Grundsteuer: Sachsen-Anhalt will aufkommenneutrale Reform
17. Juni 2019 | Politik | 8 Kommentare
Angesichts des Kompromisses im Koalitionsausschuss auf Bundesebene zur Reform der Grundsteuer kündigt Finanzminister André Schröder eine Prüfung der beabsichtigten Länderöffnungsklausel für Sachsen-Anhalt an. Ziel sei es, die Reform nicht nur bundesweit sondern auch in Sachsen-Anhalt aufkommensneutral, d. h. ohne zusätzliche Gesamtbelastung für den Bürger zu gestalten.
Hintergrund bildet das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 10.April 2018: „Die Regelungen des Bewertungsgesetzes zur Einheitsbewertung von Grundvermögen in den „alten“ Bundesländern sind jedenfalls seit dem Beginn des Jahres 2002 mit dem allgemeinen Gleichheitssatz unvereinbar. Das Festhalten des Gesetzgebers an dem Hauptfeststellungszeitpunkt von 1964 führt zu gravierenden und umfassenden Ungleichbehandlungen bei der Bewertung von Grundvermögen, für die es keine ausreichende Rechtfertigung gibt. Mit dieser Begründung hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts die Vorschriften mit Urteil vom heutigen Tage für verfassungswidrig erklärt und bestimmt, dass der Gesetzgeber spätestens bis zum 31. Dezember 2019 eine Neuregelung zu treffen hat. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfen die verfassungswidrigen Regeln weiter angewandt werden. Nach Verkündung einer Neuregelung dürfen sie für weitere fünf Jahre ab der Verkündung, längstens aber bis zum 31. Dezember 2024 angewandt werden.“
Die Grundsteuer für Grundstücks- und Haus-Eigentümer teilt sich in Grundsteuer A für land- und forst-wirtschaftliches Vermögen und Grundsteuer B für bebaute oder bebaubare Grundstücke od. Gebäude. Sie fußt auf drei Komponenten: dem Einheitswert des Objektes (oft veraltet, in Westdeutschland aus 1964, in den ostdeutschen Ländern aus 1935!), der je nach Nutzung unterschiedlichen Steuermesszahl und dem Hebesatz, den jede Kommune selbst festlegt. Allein in Sachsen-Anhalt haben Städte und Gemeinden im Jahr 2016 etwa 251 Millionen Euro und im Jahr 2017 ungefähr 258 Millionen Euro an Grundsteuern eingenommen. Wenn die neue Regelung bei der Grundsteuer in Kraft ist, müssen die Finanzämter in Sachsen-Anhalt ca. 1,1 Millionen wirtschaftliche Einheiten im Land neu bewerten.
nach der von der Bundesregierung beschlossenen Reform soll als Bemessungsgrundlage sollen zukünftig nur Nutzfläche eines Gebäudes verwendet werden. Der Wert der Immobilie selbst bleibt unberücksichtigt. Das könnte innerhalb einer Gemeinde zu sozialen Verschiebungen führen.
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Der Deutsche Mieterbund setzt sich schon lange dafür ein, die Grundsteuer aus der Miete rauszuhalten, da sie dort nix zu suchen hat. Denn, dem Mieter gehört weder der Grund noch das Haus.Ist bei einer Genossenschaft anders.
Mir gefällt nicht, dass jedes Land wieder seine eigene Suppe kocht. Genau so wie bei der Volksbildung.
Sind wir nun ein einheitliches Deutschland? Ja? Dann sollten wir zusammen kochen und auch gemeinsam essen! Da habtersch!
Schaut auf eure Betriebskostenabrechnungen, da seht ihr, dass die Grundsteuer anteilmäßig Bestandteil ist.
Trau Dich, Wolfgang!
Da halte ich mal gegen. Punkto sozialer Gerechtigkeit kann es innerhalb der jeweilgen Kommune schlechter werden. Und Grundsteuern werden immer vom Immobilienbesitzer auf denMieter runtergetreten.
Es wird nicht schlimmer. Es bleibt mehr oder weniger, wie es gerade ist. Der große Wurf in Punkto „Gerechtigkeit“ ist nämlich dank Bayern verpasst.
Du wirst davon ausgehen können, @Wolfgang, dass sich das so auswirkt, wie Du befürchtest. Es wird nur nach Quadratmeter berechnet, nicht nach Wert oder (potentiellen) Mieteinnahmen. Silberhöhe zahlt dann für Kröllwitz mit.
Die Grundsteuer wird dann schlimmstenfalls zu einer Art Kopfsteuer.
Auf die Straße? Wann? Da muss ich erstmal in die TV-Zeitung schauen, ob ich nicht etwas im TV verpassen würde. Wenn nichts vergisst wird, dann bin ich aber spätestens 20 Uhr wieder vor dem TV in der ersten Reihe. Egal welcher Tag die Straße rufen würde.
Solltes das bedeuten, dass wir ab Neuregelung mehr Miete zu zahlen hätten, sollten wir auf die Straße gehen und dagegen protestieren!!