Lehrkräftemangel bekämpfen – Vorschlag in Sachsen-Anhalt das Ein-Fach-Lehramt einzuführen

25. Februar 2022 | Bildung und Wissenschaft, Politik, Soziales | 2 Kommentare

 

In Deutschlands Schulen fehlen zahlreiche Lehrkräfte. – Soviel ist bekannt! Wie groß die Lücke jedoch tatsächlich ist, darüber wird aktuell noch gerätselt; denn Schule ist schließlich Ländersache und jedes Land hat seine eigenen Strategien, den Mangel zu bekämpfen und Zahlen zu erheben.

Allerdings ist es die Aufgabe der Kultusministerkonferenz (KMK), eine sogenannte Lehrkräftebedarfsprognose zu erstellen. Demnach wurde der bundesweit vorherrschende Lehrkräftebedarf bereits im Jahr 2020 auf etwa 363.000 Lehrstellen geschätzt. Jedoch ging man im selben Zeitraum davon aus, dass nur etwa 350.000 angehende Lehrerinnen und Lehrer ihr Studium beenden würden. Dies ergab einen Mangel von schätzungsweise mehr als 13.000 Pädagoginnen und Pädagogen, mit dem in den Schulen bereits vor zwei Jahren zu rechnen war und auch weiterhin umzugehen ist.
Während die Politik derweil noch immer über den angemessenen Umgang mit diesem Problem debattiert und jedes Land seinen eigenen Weg verfolgt, ist der Mangel in der Praxis vieler Schülerinnen und Schüler jedoch schon längst mit regelhaftem Unterrichtsausfall, einem verringerten Lehrangebot und auf Seiten vieler Lehrkräfte mit einer besonders hohen Arbeitsbelastung verbunden.
Auch im Landtag in Sachsen-Anhalt wurde am gestrigen Donnerstag über Strategien zum Ausweg aus dieser Misere debattiert. Dabei wurde unter anderem seitens der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen die Einführung des Ein-Fach-Lehramts beantragt. Hintergrund hierzu ist, dass es in Sachsen-Anhalt nämlich bisher die Pflicht gibt, dass alle Lehrkräfte im Studium mindestens zwei Unterrichtsfächer studiert haben müssen.
„Wenn wir den Lehrkräftemangel erfolgreich bekämpfen wollen, dann braucht es Lösungsansätzen, die bereits bei der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer ansetzen!“, betonte Olaf Meister, der hochschulpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, den Vorschlag seiner Partei. So sei insbesondere im Lehramt die AbbrecherInnen-Quote sehr hoch. Die Einführung der Möglichkeit, dass angehende Lehrkräfte mit nur einem Fach ihr Studium erfolgreich abschließen können, sei daher eine sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung dieses Problems.
Meister gab zudem zu bedenken, dass auch schon in anderen Bundesländern die Möglichkeit eines solchen Ein-Fach-Lehramts erfolgreich genutzt werde, um zumindest den Lehrkräfte-Bedarf in bestimmten Fächern decken zu können. „Für Sachsen-Anhalt wird im Bericht der Expertenkommission zum Lehrkräftebedarf festgestellt, dass zu wenig Kunstlehrerinnen und -lehrer ausgebildet werden. Deswegen sollte auch bei uns das Ein-Fach-Lehramt insbesondere für das Fach Kunst eingeführt werden. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass je nach Bedarf auch für weitere Fächer die Möglichkeit des Ein-Fach-Lehramts geprüft wird. Das bewährte Zwei-Fach-Lehramt sollte dabei also wie gehabt ebenfalls fortgeführt werden.“
Wie letztlich mit der immensen Bedrohung für Bildungsqualität und -gerechtigkeit im Land umgegangen werden wird, wird sich noch zeigen. Sicher ist nur: Die Generation der Schülerschaft von heute, hat keine Zeit mehr, lange Debatten und langsame Entscheidungsfindungsprozesse in die Tage gekommener Politiktreibender zu verkraften.
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