Neues von der Burg Landsberg

5. Oktober 2021 | Bildung und Wissenschaft, Kultur, Nachrichten | Keine Kommentare

Weithin sichtbar ist die Porphyrkuppe bei Landsberg, nicht weit von Halle (Saale). Auf ihr stand eine große Burganlage, von der nur noch wenige Mauerreste zeugen. Lediglich eine romanische Doppelkapelle blieb erhalten. Archäologische Ausgrabungen ergaben, dass der markante Burgberg bereits zu slawischer Zeit befestigt war. Eine mächtiger Ringwall von mutmaßlich 600m Durchmesser umgab einst den Burgfelsen. Davon sind aber nur noch spärliche Reste verblieben, denn große Teile verschwanden im Laufe der Jahrhunderte durch Steinbrucharbeiten. 

Im 12. Jh. gehörte Landsberg den Wettinern. Dietrich von Landsberg (= D. der Weise; D. der Feiste) wird urkundlich als Besitzer von Landsberg erwähnt. Er pflegte enge Kontakte zu Kaiser Friedrich Barbarossa. Dessen Faible für Italienisches dürfte den Markgrafen beim Bau der Burg Landsberg beeinflusst haben. An Bedeutung gewann Landsberg damals als Markgraf Dietrich der Weise (1242-1285) hier seine ständige Residenz errichtete. Sie galt als Stätte höfischer Kultur. Diese Blüte war aber von kurzer Dauer. Ab ca. 1300 bestand kein Interesse mehr an der Residenz und die Burg verfiel allmählich. Gewaltsam zerstört wurde die Burg nicht. Vermutlich hatte sie keine strategische Bedeutung mehr und der Unterhalt überstieg die finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer.

Doppelkapelle St. Crucis, Innen, Blick nach oben

Von der großen Burganlage ist nur  die romanische Doppelkapelle St. Crucis erhalten geblieben. Sie ist ein Meisterwerk spätromanischer Architektur. Sie entstand durch Umbau der vorhandenen Basilika (1195-1200). Die herausragende Qualität dieser Doppelkapelle im Hinblick auf ihre Architektur und Bauornamentik lässt für die verschwundenen Gebäude der Burg Vergleichbares vermuten. Die Burganlage steht deshalb nun erstmals im Mittelpunkt archäologischer Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.  Die Befunde zeigen, dass die Gebäude der Burg schon früh bis auf die Grundmauern abgetragen und eingeebnet wurden. In dem Füllmaterial fanden sich Fragmente von Koch- und Vorratsgeschirr, Münzen, Tonmurmeln und Würfel. Stücke von Fensterglas und Ofenkacheln lassen auf einen gehobenen Lebensstandard schließen. Neue Funde in den untersten Kulturschichten konnten dem 9. bis 11. Jhdt. zugeordnet werden. Sie machen es wahrscheinlich, dass sich hier die Kernburg einer umfangreichen spätkarolinger- bis ottonenzeitlichen Befestigungsanlage befand.

Spielfreudige Burgbewohner: Murmeln und Würfel

Freigelegte Grundmauer mit Grabungshorizonten

Es ist geplant, mit weiteren flächigen Grabungen Einblicke in die baulichen Grundstrukturen sowie die Einbindung der Doppelkapelle in die Gesamtanlage zu gewinnen.

(H.J. Ferenz)

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