„Ladybirds“ als Blattlausvernichter

8. Mai 2020 | Natur & Gesundheit | Ein Kommentar

Marienkäfer bei Eiablage

Sie gehören wohl zu den bekanntesten Insekten, die hübschen Marienkäfer, im Volksmund auch als Glückskäfer oder Sonnenkälbchen bezeichnet. Sie gelten als Boten der Gottesmutter Maria. Engländer bezeichnen sie als Vögel Marias (Ladybirds), für Franzosen sind sie die Tiere des Herrgotts (les bétes à bon Dieu). Nancy Sinatra und Lee Hazlewood besingen sie in ihrem Song „Ladybird“ (https://www.youtube.com/watch?v=FIPQVpw-zkk). Viele Kinderlieder wie „Rotlackiert mit schwarzem Punkt“ besingen ebenfalls das hübsche Insekt.
Mit den ersten sonnig-warmen Frühlingstagen kommen sie aus ihren Verstecken, wo sie geschützt überwintert haben. Das geschieht manchmal so synchron, dass wahre Massenauftreten vorkommen. Marienkäfer bilden innerhalb der Ordnung der Käfer eine eigene Familie (Coccinellidae) mit über 6000 Arten weltweit. Bei uns sind etwa 70 Marienkäferarten heimisch. Die bei uns am häufigsten vorkommenden Arten sind der Siebenpunkt-Marienkäfer, der Asiatische Marienkäfer, der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer, der Vierfleckige Kugelmarienkäfer oder der Zehnpunkt-Marienkäfer.

Einige Marienkäferarten

Charakteristisch für Marienkäfer sind die symmetrisch angeordneten Punkte auf ihren Deckflügeln. Sie sind meist schwarz, es gibt aber auch Käfer, die helle, rote oder braune Punkte tragen, wobei Arten mit 2, 4, 5, 7, 10, 11, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 22 und 24 Punkten vorkommen. Innerhalb einzelner Arten können die Punkte auch variieren. Entweder haben die Käfer keine, oder die Punkte verschmelzen miteinander so, dass fast der ganze Körper schwarz ist. Die Zahl der Punkte ist charakteristisch für jede Art und ändert sich während des Lebens des Käfers nicht. Nach dem Schlüpfen dauert es einige Stunden bis der Marienkäfer seine bekannte rote Farbe aufweist. Aber nicht alle Marienkäfer sind rot. In der Natur existieren auch gelbe, orange, braune und schwarze Farbvariationen. Der geschlüpfte Käfer ist noch nicht vollständig ausgebildet. So müssen etwa seine Deckflügel noch nachhärten, dabei entsteht auch erst die artspezifische Punktfärbung.

Blattläuse mit Exuvien (weiß)

Ende April bis Anfang Mai legen die Weibchen insgesamt bis zu 400 Eier, meist auf die Blattunterseiten in kleinen Gruppen verteilt, gewöhnlich in der Nachbarschaft von Blattlauskolonien. Die meisten Marienkäferarten fressen nämlich fast nur Blattläuse. Einige wenige Arten sind auf den Verzehr von Schildläusen spezialisiert. Larven und Käfer sind ziemlich gefräßig. Unser Siebenpunkt-Käfer vernascht ca. 150 Läuse pro Tag, das ergibt ein paar Tausend im Käferleben. Ihre Larven bringen es beim Heranwachsen auf ca. 800 Läuse. Sie sind deshalb wichtige Nützlinge in unseren Gärten.

Blattlaus

Zur Bekämpfung von Blattläusen in Gewächshauskulturen züchtet man diese Nützlinge. Bei Ameisen sind Marienkäfer nicht besonders beliebt. Denn sie behüten und verteidigen ihre Blattlauskolonien, weil sie scharf auf deren zuckerhaltiges Pippi sind. Die gut gepanzerten Marienkäfer stören die wütenden Ameisenattacken aber wenig. Es gibt aber auch einige Veganer unter den Marienkäferarten. Sie fressen Mehltaupilze.

Marienkäferlarven auf Salbei

Die Entwicklung der Marienkäfer verläuft über 4 Larvenstadien und dauert je nach Temperatur und Futterangebot 30 bis 60 Tage. Im letzten Larvenstadium heftet sich die Larve auf einer Pflanze fest und schlüpft nur teilweise zur Verpuppung aus der alten Larvenhaut. Es entsteht eine sogenannte Mumienpuppe.

Marienkäfer, Larve

Die auffällige Färbung der Marienkäfer dient als Warnsignal an Fressfeinde. Marienkäfer sind nämlich für die meisten Tiere ungenießbar. Zusätzlich haben Marienkäfer einen unangenehmen, bitteren Geschmack, der sie unattraktiv macht. Sie können bei Gefahr ein gelbliches Sekret aus einer Öffnung in den Gelenkhäuten absondern (Reflexbluten). Dieses Wehrsekret vertreibt zum einen durch seinen unangenehmen Geruch Feinde, zum anderen enthält es giftige Alkaloide. Gleichzeitig stellen sich die Marienkäfer dabei tot und ziehen ihre Beine in kleine Vertiefungen an der Körperunterseite ein. Aus der unangenehmen Rückenlage befreien sie sich durch Aufstellen ihrer Flügel, denn das Strampeln mit den kurzen Beinchen hilft wenig.

Marienkäfer, Puppe

Der asiatische Marienkäfer (Orange, mit 19 Punkten) droht die europäischen Marienkäferarten zu verdrängen. Er vermehrt sich massenhaft, ist resistent gegen Parasiten und konkurriert mit dem einheimischen Marienkäfer um Nahrung.

Wer auf Insektizide verzichtet, dem helfen die schönen Marienkäfer, die Blattlauspopulationen umweltverträglich im Zaum zu halten.

(H.J. Ferenz)

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