10 Jahre Hochwasser: gestörte Harmonie im Museumshof

3. Juni 2023 | Politik | 2 Kommentare

Eingeladen hatte die Freiwilligenagentur und das Literaturhaus in den Hof des Stadtmuseums. Unter strahlender Sonne war zu einer lockeren Runde eingeladen worden, um über ein Thema zu sprechen, das die Stadt seit zehn Jahren bewegt: „2013-2023: 10 Jahre Flut in Halle – Zusammenhalt nur in der Not?“. Eingeladen waren öffentliche Funktionsträger, aber auch private Betroffene, so Roland Gebert, Peißnitzhaus e.V., Thomas Kurze (THW), Sabine Falk, Daniel Schöppe und Lutz Teschner, Stadt Halle (Saale), Christiane Hoene, Notfallverbund Kulturgutschutz Halle, Burkhart Henning und Frank Friedrich, Landesamt für Hochwasserschutz, Olaf Ebert und Christine Sattler, Freiwilligen-Agentur Halle sowie Freiwillige Fluthelfer:innen. Einige weitere Anwesende, vor allem auch vom Hochwasser 2013 betroffene Familien oder Personen kamen zusätzlich zur Veranstaltung – öffentlich angekündigt war sie nicht.

Das Ziel der Veranstaltung, das schien besonders der Moderatorin wichtig zu sein, war den von Hand ausgewählten Betroffenen zehn Jahre nach der Katastrophe Anerkennung auszusprechen. Es ging um die Würdigung der vielen freiwilligen Helfer und Helferinnen, die 2013 auch wirklich erstaunliches leisteten und bei der Veranstaltung aber dennoch nicht wirklich anwesend waren. Da stieß es dann auch niemandem auf, wenn mehrere Teilnehmer befürchteten, dass viele der Helfer damals nur deshalb so zahlreich zur Stelle gewesen seien, weil halt schönes Sommerwetter war.

„>Gestört wurde die Harmonie denn aber doch ein wenig: zunächst beklagten betroffene Anwohner der Klaustorvorstadt , wie unvorbereitet die Bürger und Bürgerinnen auf das Hochwasser waren und wie die öffentliche Wahrnehmung damals schon zu sehr auf Halle-Neustadt gerichtet gewesen sei. Sowohl während wie nach der Flut. Das Anliegen Halle- Neustadt zu schützen, sei über die  Bedürfnisse der Bürger:innen auf der anderen Flussseite gestellt worden. Dieses Ungleichgewicht besteht bis heute nach wie vor. In der Öffentlichkeit wurden sie, wenn sie darauf aufmerksam machten, als selbstverantwortlich und egoistisch beschimpft, was für viele Anwohner:innen bis heute ein Trauma darstellt. Katrin Moeller (nicht eingeladen, IG Hochwasser, Hafenstraße) erläuterte, welche Hilfeleistungen für die Hochwasseropfer auch auf der anderen Flussseite wichtig seien. Die Stadt sei hier in der Verantwortung mit den Bürgern zur Vorbereitung auf Hochwasserkatastrophen Gespräche zu führen, denn im Ernstfall sei es dann zu spät. Leider habe aber die Polarisierung durch die verschiedenen angefangenen und wieder gestoppten Deichbauprojekte in Halle nicht nur ein Ende der Solidarität herbeigeführt, sondern eben auch den Abbruch einer Kommunikation mit allen betroffenen Bürgern und Bürgerinnen verursacht.

Heinrich Wunderlich, Gut Gimritz, bemerkte die Vergesslichkeit der Akteur:innen der Verwaltung von Stadt und Land. Vor der Errichtung der 2022 fertiggestellten Hochwasserschutzwand für Halle-Neustadt sei ein Planfeststellungsbeschluss gefasst worden. Dieser regele, dass als Ausgleichsmaßnahme der Hochwasserabfluss verbessert werden müsse. Der Feststellungsbeschluss habe verbindlich festgeschrieben, dass das Gelände der Eissporthalle abgesenkt werden solle (22.000 Kubikmeter Erdreich hätten abgefahren werden müssen). Dies sei nicht erfolgt. Stattdessen habe die Stadt Halle den Hochwasserabfluss noch drastisch verschlechtert, indem sie die Straßen im Überschwemmungsgebiet um bis zu einem Meter höher gelegt und umfangreiche Geländeaufschüttungen vorgenommen habe. Katrin  Moeller ergänzte: Jetzt würde die Stadt sogar stark verdichtete Bebauungsgebiete im Überschwemmungsgebiet (z. B. Sophienhafen Süd) planen, dabei müsse es ja das Bestreben aller sein, keine neue Hilfsbedürftigkeit im Hochwasserfall bewusst herbeizuführen.

Die geladenen Vertreter von Stadt und Land sagten nichts dazu, und der im Publikum sitzende zuständige Baudezernent der Stadt Halle, Rene Rebensdorf, lächelte derweil in den blauen Himmel.

Lieber sprach man von Apps, mit denen man bei zukünftigen Katastrophen Freiwillige besser organisieren könne. Den Abschluss machte Sabine Falk, (Eigenbezeichnung bei Xing: „Klimawandelmanagerin“), Angestellte der Stadt Halle im neu eingerichteten „Dienstleistungszentrum Klimaschutz“ (Projektmitarbeiterin „SmartIlience“). Sie versuchte, ihre Arbeit darzustellen, sprach interessante Worte zwischen Nachhaltigkeit und KI und lud alle Bürger:innen der Stadt ein, doch ihre Erfahrungen und Anregungen zum Thema Nachhaltigkeit und überhaupt einzubringen, sie würde das gerne alles irgendwie koordinieren wollen, gerne auch digital, aber man stehe da irgendwie am Anfang.

 

 

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