Halles Bühnen fehlen 6,5 Mio – Wiegand kritisiert Geschäftsführer
14. Mai 2013 | Politik | Ein KommentarOberbürgermeister Bernd Wiegand hat heftige Kritik am Geschäftsführer der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, Rolf Stiska, geübt. Grund sind dessen Aussagen im Rahmen der Beigeordnetenkonferenz zur finanziellen Situation der halleschen Bühnen, sollten die Landeszuschüsse sinken.
Um darauf zu reagieren gebe es nur zwei Möglichkeiten, so Stiska: die TOO geht in Insolvenz oder die Stadt springt für die sinkenden Zuschüsse ein. „Diese Hopp- oder Topp-Methode vertrete ich nicht“, so Wiegand. „Ich halte es für problematisch, so zu agieren.“ Es gebe immer eine andere Lösung. „Für Hopp oder Topp stehe ich nicht zur Verfügung.“
Wiegand stellte zudem in Frage, ob es Aufgabe eines Geschäftsführers ist, eine Demonstration anzuführen. Stiska hatte in der Vollversammlung der TOO GmbH alle Mitarbeiter dazu aufgerufen, sich am 21. Mai an einer Demonstration gegen zu beteiligen. Auf die Straße zu gehen halte er durchaus für wichtig, sagte Wiegand. Doch parallel müsse es von Seiten der Stadt auch die ruhigen Verhandlungen geben. Er sei auch nicht für Kürzungen, so Wiegand, und wolle den Zuschuss halten. Wiegand will nun, dass Stiska die Kostenstruktur der einzelnen Bereiche vorlegt.
Stiska hatte zuvor von einer großen Problematik gesprochen. „Wir sind in einer Lage, wo die Erlöse kaum entwicklungsfähig sind“, so der TOO-Chef. Konfrontiert sei man auf der anderen Seite mit Tariferhöhungen und Kostenmehrbelastungen. Der aktuelle Zuschuss von Stadt und Land beträgt 33,6 Millionen Euro. Selbst bei einem gleichbleibenden Zuschuss steuere man damit in der kommenden Spielzeit 2013/14 auf ein Betriebsergebnis von Minus einer Million Euro zu. „Das kriegen wir noch irgendwie hin, wenn wir Investitionen zurückschrauben und die Möglichkeiten der Liquidität ausschöpfen.“ In der Spielzeit 14/15 verschärfe sich die Situation erheblich. So laufe der Haustarif im Sommer 2014 aus, wodurch sich die Deckungslücke auf 3,5 Millionen Euro bei gleichbleibenden Zuschüssen erhöhen würde. Zugleich gelte aber ein Kündigungsschutz bis 2015. „Selbst bei einer Rückkehr zum Flächentarif ist kein Abbau machbar, sondern es muss voll finanziert werden“, sagte Stiska.
Zugleich stelle sich als Problem dar, dass es vom Land keine Zuschussdynamisierung gebe. Das Land gebe keine Sicherheit. Stattdessen werde man damit konfrontiert, „dass die Landesregierung darauf zielt, die Landeszuschüsse zu reduzieren.“ Der Kulturkonvent habe, so Stiska, eine Erhöhung von derzeit 85 auf 100 Millionen Euro erhöhen, das Land wolle dagegen auf 75 Mio kürzen. Insbesondere drohen den Theatern Halle und Dessau Kürzungen von 36 auf 29 Millionen. Angesichts dieser Entwicklungen gebe es keine Basis für eine Fortsetzung des Haustarifvertrages. Dies sei ein Problem, welches erst einmal den Stadthaushalt treffe. „Alles was fehlt, muss die Stadt zusätzlich finanzieren.“ Daher gebe es nur zwei Möglichkeiten. „Die Stadt schließt die Deckungslücke oder die Gesellschaft geht in Insolvenz“, so Stiska. Es gebe keine Möglichkeit, bei der Kostenstruktur, ernsthaft dagegen halten. 80 Prozent würden Personalkosten ausmachen, 10 Prozent der Etat für die Häuser und lediglich 10 Prozent seien beweglich für den Spielbetrieb. „Da ist überhaupt keine Beweglichkeit.“ Und selbst bei einer Insolvenz hätte die Stadt das Problem, weil es einen Personalüberleitungsvertrag gebe. Demnach fallen 90 Prozent des vorhandenen Personals zurück an die Stadt und müssen dann laut Stiska zum Flächentarifvertrag weiterbeschäftigt werden. Einzig auf jüngere eingestellte Schauspieler und Sänger treffe das nicht zu. Doch auf die sei man angewiesen und andernfalls nicht mehr spielfähig.
Sitskas Vorschlag: entweder die Stadt bekenne sich zum Erhalt der GmbH mit Haustarifverträgen, oder die Stadt entschließe sich zu frühestens ab 2015 möglichen Kündigungen. „Eine Million Euro sind 30 Beschäftigte“, so Stiska. Weil Aber durch den auslaufenden Haustarifvertrag 3,5 Millionen Euro fehlen und vom Land Kürzungen von weiteren drei Millionen Euro drohen, fehlen ab 2014/15 insgesamt 6,5 Millionen Euro. In dem Falle müsste sich die Stadt entschließen, ein Einsemble wegzunehmen – beispielsweise bei der Oper. „Das sind alles Horrorvisionen“, so Stiska
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