Stadt Halle (Saale) ruft Katastrophenfall aus
17. März 2020 | Politik | 11 Kommentare
Pressemitteilung der Stadt Halle (Saale):
„Zur Eindämmung der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus ist dringend der koordinierte Einsatz aller verfügbaren Kräfte und Mittel unter einer gemeinsamen Gesamtleitung erforderlich. Deshalb ruft die Stadt Halle den Katastrophenfall aus. Diese Entscheidung wird ausdrücklich von ärztlichen Direktoren und Leitern der Krankenhäuser gestützt, weil mit Eintritt des Katastrophenfalls wirksamere Maßnahmen zur Eindämmung des COVID-19-Virus getroffen werden können“, sagt Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand. In der Stadt Halle hat sich die Zahl der Infektionsfälle heute deutlich erhöht: Die Zahl der Infektionsfälle stieg um 8 auf nunmehr 27 – der bisher größte Zuwachs an positiv Getesteten in der Stadt Halle an einem Tag. Einer dieser neu aufgetretenen Fälle betrifft das Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau. Eine Mitarbeiterin der Klinik hat sich mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert. Als Folge wurde eine Station des Krankenhauses unter Quarantäne gestellt. Der Fachbereich Gesundheit und die Leitung des Krankenhauses haben umgehend alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet. Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand begründet die Entscheidung wie folgt: „Bereits jetzt ist durch die Beschränkung des medizinischen Leistungsspektrums auf dringende Eingriffe die medizinische Versorgung erheblich beeinträchtigt. An dieser Stelle sind beispielsweise der Rückgang an Blutspenden und der Mangel an Blutkonserven zu erwähnen. Allein dieser Mangel macht eine Fortführung von Behandlungen sowohl konservativ als auch operativ immer schwieriger. Die Steuerung der intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten der Stadt hat erheblichen Einfluss auf die zu erwartende Überlebensrate der an COVID-19 erkrankten Patienten. Die Verordnung des Landes zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus bleibt weit hinter den Maßnahmen zurück, die die Stadt Halle und die Krankenhäuser in der Stadt Halle bereits in der vergangenen Woche eingeleitet haben. Gemeinsam mit Vertretern von Krankenhäusern, Rettungsdienst und Feuerwehr sowie Wissenschaft arbeitet die Stadt seit Tagen intensiv daran, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Mit der Landes-Verordnung können große Ansammlungen von Menschen nicht konsequent unterbunden werden. Die zahlreichen Ausnahmen werden der aktuellen Lage, gerade wie sie sich in Großstädten darstellt, nicht gerecht. Das gilt etwa für die Öffnungszeiten von Gaststätten und die erlaubte Teilnehmerzahl für Versammlungen. Das verstärkt den Eindruck, dass aktuell stets auf Ereignisse reagiert wird, deren Ursprung 10 bis 20 Tage zurückliegt.
Anmerkung der Redaktion: Diese Maßnahme bedeutet erst einmal nichts weiter, als die Koordinierung sämtlicher Maßnahmen, die in der Stadt getroffen werden, unter einer gemeinsamen Gesamtleitung.
Weitere Anmerkung: Städtische Alleingänge dürften nicht einfach möglich sein. Hier ein Link zur Landesgesetzgebung:
https://mi.sachsen-anhalt.de/themen/brand-und-katastrophenschutz/katastrophenschutz/
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Er will wohl die Kneipen und Bars, Eisdielen usw. richtig zu bekommen- die Regeln in Sachsen-Anhalt sind hier wohl genau so wischiwaschi wie das Nichtraucherschutzgesetz.
Der gleiche OB der vernünftigerweise die Schulen und Kitas zugemacht hat und vernünftigerweise den Bayern gefolgt ist? Wie gesagt, einfach mal geschmeidig bleiben und die Vorurteile wieder pflegen, wenn der Spaß vorbei ist.
Es stand heute Morgen auch in der MZ auf Seite 7 @Elfriede
Also jetzt mal ehrlich, heute ist der 18. und der OB hat den Katastrophenfall verkündet und ICH erfahre das HIER? Da gibt es keine Lautsprecherwagen ect.? Ihr kennt meinen Status mit „an der Grenze zur Taubheit“.
Ja, das ist eine erneute Katastrophe, also zwei, dass man das nicht erfährt, dass nicht dafür gesorgt wird, dass es JEDER erfährt.
Schönen Tag noch, Herr Dr. Wiegand, und danke schön- ( Der gleiche Zustand für mich wie am 9.Oktober 2019!!)
Bund und Länder haben sich auf Leitlinien verständigt, die angeblich für die Verhältnisse einer (kleinen) Großstadt überhaupt nicht ausreichen.
Der selbe OB, der vor einigen Tagen Schul- und Kitaschließungen verhängte, von denen die Verantwortlichen in Schulen und Kitas in den Medien erfuhren und Halle in die bundesweiten Nachrichten schoss, hat sich nun intensiv mit Vertretern von Krankenhäusern, Rettungsdienst und Feuerwehr sowie Wissenschaft abgestimmt. Wer kann das glauben?
Ich halte seine Ansage für konsequent. Wiegands vorausschauendes Handeln wird sich im Rückblick als segensreich erweisen. Warten wir es ab.
Gestern war der Spielplatz am Rathenauplatz noch gut gefüllt, von Virusprophylaxe nichts zu sehen.
Der „Verdacht“ drängt sich wohl auch nur auf, weil es Wiegand ist. Schade, wenn auf einmal nur noch die Vorurteile regieren.
Es ist noch niemand an Klopapiermangel gestorben. Unser Katastrophenbernd kann aber gerne den lokalen Nationalen Notdurftstand ausrufen.
Er hat immer gern die Rolle des Retters gespielt. Aber wenn der Mann so locker vom Hocker (Halle ist nunmal, Gott sei dank, nicht das Epizentrum der Epidemie und grenzt auch nicht an besonders gefährdeten Regionen) die Einschränkung von Grundrechten anordnet, stellt selbst eine Gefährdung für die Bevölkerung und die freiheitlich- demokratische Rechtsordnung dar.
Nicht einer der Infektionsfälle befindet sich in einer Klinik.
Alle Verdächtigen befinden sich z. Z. in häuslicher Quarantäne.
Braucht Wiegand PR?
Hoffentlich wurde beim Ausrufen wenigstens Mundschutz getragen.
Ganz planlos und unvorbereitet war es ja nicht. An der Einfahrt zur Peißnitz stand heute am frühen Abend schon eine Polizei“Wanne“. Drinnen in der Muffkiste dicht gedrängt junge Polizisten. Ohne Mundschutz.
Der Verdacht drängt sich auf: hier geht es nicht um Infektionsschutz. Sondern um Macht.
Machtdemonstration eines Selbstdarstellers, der die Gesundheit der Einsatzkräfte wie die der Bevölkerung gefährdet.