Gestrige Podiumsdiskussion: Wie umgehen mit Antisemitismus im Internet?

26. Oktober 2021 | Bildung und Wissenschaft, Politik, Soziales, Veranstaltungen, Vermischtes | 3 Kommentare

 

Antisemitismus ist in der Gesellschaft ein stetig wachsendes Problem – Und das nicht nur auf der Straße, sondern auch zunehmend im Netz. Judenhass und der Umgang mit diesem war deshalb auch das Thema der Podiumsdiskussion Words Matter – Antisemitismus im Netz begegnen in der Konzerthalle Ulrichskirche in Halle, zu welcher Bürgermeister Egbert Geier um 18 Uhr zahlreiche Gäste begrüßte. Vor allem das thema des richtigen Umgang mit Judenhass im Netz und die aus diesem zu ziehenden Konsequenzen wurden diskutiert.

Zu den Diskutanten gehören unter anderem auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, welcher sich in seiner Rede besorgt über den wachsenden Antisemitismus im Internet zeigte: „Der Judenhass im Internet hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Hier finden sich viele Erscheinungsformen des modernen Antisemitismus. Er kleidet sich in Chiffren, Codes, Unterstellungen und in Gerüchte. Die grundlegenden Werte unserer weltoffenen und vielfältigen Gesellschaft werden verneint und Hass und Hetze verbreitet. Diesen Anfängen müssen wir noch entschlossener wehren.“

Die Bekämpfung von Antisemitismus im Netz sei demnach eine besonders vordringliche Aufgabe, so Haseloff weiter. In diesem Zusammenhang wies er außerdem auf das Landesprogramm für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus hin, in welchem sich auch ein Kapitel zum Thema Gegen Hass und Radikalisierung im Netz fände. Haseloff erklärte: „Im Vordergrund stehen dabei umfassende Aufklärung, nachhaltige Prävention, der Schutz vor Hassattacken sowie die Präzisierung und Durchsetzung des Rechts.“

Nach Meinung des Ministerpräsidenten sei es für den Kampf gegen den Antisemitismus entscheidend, dass dieser aus der Mitte der Gesellschaft heraus geführt werde. Beispielsweise könnten Bildungsträger und Bildungsangebote dabei eine wichtige Rolle spielen: „Partnerschaften, wie etwa die zwischen sachsen-anhaltischen und israelischen Schulen und die regelmäßig stattfindenden Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Sachsen-Anhalt und Israel festigen die Persönlichkeit junger Menschen. Sie vermitteln ihnen Werte, bieten Chancen für Bildung und Teilhabe und stärken das Bewusstsein und Engagement für ein Zusammenleben in Frieden und Freiheit über nationale und religiöse Grenzen hinweg.“

Ähnlich sah dies auch der deutsch-israelische Politologe und Publizist Arye Sharuz Shalicar, welcher ebenfalls als Diskutant an der Veranstaltung teilnahm. Auch er schlug etwa für eine nachhaltige Besserung der Lage vor, mehr Jugendliche zu Bildungsfahrten nach Auschwitz einzuladen. Die Wissenslücken vieler Jugendlicher seien schließlich nur so zu schließen. Dennoch warnte er auch, die Jugendlichen nach einer solchen Fahrt nicht alleine zu lassen. Vielmehr müsse es ihnen anschließend ermöglicht werden das neue Leben in Israel und die lebensfrohen Menschen im Land kennen und lieben zu lernen.

Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, verlangte in seinem Beitrag hingegen eine bessere Ausstattung der städtischen Sicherheitsbehörden. Ihm zufolge könne man nur so auf die steigende Zahl der antisemitischen Kommentare im Netz reagieren und die Beschäftigung mit ihnen bewältigen. Es  müsse demnach deutlich effektiver an der Meldung und Bearbeitung von gemeldeten antisemitischen Äußerungen in sozialen Netzwerken gearbeitet werden.

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