Koalitionsstunk um Feine Sahne Fischfilet

18. Oktober 2018 | Politik | 7 Kommentare

Am 6. November findet wieder ein Teil der Veranstaltungsreihe „ZDF@Bauhaus“ statt. In dem Programm sollen Musiker von Rang auf der historischen Bauhaus-Bühne in Konzerten auftreten. Doch nun droht Ungemach: die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt hat etwas gerochen: nämlich, dass die umstrittene, aber auch populäre Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“ aus Rostock auftreten soll.

Die ist nämlich nicht nur für ihr entschlossenes Auftreten gegen Rechtsextremismus bekannt (so neulich bei „Wir sind mehr“), sondern stand schon einmal 2015 selbst auf der Beobachtungsliste des Verfassungsschutzes (heute allerdings nicht mehr).

Die Einladung der Band sei „schwer bis nicht nachvollziehbar“, soll ein Regierungssprecher der CDU-geführten Staatskanzlei gegenüber dem ZDF geäußert haben. Mittlerweile wurde wohl auch die Stiftung Bauhaus vorgeschoben: nach Medienberichten pocht sie auf ihr Hausrecht, und verlangt Einflussnahme auf das Programm.  Mit scharfen Worten reagiert nun der Koalitionspartner SPD: der medienpolitische Fraktionssprecher, Holger Hövelmann, hat sich „sehr besorgt“ über die Intervention der Staatskanzlei gegen das Bühnenprogramm für das Livekonzert geäußert: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in seiner redaktionellen Arbeit unabhängig. Daran darf niemand rühren, und die Politik sollte sich davor hüten, denen recht zu geben, die die öffentlich-rechtlichen Sender als ,Staatsrundfunk‘ und ,GEZ-Journalisten‘ denunzieren.“ Politische Äußerungen zu Programminhalten verlangten Fingerspitzengefühl, sagte Hövelmann. „Fingerspitzengefühl beweist die Staatskanzlei in diesem Fall am ehesten, indem sie auf ihre Intervention verzichtet.“

Von staatlicher Seite gegen ein Kulturprogramm „ausgerechnet am Bauhaus Dessau“ vorzugehen, sei „hoch problematisch“, findet auch die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion, Angela Kolb-Janssen. „Niemand muss FeineSahneFischfilet mögen“, so Kolb-Janssen, „aber man muss aushalten, dass am Bauhaus ein freier Geist weht – dafür haben wir diese Stiftung. Ich erwarte, dass niemand aus der Landesregierung versucht, in die Programmarbeit in Dessau inhaltlich hineinzuregieren.“

Inzwischen gibt es auch die ersten Stellungnahmen zur Absage:

Die Stiftung Bauhaus möchte, dass das Konzert der Band „Feine Sahne Fischfilet“ abgesagt wird. Das Konzert soll im Rahmen der Reihe „ZDF@Bauhaus“ in Dessau stattfinden. Dazu äußerte sich auch die Staatskanzlei in den Medien. „Für mich ist es völlig unverständlich, warum sich die Staatskanzlei in die Freiheit der Künste und die Programmautonomie des ZDF einmischt,“ sagt Wolfgang Aldag, kulturpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Auch die grüne Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann kritisiert, dass das Bauhaus Dessau die Absage des Konzerts wünscht. „Das Bauhaus ist 1932 auf Betreiben der Nazis aus politischen und ideologischen Gründen geschlossen worden. Jetzt aus politischen Erwägungen in die Programmgestaltung des ZDF einzugreifen, halte ich für gefährlich geschichtsvergessen. Das Bauhaus sollte nie wieder mit Einschränkungen von künstlerischer Meinungsäußerung in Verbindung gebracht werden.“

Lüddemann hat gegenüber der Direktorin angekündigt, als Vertreterin des Landtages im Stiftungsrat Bauhaus, die aktuellen Vorgänge um die Veranstaltungsreihe zdf@bauhaus kritisch in der nächsten Sitzung des Stiftungsrates am 7. November zu thematisieren.

„Vage Indizien einer Bedrohungslage, die durch die Anmeldung einer rechtextremen Kundgebung in der Nähe des Veranstaltungsortes auftreten, dürfen kein Grund sein, das Konzert abzusagen. Besucher aber auch das Weltkulturerbe selbst zu schützen, ist selbstverständlich Aufgabe der Polizei“, stellt Lüddemann klar.

„Die Band selbst, wie auch wir, distanziert sich von den Texten aus ihrer Anfangszeit. Wir erkennen an, was Feine Sahne Fischfilet durch ihre kritische Auseinandersetzung gegen Rechtsextremismus geleistet haben.“

 

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