Petition gegen Tullners verschärfte Versetzungsordnung gestartet

29. April 2021 | Politik | 2 Kommentare

Lehrer aus Sachsen-Anhalt machen gegen Bildungsminister Tullners verschärfte Versetzungsgordnung mobil. Unter der Überschrift: „Bildungsperspektiven für Kinder offenhalten: Nein zu Tullners Verschärfung der Versetzungsverordnung“ fordern Sie den Minister in einer Online-Petition auf,  seine Pläne für die Verschärfung der Versetzungsordnung aufzugeben.

Denn noch  gilt für Sekundarschulen: haben Schüler*innen der Klasse 6 mindestens Note 4 auf dem Endjahreszeugnis, werden sie zum Realschulzweig zugelassen (eine 5 darf ausgeglichen werden). Die von Tullner geplante Änderung verschärft diese Regelung jedoch massiv und soll schon in diesem Jahr greifen. Stehen dann auf dem Zeugnis zum Beispiel in Deutsch und in Bio eine 4 (bei sonstigen Noten 1 bis 3), wird der Besuch des Realschulzweigs in Klasse 7 verwehrt und das Kind wird dem Hauptschulunterricht zugeordnet.

Zur Petition geht es hier lang: https://www.openpetition.de/petition/online/bildungsperspektiven-fuer-kinder-offenhalten-nein-zu-tullners-verschaerfung-der-versetzungsverordnun

In der Begründung heißt es:

„Ihre Maßnahme würde die Anstrengungen der Schüler*innen und Eltern, insbesondere die des letzten Jahres, missachten.

Nach einem Jahr Pandemie, in welchem sich Eltern zuhause aufopfern, um nebenbei den Job als Lehrer*in zu erfüllen, und Schüler*innen hart kämpfen, ist Ihr Entwurf ein Tritt gegen das Schienbein. Warum wollen Sie alle Anstrengungen nach Selbststrukturierung und Selbstmotivation dermaßen aberkennen?

Ihre Maßnahme würde viel zu früh in die Bildungsbiographien der Kinder eingreifen.

Bezogen auf die psychologische Entwicklung der Kinder wird vor allem eines deutlich: Schüler*innen brauchen Zeit sich zu entwickeln, dabei auch Krisen zu überwinden und zu lernen. Wir können aus der schulischen Praxis sagen, dass zum Ende der 6. Klasse noch nicht entschieden werden kann, wohin die Reise gehen wird. Daher halten wir es generell für fragwürdig, diese Einteilung in Klasse 6 vornehmen zu müssen; aber noch fragwürdiger ist Ihr Ansinnen, dies nun auch noch zu verschärfen!

Ihre Maßnahme würde die Reformen im Bildungssystem ausbremsen.

Seit Jahren bemühen sich Politik, Forschung und Schulen darum, Reformen im Bildungssystem voranzubringen. Alle Lernenden sollen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung haben. Ihr Plan steht den bildungspolitischen Bestrebungen des Bundes und der Länder, Inklusion in Schulen voranzubringen, entgegen. Warum wollen Sie jungen Schüler*innen ihr Recht auf Teilhabe und gleiche Bildungschancen einschränken?

Ihre Maßnahme würde das Problem der Finanz- und Lehrkräftenot lediglich verlagern.

Sie versuchen die Löcher, die der Lehrkräftemangel reißt, notdürftig zu stopfen. Mehr Schulabgänger*innen mit Hauptschulabschluss nach der 9. Klasse hieße, die dabei freiwerdenden Stunden der Kolleg*innen für die notwendige Sanierung eines unterbesetzten Schulsystems zu missbrauchen. Warum wollen Sie eine überfällige Bildungsreform nun unter Benachteiligung der Schüler*innen lösen?

Und was wird Ihre angestrebte Veränderung für den zukünftigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt bedeuten?

Wir bringen unseren Schüler*innen bei, dass man Fehler machen darf, denn sie sind gut, um daraus für die Zukunft zu lernen. Und ganz wichtig, wenn man etwas nicht weiß, sucht man sich Unterstützung, Expert*innen und Helfende. Sie, Herr Tullner, scheinen das nicht wissen zu wollen. Sie können aus Ihren bisherigen bildungspolitischen Fehlern lernen und deshalb fordern wir:

  • Verwerfen Sie Ihren Plan zur Verschärfung der Notenregelung für die Versetzung! Wenn Sie die Zahl der Schulabbrüche reduzieren wollen, statten Sie das Bildungssystem so aus, dass die Ursachen dafür behoben werden!
  • Entwickeln Sie ein zukunftsfähiges Schulkonzept für alle Schüler*innen in Sachsen-Anhalt! Allen Kindern stehen gleiche Chancen auf gute Bildung zu. Machen Sie sich das zur Priorität.
  • Beraten Sie sich mit Menschen aus der Praxis! Sprechen Sie mit den vielen engagierten Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen, pädagogischen Mitarbeiter*innen, Lehrer*innen, Eltern und vor allem den Schüler*innen unseres Bundeslandes über Probleme und deren Lösungen im Bildungssystem. Und hören Sie zu.
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