Aktuelle Debatte zum Reformationsjubiläum

29. Oktober 2016 | Kultur, Politik | 3 Kommentare

Wulf Gallert (Die Linke) mahnte in seiner einleitenden Rede an, dass man das „Reformationsjubiläum im Interesse aller Menschen in Sachsen-Anhalt gestalten“ sollte. Und weiter:

„Man mag den Vorwurf des Kollegen Richter vom Deutschlandfunk als etwas überzogen ansehen, aber die Einschätzung, dass sich hier die Elite aus Kirche und Staat bei netten Häppchen selbst feiert, garniert mit ein paar Spaziergängen des Ministerpräsidenten mit gekrönten Häuptern durch Wittenberg, deutet eine ernst zu nehmende Gefahr an. Und dieser Eindruck wird sich verfestigen, wenn innerhalb der nächsten Monate nicht öffentlich und engagiert darüber gestritten wird, wie wir in unserer jetzigen Zeit des Umbruchs mit dem Erbe der Reformation umgehen.“

Cornelia Lüddemann

Cornelia Lüddemann

Dazu sagte die Vorsitzenden der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Cornelia Lüddemann:

 „Reformation heißt: die Welt hinterfragen, die Welt neu interpretieren, die Welt neu zu leben. Dies kann zu Verunsicherungen führen. Menschen sind immer verunsichert, wenn sich die gewohnt geglaubte Welt verändert. Wenn ein für unveränderlicher Rahmen ins Wanken gerät oder grundsätzlich wegfällt. Und so war die Grundidee von Luther vor 500 Jahren eine revolutionäre Idee: Niemand soll zwischen Gott und dem Menschen stehen.“

„Uns muss es gelingen, die Potenziale der unterschiedlichen Regionen Sachsen-Anhalts zu verknüpfen: Wittenberg und Luther, Wörlitz und Gartenreich, Bauhaus und Dessau sind nur drei Leuchttürme unseres Landes. Wenn es uns hier gelingt, die Regionen mit dem Highlight zu verbinden, werden unsere Besucherinnen und Besuchern ein einzigartiges Erlebnis haben. Und die Klammer um all diese Regionen und ihre Highlights sollte dann der sich selbst informierende, sich selbst bildende, der aufgeklärte Mensch sein. “

 „Luther tritt sehr deutlich für den sich selbst ein Urteil bildenden, mündigen Menschen ein. Er lehnt es ab, in der Herde mitzulaufen, platte Parolen nachzuplappern – alle sollen sich selbst ihre Gedanken machen und dementsprechend handeln.“

„Sachsen-Anhalt stellt viel Geld für Baumaßnahmen zur Verfügung, das ist gut und richtig. So kommt neben diesen gesellschaftlichen Fragen des Lutherjubiläums der Tourismus ins Spiel. Diese Investitionen, bespielhaft in die Infrastruktur sind nachhaltig und qualitativ hochwertig.“

„Die Freiheit des eigenen Denkens, die Freiheit des eigenen Wortes war für mich und meine eigene Biographie sehr entscheidend. Dies war ein Teil dessen, was die Opposition in der DDR getragen hat. Und als kleiner Teil dieser Opposition und auch als Christin will ich dies hier noch mal hervorheben.“

Reformationsjubiläum als Chance für Sachsen-Anhalt nutzen

Im Vorfeld des Auftaktes zum Jubiläumsjahr aus Anlass von 500 Jahren Reformation erklären die Vorsitzende der Arbeitsgruppe für Bildung und Kultur, Angela Gorr, und der kulturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt, Andreas Schumann:

 „Sachsen-Anhalt hat als Stammland der Reformation die große und einmalige Chance, seine kulturellen Schätze vor dem Hintergrund der Feierlichkeiten aus Anlass von 500 Jahren Reformation einem breiten internationalen Publikum zu präsentieren. Dieses gilt nicht nur für die materiellen Werte. Unser Leben wäre heute ein ganz anderes – ohne Reformation. Sie legte den Grundstein für die Aufklärung und damit für die Freiheit des Individuums sowie die Förderung des Bildungswesens für breite Bevölkerungsschichten. Die Chance des Reformationsjubiläums müssen wir daher nutzen.

 Die Vorbereitungen sind gut angelaufen und zum Gutteil abgeschlossen, so dass in über eintausend Projekten der historische Bezug und die geistigen Grundlagen der Reformation veranschaulicht werden können.“

Weitere Stimmen:

Katrin Budde, SPD, möchte die Reformationsgäste mit offenen Armen empfangen: „Die Reformation hat die Neuzeit verändert und den Grundstein für die Moderne gelegt. Wir tun gut daran, dies zu feiern und zu erinnern und die zahlreichen Gäste – egal ob gläubig oder nicht – mit offenen Armen zu empfangen und ihnen gute Gastgeber zu sein.“

Die AfD sieht die Bibelübersetzung als wichtigste Leistung Luther, da er „unser geliebtes Deutsch“ erschaffen hat. Gleichzeitig warnen die Deutschalternativen vor den vielen Besuchern, die für Wittenberg zur Belastung werden können.

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