Seyran Ateş bekommt den Preis >Das unerschrockene Wort< 2019

28. November 2018 | Politik | Keine Kommentare

Seyran Ateş bekommt den Preis „Das unerschrockene Wort“ 2019 für ihren Kampf für die Rechte muslimischer Frauen, für einen liberalen Islam und gegen politischen Extremismus in Deutschland und Europa.

Vorschlagstext des Vereins Zeit-Geschichte(n) vom August 2018:

Sehr geehrter Oberbürgermeister Dr. Wiegand, der Zeit-Geschichte(n) e.V. Halle schlägt für den Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ die Anwältin, Autorin und Imamin Seyran Ateş vor.

Die 1963 in Istanbul geborene und in Berlin in einer türkisch-kurdischen Gastarbeiterfamilie aufgewachsene Ateş absolvierte ein Jurastudium und setzte sich bereits als Studentin, später als Anwältin insbesondere für die Rechte muslimischer Frauen ein.
In ihrem Kampf gegen die Unterdrückung der Frau durch ein in ihren Augen falsches Islamverständnis wendet sie sich öffentlich gegen Zwangsverhüllung, Zwangsverheiratung, Kinderehen, Ehrenmorde, Genitalverstümmelung und Beschneidung von Kindern.
Ihre Arbeit brachte ihr immer wieder Morddrohungen ein, 1984 wurde sie Opfer eines Attentats und musste sich zwischenzeitlich aus der Öffentlichkeit zurückziehen.
Trotz des langwierigen Heilungsprozesses nach dem Attentat setzte sie ihr Engagement für Integration und Gleichberechtigung fort, bringt sich bis heute auf vielfache Weise in öffentliche Debatten zu Fragen der Integration und Migration ein und scheut auch den Widerspruch nicht.
Ihr Bemühen fand einen Höhepunkt im Jahr 2017 als Ateş in Berlin die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee gründete. Dort wird ein liberaler Islam gelehrt, Männer und Frauen beten gemeinsam. Gleichzeitig ließ sie sich als Imamin ausbilden. Damit rückte sie erneut ins Visier religiöser Fundamentalisten und erhielt über 100 Morddrohungen. Ateş steht seither rund um die Uhr unter Polizeischutz. Dennoch setzt sie unbeirrt ihre Arbeit fort und arbeitet derzeit im Rahmen der europäischen Bürgerinitiative STOP EXTREMISM an der Vorbereitung einer Anti-Extremismus-Richtlinie der Europäischen Union.

Mit ihrem großen Mut, der auch das höchste persönliche Risiko nicht scheut, ist Seyran Ateş im besonderen Maße preiswürdig für das „unerschrockene Wort“.

Dr. Udo Grashoff, Heidi Bohley, Anne Kupke

Preis „Das unerschrockene Wort“

Im Andenken an das Wirken Martin Luthers vergeben die sechzehn im „Bund der Lutherstädte“ zusammengeschlossenen Städte seit 1996 alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Preis „Das unerschrockene Wort“. Der Preis wendet sich an Personen, „die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass, aber auch beispielhaft über einen längeren Zeitraum hinweg, in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde oder den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten haben.“ Preisträger können aus Deutschland oder dem Ausland kommen.

Der Preis wurde erstmals 1996 in Worms verliehen; seit 1999 wird er im Zwei-Jahres-Rhythmus in einer der Mitgliedsstädte vergeben. Preisträger waren

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