Wald am Heidesee

17. April 2020 | Natur & Gesundheit | 5 Kommentare

Eine Überschrift und drei Sätze, so wurde Anfang des Jahres über eine Maßnahme der Stadtverwaltung in der Dölauer Heide berichtet. Und das an einem Freitag für die folgende Woche! Ziemlich spät, ziemlich mager.

Es wurde nirgendwo viel erklärt. Die empörten Reaktionen von Erholungssuchenden lassen auf jeden Fall den Schluss zu, dass der Informationsversuch der Verwaltung missglückte. Informationstafeln vor Ort wären eine gute, zielgruppenorientierte Möglichkeit, Waldbesuchern die Situation und die erforderlichen Maßnahmen zu erläutern. Auch monatliche Waldsprechstunden und rechtzeitige und ausführliche Informationen in den Medien (Motto: Was gibt es Neues im Stadtwald?) sind denkbar. Warum nutzt die Stadtverwaltung diese Möglichkeiten zur Information Ihrer Bürger nicht?

Ein Großteil der Maßnahme fand in der Nähe des Heidesees statt, also in einem der am stärksten als Erholungswald frequentierten Bereiche der Dölauer Heide. Waldarbeiten finden dort quasi „im Schaufenster“ statt. Ein solcher Wald ist halt vorrangig ein Naherholungsraum in der Nähe von Wohngebieten, mit einem dichten Wegenetz, Parkplätzen und einer Infrastruktur für Freizeitbelange.

Organisatorisch wird dieser Bereich als Abteilung 7 bezeichnet. Was ist in diesem Bereich passiert? Die vergangenen sehr trockenen Jahre haben an diesem an sich schon trockenen Standort viele der 47 Jahre dort stehenden Waldkiefern durch Hitze und Trockenheit primär geschwächt. Sie werden nun von Sekundärschädlingen befallen. Das sind u.a. Borkenkäfer, Prachtkäfer und auch ein Pilz, der das Diplodia- Triebsterben verursacht (Das Triebsterben ist an den vertrockneten braunen Nadeln der Kronen zu erkennen.).

Das Holz der abgestorbenen Bäume ist durch die wertmindernde Blaufäule gekennzeichnet und es werden nur sehr niedrige Preise erzielt. Großflächig sind auch Kiefernaltbäume in weiteren Teilen der Dölauer Heide abgestorben. Die Wertminderung des Holzes ist deutlich erkennbar. Konnte das nicht durch rechtzeitiges Erkennen und Handeln verhindert werden, bevor die Wertminderung eintrat?

Die auf der Fläche am Heidesee noch stehenden Kiefern werden in Kürze auch absterben, weil diese geschwächten Bäume sich mit ihren zu kleinen Kronen nicht ausreichend versorgen können. Das ist jetzt bereits sichtbar. Noch hat das Holz keine wertmindernde Blaufäule. Eine Schadensminderung ist jetzt noch möglich. Dieses Holz ist noch zu besseren Preisen verkäuflich als das mit Blaufäule befallene. Weiß der Oberbürgermeister von dieser Situation im Stadtwald?

Wie soll es nun weitergehen? Geschwächte und von Schädlingen befallene Bäume sind zukünftig rechtzeitig zu erkennen und bei der Waldpflege und mit Reinigungshieben zu entnehmen. Die Verbreitung der Schädlinge wird dadurch eingeschränkt. Der Wald wird stressfester im Klimawandel und auch stabiler gegen Stürme und Schädlinge.

Der Umbau in standortgerechte natürliche Waldgesellschaften als gemischte Waldbestände ist langfristig der Weg zur Vermeidung der genannten Waldschadenssituation. Jetzt ist am Heidesee die Naturverjüngung zu nutzen. Wo sie fehlt, ist zügig und standortgerecht Mischwald zu pflanzen. Auf den nun offenen Flächen ist so schnell wie möglich wieder ein Waldbinnenklima zu etablieren. Zu DDR- Zeiten wurde für die Dölauer Heide eine Standortserkundung durchgeführt. Damit liegen die wichtigsten Informationen für die standortsgerechte Baumartenwahl zur Entwicklung natürlicher Waldgesellschaften vor.

Die o. g. Waldkiefern haben dem Klimawandel auf diesem Standort nicht standgehalten. Hier könnte ein Beispiel geschaffen werden für den Waldumbau im Stadtwald, auch sichtbar für die Waldbesucher. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass die angrenzend stehenden Schwarzkiefern und auch die Bergahornbäume in einem ausgesprochen vitalen Zustand sind.

Für die Hälfte der Stadtwaldfläche liegt noch keine Standortserkundung vor. Somit ist dort die fachkompetente Baumartenwahl für die Entwicklung der natürlichen Waldgesellschaften nicht gesichert. Und gerade im Klimawandel ist die Kenntnis der standörtlichen Bedingungen für die Baumartenwahl von existenzieller Bedeutung. Wann wird die Stadtverwaltung eine umfassende Standortserkundung veranlassen? Der auf dieser Grundlage notwendige Waldumbau könnte auch Bestandteil im Klimakonzept der Stadt sein, weil standortgerecht begründete Wälder am besten mit den zu erwartenden Klimaveränderungen zurechtkommen und nachhaltig CO2 absorbieren.

In welchem Umfang ist im vom Landeswaldgesetz vorgeschriebenen Jahresplan 2020 für den Stadtwald Halle Waldumbau mit standortgerechten Baumarten zur Entwicklung klimaresilenter Waldgesellschaften enthalten? Welche Forstschutzmaßnahmen sind 2020 zur Eindämmung von Sekundärschädlingen vorgesehen? Welche Aufgaben zur Waldpflege sind im Jahresplan enthalten? Ist es möglich, den Jahresplan öffentlich zu machen? Es gibt viele Fragen zu drängenden Problemen. Wann gibt die Stadtverwaltung die Antworten?

Andreas Müller

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