Kreishandwerker immer weiter auf Putin-Kurs: Schreiben stellt indirekt das Existenzrecht der Ukraine in Frage

19. August 2022 | Politik | 35 Kommentare

Schon vor wenigen Wochen haben Vertreter der Kreishandwerkerschaft  ihre fehlende  Solidarität mit der Ukraine dargelegt, und offen Partei für die Putin-Diktatur ergriffen. Damals hatte sich die Dessauer Kreishandwerkerschaft für den Stop der Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Exponierter Sprecher war hier Dessauer Kreishandwerksmeister Krökel, der bereits für die AfD für den Kreistag kandidiert hatte.

Handwerker auf Putin-Kurs? Mitteldeutsche Kreishandwerksmeister fordern Ende der Sanktionen gegen Russland

Jetzt gibt es einen neuen Fall, der belegt, wie sehr die Kreishandwerkerschaften (nicht zu verwechseln mit der Handwerkskammer) rechte, Putin-freundliche Positionen  verfolgen.

Es kursiert wieder ein „offener Brief“ der Kreishandwekerschaft Halle-Saale-Kreis in den Medien:  Darin wird Bundeskanzler Scholz aufgefordert, die Sanktionen gegen Russland zu beenden. Aber nicht nur das: ziemlich direkt wird der Ukrraine die Mitschuld am Krieg gegeben („Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass dieser Krieg nicht erst am 24.02.2022 begonnen hat“), und ihre Existenzberechtigung in Frage gestellt. So heißt es in dem Schreiben:  „Laut Veröffentlichung von Transparency International Deutschland e.V. belegte die Ukraine im Jahr 2021 bei der Korruption Platz 122. Kein anderes europäisches Land schneidet hier schlechter ab. Keinesfalls kann bei der Ukraine daher von einem lupenreinen demokratischen Staat gesprochen werden. Und dafür wollen Sie Deutschland aufs Spiel setzen?“.

Unterschrieben haben den Brief:

Lothar Dieringer Kreishandwerksmeister der SHKO-Innung Halle,

Michael Wiecker, Obermeister der Landes-Konditor-Innung,

Michael Gipser, Obermeister der Glaser-Innung, Olaf Grünhage, Stellvertretender Kreishandwerksmeister KFZ –Innung Merseburg,

Alexander Dorber, Obermeister der Maler-und Lackiererinnung Halle-Saalekreis-Merseburg

Frank Gabler, Obermeister der Fleischerinnung Saale-Unstrut-Elster

Jens Stierwald, Obermeister der KFZ-innung Halle-Saalekreis

Thomas Wötzel, Obermeister der Baugewerkeinnung Halle-Saalekreis

Jens Schleier, Obermeister der Landesinnung für das Elektromaschinenbauerhandwerk Sachsen-Anhalt

Jörg-Trautenhahn, Obermeister der Elektroinnung Halle-Merseburg – Saalekreis

Frietjof Thieme, Obermeister der Landesinnung für das Elektromaschinenbauerhandwerk Sachsen-Anhalt

Jan Beyreuter, Obermeister der Metallhandwerks Querfurt/Nebra,

Marcel Hoffmann, Obermeister der Innung des Dachdeckerhandwerks Halle

Frank Liebchen, Obermeister der SHK-innung Merseburg-Querfurt

Jens Fischer, Obermeister der Innung der Gold und Silberschmiede im Kammerbezirk Halle

Daniel Börner, Obermeister der Schornsteinfegerinnung im Kammerbezirk Halle

 

Wortlaut des gesamten Briefes:

„Offener Brief

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

eingangs möchten wir betonen, dass der Angriff Russlands auf die Ukraine ein klarer Verstoß gegen Artikel 2 der UN-Charta ist und von uns als schweres Verbrechen gesehen und kritisiert wird. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass dieser Krieg nicht erst am 24.02.2022 begonnen hat. Das näher zu erläutern ist aber nicht Sinn und Ziel dieses Briefes.

