Neuer Radiologie-Professor etabliert minimal-invasive Behandlungsmethoden – Zentrum für Gefäßanomalien wird ins Leben gerufen

20. Juni 2017 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

„Kaum ein anderes medizinisches Fachgebiet hat sich in den vergangenen Jahren so rasant entwickelt wie die Radiologie“, stellt Dr. Dr. Walter Alexander Wohlgemuth fest, der seit 1. Juni 2017 neuer Professor für Radiologie an der halleschen Universitätsmedizin ist. Es seien heute Eingriffe möglich, die noch vor zehn Jahren undenkbar schienen. Zum einen können erstmals völlig neue Therapien angeboten oder schonendere, alternative Verfahren eingesetzt werden wie die Therapie von schwierigen Gefäßerkrankungen bei Säuglingen und Kindern, die mithilfe von Katheterverfahren minimal-invasiv behandelt werden können. Ebenso ließen sich verletzte Arterien nach einem schweren Unfall ohne offene Operation durch den Radiologen verschließen. Zum anderen wurde das Spektrum der Behandlung von Tumorerkrankungen durch radiologisch-interventionelle Verfahren wesentlich verbessert. Prof. Wohlgemuth ist bundesweit anerkannter Experte für interventionelle Radiologie, also der zielgerichteten Behandlung unter Kontrolle und Navigation bildgebender Verfahren.

Seine Klinik wird künftig nicht nur eine neue Ambulanz für die Interventionelle Radiologie verfügen, sondern auch Betten im UKH belegen, um Patienten – insbesondere mit Gefäßerkrankungen oder Tumoren – stationär betreuen zu können. Prof. Wohlgemuth gilt als einer der führenden Experten in Deutschland für schwierige Gefäßerkrankungen. „Ich bringe meine Erfahrungen aus Regensburg mit und werde in Halle ein Interdisziplinäres Zentrum für Gefäßanomalien aufbauen“. Er erwarte, dass aus dem gesamten Bundesgebiet Patienten an das hallesche Universitätsklinikum kommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt werde die Behandlung von Kindern mit Gefäßerkrankungen sein. „Dabei bin ich bereits bundesweit als Experte im Einsatz gewesen.“ Innerhalb der halleschen Universitätsmedizin werde er mit den anderen Fachgebieten wie der Gefäßchirurgie, Onkologie oder Angiologie interdisziplinär zusammenarbeiten. Zudem strebe er eine Kooperation mit dem Magdeburger Universitätsklinikum an. Das UKH wird außerdem die Infrastruktur der Klinik weiterentwickeln.

In der Forschung setzt der Radiologie-Professor auf mehrere Schwerpunkte: die Verminderung der Strahlendosis beim Einsatz radiologischer Methoden, Gefäßanomalien und die Untersuchung der subjektiven Lebensqualität von Patienten in der interventionellen Radiologie seien als Beispiele genannt. „Ich will herausfinden, ob eine nach klassischen medizinischen Kriterien erfolgreiche Behandlung auch die gefühlte Lebensqualität der Patienten wirklich erhöht“, sagt der Radiologe und studierte Gesundheitsökonom: „Wir therapieren schließlich Menschen und keine Bilder.“ Patientenversorgung und zukunftsorientierte Forschung sollen so verbunden werden. Damit passen seine Vorhaben auch zu den Forschungsschwerpunkten der Medizinischen Fakultät. In der Ausbildung der Studierenden werde er moderne Methoden etablieren. So ist der Einsatz eines 3D-Druckers geplant, mit dem die Studierenden in der Lernklinik unterschiedliche Gefäßmodelle erstellen können.

Zur Person: Prof. Dr. Dr. Walter Alexander Wohlgemuth wurde 1966 in Bad Kreuznach geboren. Er studierte in München Humanmedizin (Abschluss 1994) und in Bayreuth Gesundheitsökonomie (Abschluss 2004). Seine Facharztausbildung zum Diagnostischen Radiologen absolvierte er im Klinikum Augsburg, wo der zweifache Vater danach als (geschäftsführender) Oberarzt arbeitete. Der Radiologe wechselte 2011 an das Universitätsklinikum Regensburg und war dort als leitender Oberarzt und Leiter der Interventionellen Radiologie und des Interdisziplinären Zentrums für Gefäßanomalien tätig. In seiner Habilitation (2005) untersuchte Prof. Wohlgemuth die subjektive Lebensqualität von Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. 2011 erhielt er eine W2-Professur für Interventionelle Radiologie in Regensburg. Neben seiner klinischen Tätigkeit war er zudem wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth.

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