorhandenen Lehrkräften, die sich bereits in Weiterbildungsmaßnahmen befinden, nicht genutzt, um den Fehlbedarf in der Unterrichtsversorgung zu schließen?“

 „Mir ist es ein Rätsel, wie der Förderbedarf von rund 7500 Schülerinnen und Schülern abgedeckt werden soll. Landtag und Landesregierung müssen hier im Sinne der Lehrkräfte – und vor allem auch unserer Kinder – handeln.“

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