Vom Pech der Mauerbienen

16. Mai 2019 | Natur & Gesundheit | 8 Kommentare

Wie alleinerziehende Eltern haben auch solitär lebende Mauerbienen es schwer. Mauerbienenweibchen bauen mit viel Mühe Einzelzimmer für ihren Nachwuchs. Dazu schleppen sie Mörtelmaterial heran und verbauen es in geeigneten Hohlräumen zu Einraumappartments. Das können Mauerritzen, hohle Zweige oder auch Ritzen in Fensterrahmen sein. Dorthinein legen sie jeweils ein Ei und packen ein Pollenpaket dazu, von dem sich die Bienenlarve dann ernährt bis sie zu einer neuen Biene herangewachsen ist. Die Bienenmutter mauert nämlich die Einzimmerwohnung zu, so dass der Nachwuchs geschützt, aber ohne weitere Fürsorge heranwächst. Eine erstaunliche Leistung ist es gewiss, wie die richtige Wohnungsgröße und der notwendige Nahrungsvorrat ermittelt werden. Von den Investitionen des Mauerbienenweibchens versuchen andere zu profitieren. Da gibt es Schlupfwespen, die sich die Mühe der Futterbeschaffung und des Häuslebauens ersparen. Sie lauern in der Nähe einer fast fertig versorgten Einraumwohnung. Ist dann die Mauerbiene kurz zum Pollensammeln davongeflogen, eilt die Schlupfwespe herbei, kriecht rückwärts in die ungeschützte Wohnkammer und legt ein eigenes Ei ab. Das bemerkt die Mauerbiene leider nicht und mauert die Kammer zu. Und dann nimmt das Drama seinen Lauf. Aus dem Ei der Schlupfwespe schlüpft eine Larve, die umgehend das Ei der Mauerbiene verspeist. Dann macht sie sich ungehindert über den Pollenvorrat her. Der Schlupfwespennachwuchs wächst heran, verpuppt sich und nagt sich schließlich durch den betonharten Mörtel ins Freie. Mit dieser parasitären Lebensweise spart sich die Schlupfwespe eine Menge Arbeit, richtet dabei aber großen Schaden unter den solitären Bienen an. Mit geeigneten Bruthilfen („Insektenhotels“) kann man den nützlichen Mauerbienen das Leben leichter  machen.

Bild 1 (oben): Mauerbienen-Wohnungen geborgen aus Spalt im Fensterrahmen. Aus zerbrochenen Zellen kamen gelbe Larven zum Vorschein.

Bild 2: Nach einigen Tagen verpuppten sich die ziemlich inaktiven Larven

Bild 3: Die Puppen sehen nicht wie Mauerbienen aus.

Bild 4: Aus einer intakten Zelle schlüpfte ein Schlupfwespe, die sich vom Ei der Mauerbiene und ihren Pollenproviant parasitisch ernährt hat.
(H.J. Ferenz)

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