Realschulabschluss künftig deutlich schwerer? – Kritik an den Plänen des CDU-Bildungsministers

3. Mai 2021 | Bildung und Wissenschaft, Politik | Keine Kommentare

Trotz massiver Kritik hält Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner auch weiterhin an seinen Plänen fest, den  Zugang zum Realschulabschluss für Schülerinnen und Schüler zu erschweren. Geht es nach ihm, so sollen zukünftig bereits zwei Vieren im Zeugnis ausreichen, um die Realschule nicht mehr besuchen zu dürfen. Bisher gab es eine solche Regelung erst bei einem Gesamtnotenschnitt von Vier oder schlechter.

Tullner selbst verteidigte seine Pläne nun und erklärte, stets nur den Bildungserfolg der jungen Leute im Blick zu haben. Schließlich wolle er durch die neuen Regelungen erreichen, die Zahl der Schulabbrecher zu reduzieren, weil Schülerinnen und Schüler mit schlechteren Noten so zunächst angehalten seien, eine Hauptschulabschluss zu machen, ohne gleich auf der Realschule zu versagen.

Neben einer Petition zahlreicher Lehrkräfte Sachsen-Anhalts (HalleSpektrum berichtete) und großer Kritik der Lehrergewerkschaft GEW regte sich nun auch Widerstand gegen Tullner seitens der Grünen, der Linken und der SPD.

So erklärte die Vorsitzende des SPD-Landesverbandes, Juliane Kleemann etwa, dass Kinder gerade in dieser Zeit ein breites Unterstützungsangebot seitens der Politik erhalten sollten. Schließlich sei schon jetzt klar, dass zahlreiche Schülerinnen und Schüler aufgrund der Corona-Pandemie kaum aufzuholende Lerndefizite vorweisen würden. Statt zu helfen, erschwere es die neue Verordnung Tullners der jungen Generation jedoch die so dringend benötigte Hilfe.

Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen stellte derweil klar, dass es keine Gespräche oder gar Verständigung innerhalb der Koalition zu der vom Bildungsministerium geplanten Änderung der Versetzungsordnung gäbe. So sagte Cornelia Lüddemann, Vorsitzende der grünen Landtagsfraktion: „Bildungsminister Marco Tullner schwebt vor, Sekundarschülerinnen und Schüler zu benachteiligen. Da werden wir nicht mitmachen. Wir wollen, dass länger gemeinsam in der Schule gelernt wird. Die geplante Änderung der Versetzungsordnung ist falsch. Daher erwarten wir von Marco Tullner, dass er die Pläne dauerhaft beerdigt.“

Der bildungspolitische Sprecher und Fraktionsvorsitzende der Linken, Thomas Lippmann, ging mit Tullner noch härter ins Gericht. Seiner Meinung nach seien die Pläne des Ministers sogar bildungsfeindlich und würden den Fachkräftemangel im Land zukünftig noch weiter verschärfen:  „Minister Tullner lügt, wenn er behauptet, die Zwangszuweisung in den Hauptschulunterricht sei ein geeigneter Weg, um der dauerhaft viel zu hohen Zahl von Schulabbrechern entgegenzuwirken! Dass Minister Tullner versucht, der Öffentlichkeit einen solchen Bären
aufzubinden, kann nur seiner Verzweiflung im Kampf gegen den Lehrkräftemangel geschuldet sein!“ Ein so weitreichender Eingriff in bestehende Strukturen mit so gravierenden Folgen könne und dürfe nicht die Spielwiese eines einzelnen Ministers sein. Er forderte daher das gesamte Kabinett und den Ministerpräsidenten auf, den „Irrweg zu beenden“ bevor er beginne.

Unterstützung erhielt Tullner derweil nur von der AfD. Diese ließ verkünden, die Schritte des Ministers zu begrüßen, da sie die Leistungsmaßstäbe in deutschen Schulen endlich anhebe.

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