Kernfusion: Öko-Kleinpartei ist schon einmal dagegen

9. Juni 2023 | Politik | Keine Kommentare

Auch wenn es sie noch nicht gibt, und zunächst wohl zu den heißen Träumen der Energiepolitik gehört: die Kernfusion wird immer als Ausweg aus der CO2-Krise gehandelt : die Kleinstpartei ÖDP hat sich dennoch schon einmal positioniert.

„ÖDP will lieber dezentrale Energiewende fördern  “ heißt es in ihrer Erkläung heutigen Erklärung:  „Im Schatten des Angriffs auf die Ukraine gewinnt die Kernenergie immer mehr Auftrieb. Vor allem Union und FDP wittern Morgenluft, die demokratisch beschlossene Energiewende zu unterwandern. „Kernenergie ist keine Alternative. Ihre Nutzung ist zu gefährlich und teuer. Ein gezielter Angriff oder eine schwere Sabotageaktion gegen ein Kernkraftwerk kann eine ganze Region langfristig unbewohnbar machen. Zudem sind alle Großkraftwerke als militärische Ziele interessant“ so Charlotte Schmid, Bundesvorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP – Die Naturschutzpartei).

Die Naturschutzpartei ist davon überzeugt, dass auch Kernfusion keine Alternative darstellt. Die Erforschung ihrer energetischen Nutzung würde zu lange dauern, der Beitrag für den Klimaschutz käme zu spät. „Bislang liefert kein einziger Fusionsreaktor unter dem Strich Energie. Kernkraftwerke jeder Art würden zudem zentrale Versorgungsstrukturen zementieren. Interesse daran haben nur wenige, die sich davon Macht und hohe Gewinne zu Lasten des Gemeinwohls erhoffen,“ stellt Charlotte Schmid klar.

Die ÖDP setzt verstärkt auf Nutzung klimafreundlicher erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene in der Hand von Bürgerinnen und Bürgern. Die dezentralen und kleinteiligen Versorgungsstrukturen führen zu größerer Unabhängigkeit und weniger Ressourcenkonkurrenz. Selbst große Windkraftanlagen könnten auf etwa sechs Prozent der Landesfläche Deutschlands in Einklang mit Anwohner-, Arten-, Natur- und Landschaftsschutz genutzt werden. (Pape, Thylmann, Peters, Hink, & Geiger, 2022). So viel Freifläche will die ÖDP gar nicht nutzen. Zwei Prozent für Windkraft und zwei Prozent für Photovoltaikanlagen auf Freiflächen und in Kombination mit Landwirtschaft (Agri-PV) müssen reichen. Gebäude und bereits versiegelte Flächen sollen vorrangig genutzt werden.

Unter erneuerbaren Energien versteht die ÖDP nur solche, die beständig verfügbar sind oder sich durch natürliche Zyklen wie Pflanzenwachstum innerhalb kurzer Zeit vollständig regenerieren. Kernkraft, fossile Brennstoffe wie Erdgas, sowie nicht nachhaltig gewonnene Biomasse, Torf und nicht recyclebare Abfall- und Reststoffe, die aus fossilen Energieträgern hergestellt wurden, sind keine erneuerbaren Energien und werden abgelehnt.“

Wie weit ist der Stand der Technik bei der friedlichen Kernfusion?

Das was die ÖDP befürchtet, ist zur zeit noch ziemliche Zukunftsmusik: die friedliche Nutzung der Kernfusion ist ein langfristiges Ziel vieler Wissenschaftler auf der Suche nach sauberer und unbegrenzter Energie. Kernfusion ist der Prozess, bei dem leichte Atomkerne wie Wasserstoff zu schwereren Elementen wie Helium verschmelzen und dabei große Mengen an Energie freisetzen, ähnlich wie in der Sonne.

Um die Kernfusion auf der Erde zu kontrollieren, sind hohe Temperaturen und Drücke erforderlich, um ein Plasma zu erzeugen, in dem die Elektronen von den Kernen getrennt sind. Das Plasma muss dann stabilisiert werden, um die Fusion zu ermöglichen. Dies ist eine technische Herausforderung, die intensive Forschung und Entwicklung erfordert.

Es gibt verschiedene Konzepte zur Erzeugung von Fusionsenergie, wie den Tokamak, den Stellarator, den Pinch oder den magnetischen Spiegel. Derzeit wird der Internationale Thermonukleare Experimentelle Reaktor (ITER) gebaut, das größte und ehrgeizigste Fusionsprojekt der Welt. ITER ist eine internationale Zusammenarbeit von 35 Ländern und soll 2025 fertiggestellt und 2035 den Fusionsbetrieb aufnehmen.

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) fördert die Zusammenarbeit und Koordination, um die bestehenden Lücken in Physik, Technologie und Regulierung zu schließen und die friedliche Nutzung der Fusionsenergie voranzutreiben. Die IAEA veröffentlicht die wissenschaftliche Zeitschrift „Nuclear Fusion“ und organisiert regelmäßig Konferenzen über Fusionsenergie.

Die friedliche Nutzung der Kernfusion ist damit ein vielversprechendes, aber noch nicht erreichtes Ziel. Es bedarf weiterhin umfangreicher Forschung, Entwicklung und Innovation, um diese Energiequelle für die Menschheit nutzbar zu machen.

 

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