Wir machen uns berechtigte Sorgen. Sorgen um die Zukunft unserer Kinder und Enkel, Sorgen um den Fortbestand unserer Betriebe, Sorgen um unser Land. Am 8. Dezember 2021 habe Sie geschworen, dass Sie Schaden vom deutschen Volk abwenden werden. Wir appellieren an Ihre Ehre: Erfüllen Sie diesen Schwur!

Wir als Handwerker wissen aus vielen Gesprächen mit unseren Kunden, dass die breite Mehrheit nicht gewillt ist, für die Ukraine ihren schwer erarbeiteten Lebensstandard zu opfern. Es ist auch nicht unser Krieg!

2002 hat Ihr Parteimitglied Peter Struck sich dahingehend geäußert, dass die Sicherheit Deutschlands am Hindukusch verteidigt wird. Dass sich das als Fehleinschätzung herausgestellt hat, kann wohl keiner in Zweifel ziehen. Wird jetzt die Sicherheit Deutschlands in der Ukraine verteidigt? Nein, es ist 20 Jahre später wieder der gleiche Fehler.

Laut Veröffentlichung von Transparency International Deutschland e.V. belegte die Ukraine im Jahr 2021 bei der Korruption Platz 122. Kein anderes europäisches Land schneidet hier schlechter ab. Keinesfalls kann bei der Ukraine daher von einem lupenreinen demokratischen Staat gesprochen werden. Und dafür wollen Sie Deutschland aufs Spiel setzen?

Es rumort in Deutschland. Die Preise steigen in einem Tempo, dass „Otto Normalverdiener“ seinen Lebensunterhalt bald nicht mehr bezahlen kann. Dann werden auch ganz normale notwendige Handwerksleistungen unerschwinglich, was zu Entlassungen und Schließungen von Betrieben führen wird. Wollen Sie der Kanzler sein, der Deutschland in den Ruin getrieben hat? Wollen Sie wirklich für die Ukraine Ihr Land opfern?

Es werden Hilfspakete am laufenden Band geschnürt, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für die nachfolgenden Generationen. Es wird einem schwindlig, wenn man die Milliarden und Abermilliarden Schulden sieht, die Ihre Regierung aufnimmt. Alles selbstverständlich immer mit einer entsprechenden Argumentation, warum es nicht anders geht. Sie versuchen damit jedoch nur die Symptome zu bekämpfen. an den Ursachen ändern Sie nichts. Das ist keine nachhaltige Politik!

Wir fordern daher von Ihnen: I. Sofortiger Stopp aller Sanktionen gegen Russland. Am 23.03.22 haben Sie im Deutschen Bundestag erklärt, dass die Sanktionen uns nicht mehr schaden dürfen als Russland. Jeder, der sich ohne ideologische Scheuklappen das Ergebnis der bisherigen Sanktionen anschaut, kommt unweigerlich zu der Erkenntnis dass seitdem deutlich mehr Geld in die russischen Kassen gespült wurde, als vor den Sanktionen. Europa, und im speziellen Deutschland, sind die eindeutigen Verlierer. Stehen Sie zu Ihrem Wott! 2. Sofortige Aufnahme von diplomatischen Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. Voraussetzung ist eine realistische Einschätzung der Lage. Niemand kann ernsthaft glauben, dass Russland auf die Krim verzichten wird. Wer das als Bedingung für Verhandlungen macht, hat kein Interesse an einem baldigen Ende des Krieges 3. Alle politischen Entscheidungen sind auf den Nutzen für das deutsche Volk zu überprüfen – sc. wie Sie es geschworen haben.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wir richten diesen dringenden Appell an Sie, weil die Lage sehr ernst ist, ernster als sie je zuvor nach Kriegsende in unserem Lande war. Wir reden hier nicht von I oder 2 °C weniger Raumtemperatur oder ob Schwimmbäder ihre Wassertemperatur senken müssen. Wir reden hier vom Sterben Deutschlands! Das erkennen viele Menschen in unserem Land, warum Sie nicht? Kürzlich stand in unserer lokalen Presse, dass Fiebersaft für Kinder schwer zu beschaffen ist. Wir denken nicht, dass das die Ziele Ihre Politik sind. Es sind aber die Auswirkungen davon. Ändern Sie Ihren Kurs. Im Interesse unserer Heimat. “

 

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