Faultier Paula feiert 50.Geburtstag im Bergzoo

18. Oktober 2019 | Natur & Gesundheit | 2 Kommentare

Wenn die Welt auf dem Kopf steht ….

Ordentlich Abhängen, bloß nicht zu viel bewegen, und wenn doch, dann gaaaaanz laaaaangsam, so genießt Zweifinger-Faultier Paula das Leben im Halleschen Bergzoo. Bereits seit 1971. Und jetzt ist sie auch ganz offiziell das älteste bekannte Faultier der Welt. Mit ihren stolzen 50 Jahren steht sie nun im Guinness-Buch der Rekorde. Paula war im Juni 50 Jahre alt geworden. Die Zweifinger-Faultier-Dame erfreut sich nach Angaben des Zoos bester Gesundheit. Nach Angaben ihrer Pflegerin Jutta Heuer gibt es keine Informationen über ein Faultier im Zoo oder freier Wildbahn, das älter ist. In deutschen Zoos lebten Ende vergangenen Jahres 65 Faultiere, europaweit waren es 266.
Faultiere sind Säugetiere. Es gibt welche mit 3 Finger und mit 2 Finger. Dreifinger-Faultiere sind besonders langsam. Sie „eilen“ mit max. 250m pro Stunde durchs Gelände, sind damit aber immer noch um einiges schneller als Schnecken (3-4m/hr). So nimmt es nicht Wunder, dass Faultiere beim Baumwechsel oder Straßenquerung ziemlich gefährdet sind. Schwimmen können sie aber überraschend gut. Dies ist überlebenswichtig, da es vorkommt, dass Faultiere im Regenwald von den Ästen herab ins Wasser fallen. Zweifinger-Faultiere erleichtern sich meist in der hängenden Position.
Das zottelige Fell der Zweifinger-Faultiere besteht aus langen, dünnen Haaren mit Grübchen, in denen Algen wachsen. Das verschafft den Tieren eine gute Tarnung im belaubten Gelände. Die Algen werden aber auch abgeleckt und liefern dem Tier nützliche Nährstoffe. Im Fell der Faultiere Fell sitzt noch eine weitere erstaunliche Nahrungsquelle. Es gibt hier eine einzigartige Symbiose mit den Motten, die in ihrem Fell leben. Während sie ihre Notdurft am Boden verrichten, legen die Motten ihre Eier im Kot ab, der ihnen als Brutplatz und Nahrungsquelle für die Larven dient. Die Faultiere profitieren von dieser Symbiose, da die Motten in ihrem Pelz chemische Substanzen wie Stickstoffverbindungen produzieren, die u.a. das Algenwachstum im Fellkleid fördern. Je mehr Motten ein Faultier im Fell mit sich trägt, desto mehr nährstoffreiche Algen stehen ihm zur Verfügung. Das dünne Fell ist nur ein mäßiger Wärmeschutz. Die Regelung der Körpertemperatur ist nicht perfekt, ähnelt wechselwarmen Tieren. Aufwärmende Sonnenbäder und sommerliche Temperaturen um die 24 °C werden deshalb bevorzugt.
Faultiere leben zwar langsam, aber das gehört zu ihrem Energiesparkonzept. Sie ernähren sich von energiearmen Blättern, die nur sehr langsam und gründlich verdaut werden. Zweizehen-Faultiere verputzen aber auch anderes, was ihnen begegnet: Insekten, Früchte usw. Bergzoo-Paula liebt Maisbrei. Aufgrund dieser abwechslungsreichen Nahrung brauchen sie nicht die Fell-Untermieter. Paula sieht sehr gepflegt aus.
Faultiere lebten nicht immer nur auf Bäumen. Auf dem isolierten Kontinent Südamerika entwickelte sich über Jahrmillionen eine vielfältige Faultierfauna, darunter Riesenfaultiere von 6m Länge und mehreren Tonnen an Gewicht. Als sich die Landbrücke zwischen Süd- und Nordamerika ausbildete, breiteten sich die Riesenfaultiere erfolgreich nach Nordamerika aus. Als der Mensch vor ca.30.000 Jahren begann, den amerikanischen Kontinent zu besiedeln, waren die Riesenfaultiere offenbar leichte Beute für ihn. Innerhalb kurzer Zeit waren die Riesenfaultiere ausgerottet. Das war vor ca. 11.000 Jahren der Fall.

(H.J. Ferenz)

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