Schüsse auf das AKW Bitterfeld

19. November 2018 | Politik | Keine Kommentare
Wie uns das Alternative Kulturwerk in Bitterfeld mitteilte, fiel Anfang letzter Woche den Bewohner/innen des Alternativen Kulturwerks in Bitterfeld auf, dass auf Teile der Außenbeleuchtung des Geländes geschossen wurde und damit auch ein Teil der Sicherheitsbeleuchtung zerstört wurde. Das Glas mehrerer Lampen war zerstört und in einem der Strahler konnten noch ca. 3mm große Metallkugeln sichergestellt werden. Die Anzahl sowie der Abstand der Einschüsse deutet auf eine mit Gasdruck betriebene Magazin-Waffe hin.
Da die zerstörten Lampen in einer Höhe von über 4m montiert waren und die Bewohner/innen des Projekts anfangs von einem technischen Defekt ausgingen, konnte der tatsächliche Sachverhalt leider erst einige Zeit später als Angriff auf das Projekt bzw. seiner Sicherheitsbeleuchtung erkannt und angezeigt werden. Leider erschwert dies auch das genaue Benennen eines Zeitpunkts des Angriffs, so dass wir von einem Zeitfenster von Ende Oktober bis Anfang November ausgehen müssen.
Dieser Vorfall setzt die Liste der Angriffe auf das Alternative Kulturwerk AKW des freien Trägers Multikulturelles Jugendcentrum e.V. fort. Zuletzt kam es 2014/ 2015 zu mehreren Übergriffen auf Personen des Vereinsumfelds und im April 2015 zu einem politisch rechts motivierten Brandanschlag, bei dem ein Wohnwagen ausbrannte und nur durch Glück keine Personen verletzt wurden. Nur einen Monat später kam es zum erneuten Versuch eines Brandanschlags auf das Gelände des AKW, durch zum Teil selbe Personen. Vor Gericht wurde der verübte Anschlag als Mordversuch gewertet.
Als ein mögliches Tatmotiv kann das vom Verein organisierte Konzert der Band Feine Sahne Fischfilet im Brauhaus Dessau am 06.11.2018 gesehen werden. Bereits gegen diesen Auftritt hatten Neonazis aus der Region mobilisiert und Drohungen ausgesprochen. Betrachtet man das aktuelle Bedrohungsszenario, dem die Band und alle, die sich aktiv Nazis in den Weg stellen, ausgesetzt sehen, kann der Anschlag auf das AKW aus unserer Sicht auch in diesem Zusammenhang verstanden werden. Der Beschuss des AKW wäre damit Teil einer neuen Welle der Eskalation rechter Gewalt.
In Schleswig-Holstein erhielten Lehrer, die einen Film über die Band zeigen wollten, Morddrohungen. Erst gestern musste in Chemnitz ein Konzert der Band unterbrochen werden, weil es eine Bombendrohung gegen das AJZ, in dem das Konzert stattfinden sollte, gab. Damit wurde, sehr wahrscheinlich von Neonazis, das dritte mal innerhalb weniger Wochen versucht, einen Auftritt der Band, die sich dezidiert gegen Neonazis und Rassismus positioniert, zu verhindern. Im Kontext dieser Ereignisse und Angriffe scheint ein unpolitischer Hintergrund der Schüsse auf das AKW unwahrscheinlich. Das Alternative Kulturzentrum möchte sich vom Anschlag nicht einschüchtern lassen und seine Arbeit fortsetzen.
Mitteilung des AKW Bitterfeld / MKJC e.V.
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