Schädlich darf seine volle Stasi-Akte nicht lesen – dieses Recht steht Opfern zu, nicht den Tätern

7. Dezember 2018 | Politik | 9 Kommentare

Die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, hat zum Fall Schädlich („IMS Walter Flegel“) Stellung bezogen. Sie sagt: „Es ist verständlich, dass Kritik an denjenigen geübt wird, die für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet haben und bereit waren, ihre Freunde und Kollegen zu bespitzeln. Diese Erfahrung hinterlässt tiefe Wunden. Sie können erst vernarben, wenn ehemalige inoffizielle und hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit dafür die persönliche menschliche Verantwortung
übernehmen. Nicht diejenigen sind die Opfer, deren damals geheime Stasi-Mitarbeit debattiert wird, sondern diejenigen, die bespitzelt und beschädigt wurden. Dr. Schädlich räumt ein, dass er hier einen Fehler gemacht hat und bedauert, dass er ihn nicht korrigieren kann. Aber: er kann zu Transparenz beitragen. Neue Erkenntnisse –
mit der Gefahr der Erpressbarkeit – müssen nur dann befürchtet werden, wenn bisher die Mitarbeit beim MfS nicht geleugnet oder kleingeredet wurde. Auch hinter einer Verpflichtung zur Mitarbeit bei der Staatssicherheit stehen persönliche Geschichten. Es wäre wichtig, wenn eine öffentliche Persönlichkeit, wie Dr. Schädlich darüber  informieren würde. Manchmal wurden Verpflichtungserklärungen erpresst, häufig aber waren inoffizielle Mitarbeiter proaktiv und begeistert tätig. Wie sah das bei Dr. Schädlich aus? Seine Stasi-Mitarbeit lag zwischen
den Jahren 1983 und 1989. Wie hat er sie beendet? Wie hat er sich zur Demokratiebewegung und zur friedlichen Revolution verhalten?“

Schädlich darf seine volle Stasi-Akte nicht lesen – dieses Recht steht Opfern zu, nicht den Tätern

„Herr Dr. Schädlich räumt ein, dass er seine Akte nicht gelesen habe. Nach  Stasiunterlagengesetz ist dies für ihn auch nur in den Teilen möglich, in denen er selbst Objekt der Beobachtung der Staatssicherheit war. Es ist nicht vorgesehen, dass ehemalige inoffizielle Mitarbeiter ihre Berichte noch einmal lesen und damit die Erinnerung an die von Ihnen geschädigten Personen auffrischen können.“

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