Wenn Wein an Pocken leidet

17. Mai 2020 | Natur & Gesundheit | 2 Kommentare

Gallen der Rebpockenmilbe

Den Weinreben machen zahlreiche Krankheiten und Infektionen zu schaffen. Während einige von ihnen der Pflanze großen Schaden zufügen können, stellen andere Krankheiten wiederum keine große Gefahr dar. Oft lassen sich die Erkrankungen an den Blättern erkennen und meist eindeutig zuordnen, sodass eine rechtzeitige und gezielte Bekämpfung durchaus möglich ist. Bilden sich im Frühling auf den Weinblättern grünliche blasenartige Aufwölbungen und findet sich auf deren Unterseite ein weiß-grauer Filz, dann hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit hier die Rebenpockenmilbe Eriophyes vitis eingenistet. Die Gallmilbe ist so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Dieser winzige Schädling überwintert in den Knospen und wandert im Frühjahr auf die jungen Triebe und Blätter. Durch seine Saugtätigkeit bilden die Blätter oben Pockenblasen und auf der Unterseite vermehrt Härchen, die zu einem filzartigen Belag werden. Das sieht zwar krank aus, beeinflusst aber die Traubenentwicklung und den Ertrag offenbar kaum. Zum Verzehr sind diese Blätter allerdings nicht besonders geeignet, schon gar nicht bei Veganern.

Rebpockenfilz an Blattunterseite

Wie wird man die Milben ohne Chemie los? Reben sorgfältig auf Krankheiten oder Schädlingsbefall inspizieren und befallene Blätter abknipsen. Die Blätter gehören nicht in den Kompost, sondern werden verbrannt oder in die Restmülltonne geworfen. Beim winterlichen Rückschnitt der Reben sammelt man die entfernten Ranken am besten ein und verbrennt sie.
Übrigens, Weinblätter sind essbar und eine beliebte Kochzutat in der südländischen Küche. Man verwendet sowohl frische als auch eingelegte Weinblätter. Für ein dem Blattgemüse ähnlichen Nahrungsmittel sind Weinblätter erstaunlich nahrhaft, haben einen relativ hohen Eiweißgehalt und sind reich an Ballaststoffen. Flavonoide in den Weinblättern schützen vor freien Radikalen und haben günstige Effekte auf Blutdruck, Blutfettspiegel und das Immunsystem. In der türkischen und griechischen Küche sind gefüllte Weinblätter ein beliebtes Gericht. Traditionell füllt man Weinblätter mit einer Reismischung oder einer Hackfleisch-Reisfüllung. Warm oder kalt schmecken gefüllte Weinblätter hervorragend zu kaltem Joghurt mit Knoblauch. Weinblätter kann man eingelegt (in Salzlake) kaufen oder aber selber einlegen: Nur junge, große Weinblätter verwenden; alte Blätter schmecken bitter. Und nur pestizidfreie Blätter aus dem eigenen Garten nehmen.
(H.J. Ferenz, Photos C.H. Wunderlich)

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