Verschleierter Mottenbefall
22. Mai 2022 | Natur & Gesundheit | 3 KommentareAls wären sie vom Verpackungskünstler Christo eingehüllt, erscheinen besonders jetzt im Frühjahr häufiger Büsche, ja gar ganze Bäume von einem weiß-grauen Schleier verdeckt. Bei näherem Hinsehen zeigt sich Katastrophe. Hier sitzen in Massen Gespinstmotten, genauer die gefräßigen Raupen der Gespinstmotten, und fressen im Schutz des silbrigen Schleiers das Gehölz ratzekahl. Gern befallen werden, Weißdorn, Traubenkirschen, Pfaffenhütchen, Weiden und Pappeln, aber auch Obstbäume.
Wie kann es zu so einem Massenbefall kommen? Die Mottenweibchen haben im Vorjahr Eigelege im Geäst platziert. Die überwintern und schlüpfen im Frühjahr, wenn die Blätter erscheinen. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, bilden die geselligen gelblichen Raupen die Gespinste. Diese schützen auch vor Regen und Kälte. Gartenvögel wie Kohlmeisen sammeln eigentlich die Raupen gern ab, um damit ihren Nachwuchs zu füttern. Aber die Klimaveränderung stört die Synchronisation der Vogelaufzucht mit der Raupenverfügbarkeit. Die Raupen erscheinen früher und schützen sich dann gut mit ihrem Gespinst.
Der Schaden, den die Raupen anrichten, hält sich meist in Grenzen. Gesundheitsgefahr besteht – anders als beim behaarten Eichenprozessionspinner – für uns Menschen nicht. Die befallenen Pflanzen sehen zwar schlimm aus, erholen sich aber und treiben neu aus. Aber viel ernten wird man von einem befallenen Obstbaum nicht. Was tun? Den Befall bemerkt man meist erst, wenn es schon zu spät ist. Insektizide zu sprühen, verbietet sich, da das Spritzmittel die Raupen durch das Gespenst kaum erreicht. Zudem schädigt man so auch natürliche Feinde der Motten. Manchmal hilft es, das Gespinst mit Hochdrucksprühern zu zerstören, so dass die ungeschützten Raupen von Vögeln gesammelt werden können. Ansonsten muss man seine Gartengehölze im Winter und zeitigem Frühjahr vorsorglich auf Eigelege der Motten kontrollieren und befallene Zweige entfernen.
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Ach so, ich dachte, die bleiben an dem Baum, wo sie geboren sind. Wenn die wandern (wie die Prozessionsspinner), ist das natürlich klar.
Die Weibchen legen möglichst viele Eier. Wieviele Räupchen den Winter überstehen und mit dem großen Fressen im Frühjahr loslegen, weiß sie natürlich nicht. Macht auch nichts. Wenn das Futter nicht reicht, wandern die Raupen ja zum Nachbarbaum.
Das ist wirklich erstaunlich, wie stabil diese Gespinste sind. Selbst die letzten Gewittergüsse haben die nicht beschädigt.
Woher weiß die Mottenmutti eigentlich, wie viele Eier sie legen muss, damit das Grün für alle Räuplein reicht? Die Raupen wechseln ja ich den Baum, wenn alles abgefressen ist.