Neue Studierendenproteste richten sich gegen Land und Rektorat: Demoaufruf für 14. Juli

7. Juli 2021 | Politik | 6 Kommentare
Für den 14. Juli 2021 ruft der Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät der MLU wieder zu Protesten gegen die Unterfinanzierung der Universität auf. Zwischen 12 und 14 h soll  unter dem Motto “Kürzungswelle brechen – alle Fächer bleiben! #MLUnterfinanziert”  wieder eine Protestaktion  auf dem Universitätsplatz stattfinden.
Bereits am 2. Juni hatte es Proteste gegeben, die sich zunächst gegen die Landeregierung richteten. Später stellte sich jedoch heraus, dass die konkreten Kürzungspläne auf einem Alleingang des Uni-Rektors Tietje zurück gegangen waren (Hallespektrum.de berichtete).  Auch jetzt wird wieder sowohl gegen das Rektorat als auch gegen das Land protestiert: gegen das Land wegen der generellen Unterfinanzierung, gegen das Rektorat für die Umsetzung der Kürzungen, ohne die Studierenden einzubeziehen.

Protestiert wird auch gegen die bereits jetzt laufende Kürzungen, die beispielhaft dazu führen, dass die Südasienwissenschaft keine Vertretungsprofessur im kommenden Wintersemester bekommt, ein Masterstudiengang in der Gesangspädagogik geschlossen werden soll und das internationale Graduiertenkolleg unter massiven Streichungen leidet. „Während das Land sich seit Monaten nicht
zu der Finanzsituation äußert, sollen an der Martin-Luther-Universität schon Fakten geschaffen werden“, heißt es seitens des Fachschaftsrates: „Deshalb gehen wir mit einem klaren Signal auf die Straße: Wir werden diese einschneidenden Veränderungen nicht einfach abnicken. Sowohl die kommende Landesregierung als auch das Rektorat können sich solange auf unseren Protest einstellen, wie die MLU in ihrer Existenz bedroht ist“


Der Aufruftext im Original:


Kürzungswelle brechen – alle Fächer bleiben! #MLUnterfinanziert Protestkundgebung: 14. Juli 2021 / 12 – 14 Uhr / Universitätsplatz Halle (Saale) Zwei erfolgreiche Proteste liegen hinter uns: Anfang Juni haben bis zu 1.000 Studierende und Mitarbeiter*innen der MLU gezeigt, dass es hier
nichts zu Kürzen gibt. Viele Fächer sind bereits verschwunden, viele Professuren sind unbesetzt, Studentische Hilfskräfte können nicht eingestellt werden und Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen stecken in der Kettenbefristung. Es gab niemals die “fetten Jahre” für die Bildung, zumindest nicht für die Mitarbeiter*innen und Studierenden an der MLU.

Es gab nie “fette Jahre”!

Ende Juni gab es dann die Proteste der Agrarwissenschaftler*innen. Sie sehen zurecht ihren Lehrstuhl bedroht und wehren sich dagegen. Landwirt*innen, Studierende und Dozierende haben auf der Kundgebung gezeigt, wie wichtig die Agrarwissenschaft für die Gesellschaft ist. Wir
sagen klar: Die Agrarwissenschaft muss erhalten werden. Und das gilt auch für jedes andere bedrohte Studienfach – denn: Wissenschaftliche Expertise hilft uns, sich in der Welt  zurechtzufinden. Das ist niemals überflüssig, sondern immer nötig. Wissenschaft ist zentral für ein gutes Leben! Trotz der Proteste rollt die Kürzungswelle schonungslos heran: Der Akademische Senat hat einen Strukturprozess versprochen, der nach fachlichen Kriterien funktionieren soll.  Außerdem solle die Hochschulöffentlichkeit eingebunden werden. Davon ist bis jetzt noch nichts zu spüren – oder habt ihr eine Möglichkeit zur Partizipation gehabt?
Wir sind die Hochschulöffentlichkeit!


Wir wurden nicht gefragt – Fakten werden aber schon geschaffen. Etliche Professuren warten auf ihre Wiederbesetzung, aber die Ausschreibungen gehen seit Monaten nicht raus. Die Südasienwissenschaft muss seit einem Jahr ohne Professor*in auskommen. Im Wintersemester bekommt sie nicht einmal eine Vertretung, d.h. im WiSe kann niemand (!) seinen BA- oder MA-Abschluss machen. Wie soll eine faire Debatte stattfinden, wenn die kleinen Fächer seit Jahren kaum die Möglichkeit haben, über die Runden zu kommen?
Wir sagen NEIN zu diesem Prozess – wir sagen NEIN zum Austrocknen und Schließen!
Und noch krasser: Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät II hat gleich komplett kapituliert und präventiv ein Opfer gebracht. Während im Jahr 2018 die Bachelorstudiengänge der “Instrumental- und Gesangspädagogik” (IGP) mit dem Versprechen geschlossen wurden, das Fach
im Gesamten zu erhalten, hat dasselbe Gremium auf seiner letzten Sitzung kurzen Prozess mit dem  Masterstudiengang “Gesang- und Gesangspädagogik” gemacht. Das bringt auch die Ausbildung von Musiklehrer*innen in noch größere Gefahr!
Wir wollen nicht die Letzten sein, die an einer vielfältigen MLU studiert haben. Wir wollen nicht Jahre auf Vertretungsprofessor*innen warten. Wir wollen die Unterfinanzierung der MLU nicht durch Kannibalisierung lösen, sondern durch echte Lösungen: Über 15.000 Menschen verlangen per Petition genau das von der neuen Landesregierung. Es wird Zeit die Versprechungen aus dem Wahlkampf für bare Münze zu nehmen!


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