Heureka – eine Heuschrecke

23. September 2018 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

 

Wanderheuschrecke

Nicht schlecht staunte unser Mitarbeiter über das große Insekt, das ihm da im Urlaub in Griechenland zuflog. ακρίδα (Acrida) nennen es die Einheimischen, Heuschrecke. Weitere Recherchen ergaben, dass es sich um die Europäische Wanderheuschrecke Locusta migratoria handelt, eine Heuschreckenart, die nicht nur vereinzelt auftritt, sondern gelegentlich und überraschend in größeren Mengen erscheint. Besorgt fragte sich unser Mitarbeiter, ob dies erste Anzeichen von durch die gegenwärtige Klimaveränderung begünstigte Insektenplagen sind.

Historischer Bericht über Heuschreckenschwarm in Thüringen

Locusta migratoria ist eine der Heuschreckenarten, die für die „Biblischen Plagen“ verantwortlich sind. Die gab es auch bei uns in Mitteleuropa. Weit zurück reichen die historischen Berichte über verheerende gefräßige Schwärme, die der bäuerlichen Bevölkerung die Nahrungsgrundlagen vernichteten und sogar Hungersnöte auslösten. Die Warmperiode im Mittelalter begünstigte die Ausbreitung von Heuschrecken zwischen dem 9. Und 15.Jahrhundert. Im 16.Jahrhundert kamen die Schwärme aus den von der Ackerwirtschaft unberührten Steppenländern am Schwarzen und Kaspischen Meer. 1542/1543 gelangten Schwärme über Bautzen, Meißen und Oschatz bis in die Region Halle/Leipzig. Gewaltige Schwärme aus der Walachei und Ungarn kommend suchten nur wenige Jahrzehnte später Deutschland heim (1693). Vorbei an Halle bis nach Jena und Weimar kamen sie damals. Eindrucksvoll wird in einer Schrift von 1693 aus Jena über „Das grosse Heuschrecken-Heer Gottes“ berichtet.

Einfall eines Heuschreckenschwarms

Bis ins 19.Jahrhundert sind für Mitteleuropa 54 Heuschreckenjahre nachgewiesen. Woher wissen wir das so genau? Die christliche Bevölkerung kannte die Geschichten um die „Biblischen Plagen“ und fasste das Erscheinen von Heuschreckenschwärmen als Strafe Gottes auf. Jeder Schwarm wurde akkurat registriert in Chroniken, Kirchenbüchern und Malereien. Mit zunehmendem Ackerbau Anfang des 19.Jahrhunderts verschwanden die Brutgebiete der Wanderheuschrecken; eine Massenvermehrung dieser Insekten war nicht mehr möglich. Die gegenwärtige Klimaveränderung begünstigt zwar die Entwicklung und Verbreitung solcher Heuschrecken, die intensive Pestizid-dominierte Landwirtschaft schränkt aber ihr Vermehrungspotential stark ein, so dass wandernde Heuschreckenschwärme wohl kaum bei uns wieder den Himmel verdunkeln werden.
(H.J. Ferenz)

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