Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gegen Sigmund Jähn als Namenspatron
21. Dezember 2020 | Politik | 5 KommentareDie Diskussion um die Namensgebung des neuen Planetariums in Halle hat nun auch die Landespolitik erreicht. Birgit Neumann-Becker, Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, äußerte sich heute wie folgt: „Sigmund Jähn ist kein zukunftsfähiger Namenspatron für einen außerschulischen Lernort“
Die Einsicht in die Unterlagen des ehemaligen DDR-Geheimdienstes durch die MZ hätten gezeigt, dass der für die DDR strategisch wichtige Kosmonaut sowohl von der Geheimpolizei als Auskunftsquelle genutzt wurde und selbstverständlich auch Gegenstand von Beobachtung war.
„Die Frage aber, ob Sigmund Jähn Namensgeber für einen Ort sein kann, an dem junge Menschen ihren Blick in den Himmel richten, ist damit nicht beantwortet. Das Ministerium für Staatssicherheit war ein Machtinstrument der SED, deren prominentes Mitglied Sigmund Jähn selbst war. Er gehörte zu denen, die die Diktatur in der DDR repräsentierten und das System bis zum Schluss stützten“, schrieb Becker heute dazu.
„Sigmund Jähn ist zwar in den Weltraum gefahren, Demokratie und Freiheitsrechte haben für ihn aber keine Rolle gespielt. Noch am 1. Mai 1989 stand der General Jähn neben Erich Honecker auf der Tribüne in Berlin. Das ist keine Lappalie, sondern zeigt seine politische Position.
Während er für die DDR in die Weite des Weltraums flog, interessierten ihn die Selbstschuss-Anlagen an der DDR-Grenze nicht. Vermutlich hat er den Eisernen Vorhang, der Europa teilte, aus dem Weltall gesehen, gesprochen hat er darüber öffentlich nicht. Während er sich zum Aushängeschild der SED-Diktatur machen ließ, wurden in der DDR massenhaft Menschenrechte verletzt, z.B. indem Schülern aus Glaubens- und Gewissensgründen Bildungschancen verbaut wurden. Bis heute tragen die Betroffenen schwer an dieser Last. Jähn interessierte sich nicht für die Folgen der von ihm gestützten Diktatur“
Sigmund Jähn sei Repräsentant der SED-Diktatur gewesen und habe sich davon öffentlich nicht distanziert. Repräsentanten einer Diktatur eignen sich nicht als Namensgeber in der Demokratie, noch dazu an einem außerschulischen Lernort. Auch die Bildung in Naturwissenschaften und Technik brauche die Anbindung an Demokratie und Freiheitsrechte, für die Jähn keine Referenzperson ist.
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Der Hype um Sigmund Jähn hat für mich was von Pittiplatsch-Nostalgie.
Die staatlich angestellte Agit-Prop-Funktionärin macht genau den Propaganda-Job, für den sie schliesslich auch bezahlt wird. Sie hätte sie es allerdings schon zu Jähns Lebzeiten der ESA stecken können? Fraglich allerdings, ob die ESA auf solch eine hallesche Provinzposse überhaupt reagiert hätte.
Als Konsequenz ergibt sich: keinen Menschen als Namensgeber zu benutzen. Weder aus West, noch aus Ost. Was würde es wohl für eine Empörung unter Tier- oder Pflanzenschützern geben, sollte sich herausstellen der Namensgeber hätte dergleichen gegessen? Wie würde sich das zum Sozialismus oder den verbotenen Rechten verhalten? Nicht auszudenken. Gut, dass unsere Regieung so excellent weitsichtig und vorbeugend jeglichen Schaden von uns abwendet. Die Umfrage der MZ war eh nicht repräsentativ – auch MZ-Leser sind nur Konsumenten…
Ist ja witzig, im Stadtrat arbeitet die SPD aber mit ehemaligen Stasimitarbeitern zusammen. Auch in Thüringen arbeit man der Macht wegen mit einer Partei zusammen für die ehemalige Stasimitarbeiter im Parlament sitzen. Es muss halt einem Zweck gedient sein. Hexenjagd mehr ist das nicht, Herr Jähn kann sich ja nicht mehr wehren.
Richtig, das SED-Planetariumm „Siegmund Jähn“ auf der Peißnitz ist Geschichte und weg. Der Weltraumflug von Siegmund Jähn war keine besondere Leistung der DDR, aus Propagandagründen durften Kosmonaten aus den Satellitenstaaten der Sowjetunion nach und nach einige Runden in einem sowjetischen Raumschiff im Weltall drehen. Dass Siegmund Jähn eine netter Kerl gewesen sein soll, spielt bei der Namensfindung für das neue Planetarums keine Rolle, er wird in seinem Geburtsort Morgenröthe-Rautenkranz ausreichend geehrt.
Jetzt muss ein zukünftsträchtiger Name her, Astrometer, wie von heiwu vorgeschlagen, finde ich nicht schlecht.