Linke Hochschulgruppe protestiert gegen Auftritt des rechten Politikwissenschaftlers Patzelt in der Leopoldina

14. Oktober 2020 | Politik | 5 Kommentare

Die Hochschulgruppe „SDS-Die Linke“ verbreitet heute eine Protestnote gegen den geplanten Auftritt des Politikwissenschaftlers Werner Patzelt. Patzelt gilt als in der rechtsextremen Szene zumindest als „gut vernetzt“. Ausgerechnet Patzelt soll am 15. Oktober in  der Leopoldina auftreten und über „mögliche Reaktionen auf den europäischen Populismus“ referieren.

Patzelt schreibt unter anderem für die rechtsextreme Zeitung „Junge Freiheit“ (2), für die neurechte und revisionistische „Preußische Allgemeine Zeitung“ (3) und für
das rechtspopulistische Portal „Hallo Meinung“, dem aufgrund dieser Einstellung im August die Gemeinnützigkeit entzogen wurde (4). Darüber hinaus tritt er beispielsweise gemeinsam mit Neonazis wie Benedikt Kaiser (dem rechtsextremistischen „Institut für Staatspolitik“) und dem AfD-Parteiphilosophen Marc Jongen
(5), bei der faschistischen „Deutschen Burschenschaft“ (DB) (6) oder der neurechten „Bibliothek des Konservatismus“ (BdK) (7) auf.

„Kurzum gibt es an sich wohl kaum eine antidemokratische und menschenfeindliche Struktur, der Patzelt noch keinen Besuch abgestattet hat“, so die LINKEN-Gruppe in ihrer Stellungnahme.  Zuletzt hat Patzelt laut Medienberichten auf einer Veranstaltung des AfD-Funktionärs Sven Ebert in Hohenweiden (Schkopau) gemeinsam mit dem der Corona-Leugner-Szene verhafteten Hans-Joachim Maaz von seinen Ansichten berichtet. (8)

Im Publikum war dabei unter anderem der „Identitäre“ Till-Lucas Wessels, der die Veranstaltung in der „Sezession“, dem Hausblatt von Götz Kubitscheks „Institut für Staatspolitik“, begeistert geschildert hat (9).

„Patzelt macht dort mit, wo Fake News, Antisemitismus, Rassismus und Sexismus sich die Klinke in die Hand geben. Egal ob es um Rassismus, Nationalismus, Antifaschismus oder Corona geht – Patzelt sympathisiert offensichtlich immer mit denjenigen, die sich für die autoritärste und reaktionärste „Lösung“ einsetzen. Er selbst beherrscht das Geschäft rechter Narrative aber auch nicht schlecht“ (SDS)

 Schon im Jahr 2000 setzte er sich für seinen Kollegen Lothar Fritze im „Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung“ (HAIT) ein, der das Hitler- Attentat von Georg
Elser als unmoralisch diskreditiert haben soll (10). Fritze referiert jetzt für das „Institut für Staatspolitik“ und bietet ein weiteres Beispiel für Rechte, die versuchen sich als demokratische Konservative zu inszenieren (11). Patzelt selbst hat schon die aktuelle Migration nach Europa mit der antiken Völkerwanderung verglichen (12), hält eine vermeintliche Überfremdung für eine reale „multikulturelle“ Vision (13) und hat sich schon als faktischer Verteidiger von „Pegida“ einen Namen gemacht. Bereits
2015 haben sich verschiedene Studierendengruppe, darunter die Juso-Hochschulgruppe Halle/Saale, der SDS Halle und der Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät I der MLU kritisch dazu positioniert, dass Werner Patzelt als ernsthafter Politikwissenschaftler fungieren kann (14).

An der TU Dresden, seiner Heimatuniversität, wurde die Kritik laut, dass er Wissenschaft mit seinen politischen Präferenzen vermischen würde (15). Das heißt konkret: Wer
Patzelt einlädt, bekommt seine Propaganda direkt mitgeliefert.

Besonders empärt ist der linke Studentenverband über einen Text, der einen Tag nach dem antisemitischen, rassistischen und antifeministischen
Terroranschlag von Halle verfasst wurde. Patzelt erwähnt darin den Anschlag auf die hallesche Synagoge und den vorherigen Mord an Walter Lübcke, verknüpft die faschistische Gewalt aber direkt mit dem Hinweis auf die „linke“ Gewalttätigkeit und mit der Erklärung, dass „wir“ uns mehr und mehr „gefühlsgeleitet
und allzu oft zum willkommenen Zweck, sich dem Feind gegenüber als `menschlich und moralisch überlegen` darzustellen“, in die politische Auseinandersetzung bewegen würden. Damit betreibt Patzelt nicht nur eine klare Verharmlosung des rechten Terrors, sondern sieht die Tendenz einer allgemeinen politischen Verrohung zumindest mittelbar als Ergebnis antifaschistischer Interventionen (16).

Verweise (Quelle: SDS):

1.

https://www.leopoldina.org/en/press-1/press-releases/press-release/press/2743/
2.

https://jungefreiheit.de/pressemitteilung/2020/werner-patzelt-in-der-jf-thueringen-zerreisst-die-cdu/
3.

https://paz.de/artikel/das-problem-sind-nicht-allein-die-polizisten-a1549.html
4.

https://www.hallo-meinung.de/autoren/werner-j-patzelt/ /
https://www.br.de/nachrichten/bayern/umstrittenes-portal-hallo-meinung-nicht-mehr-gemeinnuetzig,S8y5c5e
5.

https://twitter.com/Chronik_ge_Re/status/1144968645371674629/photo/2
6.

https://www.stura.tu-dresden.de/aktuelles/110530_prof_patzelt_die_burschenschaft_cheruscia_und_die_suche_nach_dem_platz_zwischen_cdu
7.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothek_des_Konservatismus#Veranstaltungen_und_Referenten
8.

https://www.mz-web.de/halle-saale/kenner-der-ostdeutschen-seele-sind-sie-ein-corona-leugner–herr-maaz–37425932
9.

https://sezession.de/63405/sonntagsheld-160-fuer-immer-punk
10.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/politologe-werner-patzelt-darf-nicht-mehr-behaupten-henke-verhalte-sich-wie-hitler/119316.html

11.

https://www.saechsische.de/ein-extremismus-forscher-auf-dem-rechten-weg-3904628.html

12.

https://www.theeuropean.de/werner-patzelt/wie-weiter-mit-europa-kommt-jetzt-die-neue-volkerwanderung/

13.

https://www.youtube.com/watch?v=nZu3CpeLbpE&feature=youtu.be
14.

https://wcms.itz.uni-halle.de/download.php?down=39076&elem=2897215 /
https://wjpatzelt.de/2017/02/06/hallenser-flaschenpost-aktuelle-fake-news-vom-juni-und-juli-2015/
15.

https://tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/news/stellungnahme-zu-den-oeffentlichen-anschuldigungen-von-prof-patzelt-bezueglich-einer-nicht-genehmigten-seniorprofessur

16.

https://wjpatzelt.de/2019/10/10/gedanken-zur-gewalt-in-deutschland/

 

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