Agrarstrukturgesetz, Humusaufbau und Agroforst

9. Mai 2019 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Mittwoch scheint der Tag der Stammtische in Halle zu sein. Darunter sind recht interessante Veranstaltungen, wie z.B. der Saalestammtisch, aber auch der Stammtisch der AbL, der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft, lohnt immer wieder einen Besuch. Am Abend des 8. Mai war mit Dorothea Frederking (Grüne) eine Landtagsabgeordnete zu Besuch. Frau Frederking ist Sprecherin ihrer Fraktion für Energie, Landwirtschaft, Tierschutz, Verbraucherschutz, Medien und Europa. Also in vielerlei Hinsicht die geeignete Ansprechpartnerin für die Teilnehmer/innen am Stammtisch, die sich aus Bewirtschaftern kleiner landwirtschaftlicher Betriebe der Umgebung, aus Landwirtschaftsstudenten und an der ökologischen Landwirtschaft interessierten Menschen zusammen setzten. Alles fand im herrlichen Ambiente des Celtiskulturgarten am Galgenberg statt. Der Abend bei Landwirten geht übrigens lang und war noch lange nicht zu Ende, als wir uns nach Hause begaben. Das ist die einzige Warnung für diesen Stammtisch.

Ländliche Vielfalt erhalten!

Dorothea Frederking. Quelle: https://dorothea-frederking.de

Die Teilnahme von Dorothea Frederking MdL wurde selbstverständlich genutzt, um mit einem Mitglied der Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt über Fragen der Landwirtschaft ins Gespräch zu kommen. Ein wichtiger Punkt des Gesprächs war das anstehende „Agrarstrukturgesetz“, das lt. Frau Frederking noch vor dem Sommer in 1. Lesung in den Landtag eingebracht werden soll. Danach soll es nur eine Anhörung der Verbände geben. Eine Verabschiedung in 2. Lesung im Landtag wird vermutlich nicht mehr in diesem Jahr erfolgen. Aber gute Gesetze brauchen natürlich ihre Zeit. Selbstverständlich konnte Frau Frederking aus dem aktuell laufenden Gesetzgebungsverfahren keine Details in die Runde werfen. Deswegen wurde doch recht allgemein über mögliche Probleme diskutiert. „Alles ist ja noch im Fluss“, wie die Abgeordnete den Zuhörern gegenüber betonte. Dorothea Frederking deutete aber an, Sinn des neuen „Agrarstrukturgesetzes“ müsse es sein, die ländliche Vielfalt, möglichst viele Höfe und möglichst unterschiedliche Betriebe zu erhalten. Immerhin verzeichnet Sachsen-Anhalt einen Zuwachs an ländlichen Betrieben, während die Anzahl in fast allen anderen Bundesländern rückläufig ist.

Fragen und Sorgen des Plenums drehten sich um die Förderung von Junglandwirten, wie man Konzentrationen in der Landwirtschaft verhindern kann und wie außerlandwirtschaftliche Investitionen im großen Stil abzuwenden wären. Abgeordnete und diskutierende Teilnehmer waren sich einig: Landwirtschaftliche Flächen sollten in landwirtschaftlichen Betrieben bleiben. Denn wie Frau Frederking betonte: Wenn sich das Land erst in Investorenhand befindet, ist der Prozess nicht mehr umkehrbar. Wie das im kommenden Gesetz umgesetzt werden kann, darüber konnte aus oben angeführten Gründen nichts gesagt werden. Doch waren sich alle einig: Es ist eine äußerst komplizierte Materie.

Die Felder eines Ökohofes

Klimaschutz, Humusaufbau, Agroforstwirtschaft

Weitere Themen des Abends waren der Klimaschutz und der Humusaufbau. Landwirt Tuch betonte die Wichtigkeit des zuletzt genannten Themas, weil inzwischen auch die konventionelle Landwirtschaft (Chemieeinsatz) an ihre Grenzen stößt. „Das Wissen ist da.“ Tuch weiter: „Inzwischen werden 50 000 ha mit einer Variante des Humusaufbaus bewirtschaftet.“

Am Ende kam auch die Agroforstwirtschaft zur Sprache und es wurde beklagt, dass seit 2005 in der EU im Rahmen der ELER-Verordnung die Möglichkeit einer Förderung und Umsetzung besteht, diese wurde in Deutschland jedoch noch nicht in nationales Recht umgewandelt. Zudem besitzt Agroforst keinen eigenen Code im Agrarförderantrag, wodurch keine EU-Subventionen beantragt werden können. Im Gegenteil: Landwirte, die diese Methode, die durch das Dürrejahr 2018 immer wichtiger geworden ist, einsetzen, müssen sogar mit Abzügen rechnen, da der Baumbestand von ihrer Ackerfläche abgerechnet wird. Frau Frederking versprach, sich für Änderungen einzusetzen.

Frau Frederking beendete den Abend mit einem Plädoyer zur Wertschätzung von Lebensmitteln. Ihren Worten konnten sich alle Anwesenden anschließen. Und HalleSpektrum nutzt die Gelegenheit, sich für das leckere Buffet zu bedanken: Wir haben es sehr wertgeschätzt.

Hintergrund:

Nach eigener Selbstdarstellung versteht sich die AbL als „eine bäuerliche Interessenvertretung, die für eine nachhaltige Landwirtschaft im Sinne einer sozial- und umweltverträglichen Landwirtschaft, sowie für entsprechende Rahmenbedingungen eintritt. Die AbL Mitteldeutschland engagiert sich vor allem in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.“

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