„HWG geht rechtswidrig mit Denkmal um“
3. Januar 2019 | Politik | 10 KommentareDer Arbeitskreis Innenstadt teilte uns in einer Stellungnahme mit: Während der gesamten Zeit der Nutzung des Grundstückes Hafenstraße 7 wurde dem Capuze e.V. unrechtmäßiges Handeln in verschiedenster Hinsicht vorgeworfen, meist ohne Nachweis. Man sollte selbstverständlich davon ausgehen, dass die HWG als städtische
Wohnungsgesellschaft nach der Rückübernahme größten Wert auf klare Rechtskonformität ihres Handelns legt. Erstaunlicherweise war bisher das Gegenteil zu erleben. Wenige Tage nach der Übernahme wurde das Gelände rabiat beräumt und neben einer in den letzten zwei Jahren angelegten Terrasse und älteren Gewächshäusern auch das Kessel- und Reglerhaus der ersten halleschen Gasanstalt abgerissen. Der zeittypisch durchaus ansprechend gestaltete Klinkerbau wurde 1894 errichtet und war als Teil des ausgewiesenen Kulturdenkmals Hafenstraße 7 ein interessantes und wichtiges Zeugnis der Industriegeschichte Halles. Die Entwicklung und Bedeutung des Geländes und seiner Bauten ist sehr fundiert dokumentiert in dem vom Capuze e.V. 2018 herausgegebenen Heft „Geschichte eines vergessenen Denkmals. Die Gasanstalt I in der Hafenstraße 7 Halle an der Saale“. Ein solcher Abriss wie auch jede andere bauliche Veränderung hätte natürlich, wie jeder Denkmaleigentümer wissen sollte, einer vorherigen Genehmigung in einem geordneten Antragsverfahren bedurft. Auch war der Zustand des Gebäudes keinesfalls so schlecht, dass daraus ein Komplettabriss zu rechtfertigen gewesen wäre. Durch den Capuze e.V. war es durch Beräumung von nassem Schutt und Gerümpel und Notreparatur des Daches und des Gebäudesockels in einen solchen Zustand versetzt, dass es als Werkstatt und Lager genutzt werden konnte. Es ist überhaupt nicht erkennbar, warum es nicht im Rahmen einer künftig von
der HWG vorgesehenen Wohnnutzung des Grundstücks in ebensolcher Weise hätte einbezogen werden können.
Ein sachlicher Grund für die an den Tag gelegte Eile bei der Beräumung des Grundstücks ist nicht erkennbar. Die Beseitigung des Baudenkmals geschah unmittelbar vor den
Weihnachtsfeiertagen, wo die Aufmerksamkeit allgemein ganz anderen Dingen zugewandt ist. Dennoch wurden die Geschehnisse beobachtet und in Beiträgen der Städtischen Zeitung (https://staedtische-zeitung.de) vom 20. und 21.12.2018 dokumentiert. Der Mitteldeutschen Zeitung waren die brisanten Ereignisse bis heute keine Meldung wert. Eine weitere öffentliche Wahrnehmung erscheint aber dringend geboten.
HWG spricht in dreister Weise von Missverständnis
Der Geschäftsführer der HWG, Jürgen Marx, spricht von einem „bedauerlichen Missverständnis“. Das ist eine äußerst dürftige Einlassung für einen klaren Bruch des
10 Kommentare
Kommentar schreiben
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
„neben einer in den letzten zwei Jahren angelegten Terrasse“
„Durch den Capuze e.V. war es durch Beräumung von nassem Schutt und Gerümpel und Notreparatur des Daches und des Gebäudesockels in einen solchen Zustand versetzt, dass es als Werkstatt und Lager genutzt werden konnte.“
Oder war das alles auch „nur“ Farbe, was dennoch einen Eingriff bedeuten würde. Frage mal die Leute vom Denkmalschutz, in Halle wahrlich keine lustigen Gesellen.
Der Bunker, auf dem Foto rechts, ist doch wohl nicht die Vorlage für die weitere Bebauung dort?
Ich habe von Eingriff in die Substanz gesprochen. Schmierereien auf ohnehin abgängigem Material dürften wohl nicht dazu gehören.
Das war aber ein billiger Trollversuch hei-wu, es steht sogar im Text. Für weitere Hinweise auf die „Verschönerungen“ schau dir die Vor und Nachher Fotos an. Bleiben diverse Verstöße gegen einen von der HWG.
…oder die Abholzung von zahlreichen Bäumen zwecks neuem Deichbau, ohne dass es in der Verantwortung…und ohne dass der Stadtrat das beschlossen hätte…und die Zerstörung der Halle-Saale-Schleife- Teilstrecke…
Nach einer kurzen Pause erleben wir jetzt den zweiten
Teil des Dramas „Hasi“. Wegen allgemeiner Beiebtheit
sowohl des Stoffes als auch der Darsteller ist die Anzahl der Teile noch ncht absehbar. Man kann es jetzt schon als einen Mehrteiler, und ja: einen Blockbuster bezeichnen. Die Zuschauer dürfen gespannt sein- mit Recht. An Diskussionsstoff wird es
jedenfalls nicht fehlen. Halle ist ja DIE Kulturstadt.
Besonderer Dank schon jetzt dem umtriebigen Intendanten und seinen Helfern. 🙂
Die haben aber – im Gegensatz zur HWG – keinen Eingriff in die Denkmalsubstanz vorgenommen.
Die HWG wird sich aber ggf. dem Rechtsstaat stellen.
Hoffentlich unterstützt ihr auch entsprechende Ermittlungen gegen die Vandalen vom Hasi, da haben euch die schweren Verstöße ja über Jahre nicht gestört.
Solche einmaligen Gelegenheiten, wie die zu Ende gegangene Hausbesetzung muss man schließlich ja ausnutzen, um Fakten im Eigeninteresse zu schaffen.
Wer (und welche Staatsanwaltschaft) hat denn da noch Interesse an einer Verfolgung einer (möglichen) Straftat?
Wenn es keine Abbruchgenehmigung gab, könnte hier eine Straftat vorliegen. Die Verantwortlichen wären gut beraten, sich einen anderen Anwalt zu nehmen.
Ohne näher auf die Sachlage eingehen zu wollen, sei mir eine Bemerkung doch erlaubt, denn “ bedauerliche Missverständnisse“ geschehen mir in dieser Stadt doch all zu offt. Ich erinnere nur an den Abriss des Planetariums auf der Peißnitz.