Mehr Lebensqualität bei Tumorbehandlungen

11. Oktober 2022 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

„Wie geht es Ihnen?“ – eine wichtige Frage bei der Behandlung von Tumorerkrankten. Allerdings fließen die Antworten bisher noch nicht systematisch in die klinische Routineversorgung ein. Forschungsgruppen der Universitätsmedizin Halle nutzen daher eine Möglichkeit, die Selbsteinschätzung der Patienten elektronisch zu erfassen und in der stationären Behandlung während der Strahlentherapie zu berücksichtigen. Die jüngsten Forschungsergebnisse zeigen, dass unterstützende Therapien dadurch bedarfsgerechter gestalten werden können. Die internationale Studienlage verdeutlicht: So ließen sich auch die Überlebensaussichten verbessern.

„Der Erhalt der Lebensqualität ist ein wichtiges Ziel in der Behandlung von Tumorerkrankungen. Lebensqualität ist die persönliche und individuell unterschiedliche Wahrnehmung des gesundheitlichen Befindens während und nach einer Krebsbehandlung.“, erklärt Dr. Heike Schmidt, Studienleiterin und Leiterin der AG Lebensqualität. Selbsteinschätzungen von Patienten, die im Englischen auch als „Patient-Reported Outcomes“ (PROs) bezeichnet werden, seien daher eine wichtige Ergänzung zu medizinischen Befunden.

„Mehrere Studien haben gezeigt, dass durch die elektronische Erfassung von Symptomen, vor allem im ambulanten Bereich, schwerwiegende Therapienebenwirkungen früher erkannt und Komplikationen vermieden werden können.“, so Prof. Dr. Dirk Vordermark, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie. Durch die elektronische Erfassung der Lebensqualität ließen sich demnach sogar die Überlebensaussichten verbessern.

Ein Team der Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie und des Institutes für Gesundheits- und Pflegewissenschaften hat nun erste Ergebnisse mit der elektronischen Erfassung der Lebensqualität während der stationären Behandlung in der Klinik für Strahlentherapie veröffentlicht. „Mittels Tablet-PCs oder schwenkbarem Bildschirm am Krankenbett konnten Patienten systematisch und regelmäßig Angaben zu Aspekten ihrer Lebensqualität machen. Dabei standen vor allem diagnose- und therapiebezogene Symptome im Vordergrund.“, so Schmidt. Die Angaben wurden automatisch in die elektronische Dokumentation eingespeist, leicht verständlich und übersichtlich grafisch aufbereitet und den Behandlungsteams als Grundlage für Visitengespräche bereitgestellt. „Die von den Patienten eingegebenen Daten ermöglichen den Behandlungsteams, im Gespräch gezielter auf Probleme einzugehen und bedarfsgerechte Unterstützungsmaßnahmen zu planen.“, fasst Schmidt zusammen.

Insgesamt wurde die elektronische Erfassung der Lebensqualität fast 2400-mal, häufig mehrfach, von Tumorpatienten ausgefüllt: Es zeigte sich, dass mehr Symptome im Vergleich zur Routinedokumentation identifiziert wurden und Patienten, die den Fragebogen ausgefüllt haben, mehr Maßnahmen zu deren Behandlung erhalten haben. Die Auswertung von knapp 1600 protokollierten Kontakten zeigte zudem eine gute Akzeptanz bei den Patienten und einen vertretbaren zeitlichen Aufwand beim Erklären und Unterstützen.

„In unserer Klinik für Strahlentherapie ist das System bereits fest implementiert. Zukünftig ist die Einführung in anderen Kliniken der Universitätsmedizin Halle angedacht, beispielsweise im Krukenberg-Krebszentrum Halle. Deshalb arbeiten wir derzeit daran, die Umsetzung im Klinikalltag so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten.“, so Vordermark abschließend.

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