Pflegebedarf in Sachsen-Anhalt erheblich unterschätzt

21. Februar 2022 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

 

Der Pflegenotstand in Sachsen-Anhalt wird nach neuesten Hochrechnungen der BARMER-Krankenkasse noch brisanter als angenommen. Denn bisherige Vorausberechnungen hatten ausschließlich Demografie-abhängige Effekte berücksichtigt. Für die aktuelle Analysen der BARMER wurden jedoch nun auch Einführungseffekte der Gesetzgebung hinzugezogen. Durch diese steigt die Zahl der Anspruchsberechtigten zusätzlich. Bis zum Jahr 2030 wird es demnach 174.000 Pflegebedürftige in Sachsen-Anhalt geben – 30.000 mehr als bisher angenommen.

„Sachsen-Anhalt ist das Bundesland mit der ältesten Bevölkerung. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Nicht zuletzt fehlen uns junge Menschen, aus denen sich ein Berufsnachwuchs generieren ließe. Das wirkt sich seit Jahren auch auf die Altenpflege aus!“, erklärte Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt, heute bei der Vorstellung des Pflegereports in Magdeburg.

Aus der steigenden Anzahl der Pflegebedürftigen ergibt sich ein deutlich höherer Bedarf an Pflegepersonal. Im Jahr 2030 werden nach den Hochrechnungen 39.000 Pflegekräfte benötigt. Das sind 1.000 mehr als bisher angenommen. „In Sachsen-Anhalt fehlen seit Jahren Pflegekräfte. Das zentrale Anliegen muss weiterhin sein, Berufsnachwuchs zu gewinnen.“, so Wiedemann. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müsse man unter anderem die Arbeitsbedingungen verbessern, die Ausbildung in den Fokus nehmen und aktiv für einen anspruchsvollen aber auch attraktiven Pflegeberuf werben.

Mit der seit 2020 bundesweit einheitlichen Pflegeausbildung und dem Wegfall des Schulgeldes für Auszubildende in der Altenpflege seien bereits erste wichtige Schritte getan. Die aktuelle Entlohnungsentwicklung werde ihr Übriges leisten. „Jetzt muss an der Attraktivität des Berufsbildes gearbeitet werden. Die Pflege bietet sehr viel Gestaltungsspielraum. Pflegekräfte können sich in vielfältigen Bereichen fort- und weiterbilden und Zusatzqualifikationen erlangen. Es gibt zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten auch ohne akademischen Abschluss, aber nur wenigen ist das bekannt.“ erklärte Christina Heinze, Schulleiterin und pädagogische Geschäftsführerin des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe Magdeburg. An der Pflegeschule absolvieren derzeit 288 angehende Pflegefachkräfte eine Ausbildung. Die Absolventen werden in allen Pflegebereichen einsetzbar sein.

Eine weitere Herausforderung im Ringen um Fachkräfte bilde das ausbaufähige Image der Pflege. „Es gibt noch zu viele negative Schlagzeilen, was Arbeitsbedingungen und Löhne betreffen. Vor dem Hintergrund des hiesigen Personalmangels müssen Einrichtungen dringend mit Mitarbeitenden Hand in Hand gehen, um ein positives Branchenimage herzustellen.“, so etwa Janine Koska, Vorständin NEW WORK HUB. Hiesige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten vor allem herausheben, dass ein Job in der Pflege eine sinnstiftende und zukunftssichere Tätigkeit darstelle. Vor allem aber müssten sie eine moderne Unternehmenskultur schaffen, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer langfristig an sich zu binden.

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