Ärzteverband empfiehlt: Praxen sollten mittwochs schließen
5. Januar 2023 | Natur & Gesundheit | 12 Kommentare
Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V. (Virchowbund) ruft die Arztpraxen auf, den Praxisbetrieb auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen.
Die ambulante Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte könne wie bislang an den Tagen Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag stattfinden. Der Mittwoch soll dagegen zur Bewältigung der Bürokratie und zur Fortbildung genutzt werden. Die Versorgung von Akutfällen übernähme, wie z. B. an Wochenenden der ärztliche Bereitschaftsdienst (116 117).
Die Arztpraxen stehen durch die Energiepreisexplosion und die Inflation unter enormem Kostendruck. Auf der anderen Seite steht ein budgetiertes Finanzierungssystem und die Streichung von Geldern, wie aktuell durch die Abschaffung der Neupatientenregelung. Zudem bilden die Finanzverhandlungen mit den Krankenkassen und dem mageren Plus von zwei Prozent nicht die Kostenentwicklung ab.
„Für uns ist deshalb klar: Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden. Deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken.“, so der Bundesvorsitzende, Dr. Dirk Heinrich.
Er will dies unter anderem auch als Zeichen gegen die immer stärker ausufernde Bürokratie in den Arztpraxen und als Mittel gegen den Fachkräftemangel verstanden wissen. Im Schnitt sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte 61 Arbeitstage pro Jahr und Praxis mit Verwaltungsarbeit belastet – Tendenz steigend.
Der Verband hebt weitere Vorteile der Praxisschließungen hervor:
- Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich mache den Beruf der medizinischen Fachangestellten (MFA) attraktiver und Praxen wieder zu nachgefragten Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Aktuell leiden 75 Prozent der haus- und fachärztlichen Praxen unter dem Fachkräftemangel, da u. a. die Krankenkassen ausgebildete MFA mit deutlich höheren Gehältern abwerben. MFA haben bislang keinen staatlichen Corona-Bonus erhalten.
- Im Hinblick auf Unterfinanzierung und Budgetierung des ambulanten Bereiches sei die Konzentration auf vier Tage zur Patientenversorgung ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Praxisführung und Kostensenkung. Nicht zuletzt könnten Praxen durch den Schließtag auch einen Teil der Energiekostensteigerung abfangen, da sie – anders als die Kliniken – kein staatliches Hilfspaket empfangen.
- Eine Vier-Tage-Woche sei familienfreundlicher und mache die Niederlassung attraktiver für junge Ärztinnen und Ärzte, speziell gegenüber der Anstellung im Krankenhaus. Für bereits Niedergelassene sei die Umstrukturierung eine Chance, aus dem „Hamsterrad“ auszusteigen. Jeder vierte bis jeder dritte Niedergelassene fühlt sich durch seine Arbeit ausgebrannt.
„Die politische Untätigkeit und Fehlsteuerung der letzten Jahrzehnte zwingt die Ärzteschaft die Notbremse zu ziehen.“, kritisiert der Virchowbund-Bundesvorsitzende. „Andernfalls drohen noch schlimmere Folgen, auch für die Patienten.“ Auf Initiative des Virchowbundes haben erste Kassenärztliche Vereinigungen begonnen, den Honorarverteilungsmaßstab anzupassen, etwa in Berlin und Hamburg.
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@hei-wu, du hast mehrere Hausärzte? Oder machst du Kontrollen? Dann vergiss nicht, auch die ambulanten Behandlungsstellen von Kliniken zu besuchen. Da kommt dann sogar ein Teil der restlichen ausl. Familie neben dem zu behandelten Patienten mit, wie Oma, Tante und Mama…
Übrigens entspricht das ehemalige Profil des Hausarztes, wie ich ihn früher kannte, nicht mehr dem heutigen Tätigkeitsfeld. Seit etwa 20- 30 Jahren beobachte ich, dass ein sogen. Hausarzt gar nicht mehr ins „Haus“ kommt, selbst wenn der Patient daheim vor Schmerzen so laut schreit, dass der Hausarzt es am Telefon hört, wenn ein Angehöriger den Hausarzt telefonisch um Hilfe bittet. Der Patient
soll in die Praxis kommen zur Sprechstunde und dann sagen, welche Beschwerden er hat.
Deshalb sollte man den sogen. Hausarzt anders bezeichnen, Stammarzt oder Grundarzt , so etwas in der Richtung. Darüber müssen sich andere Leute den Kopf zerbrechen.
Neben der Überalterung der Gesellschaft ist die Zunftmentalität und – praxis der Ärztevereinigungen ein weiterer Grund für die real existierende Misere. Ich kenne einige Ärzte, die nach einer Krankenhauskarriere als frei praktizierende Haus-/Fachärzte sich in Halle niedergelassen hätten. Das geht aber alles andere als einfach.
Wenn ich ins Wartezimmer eines Hausarztes komme, sitzen da überwiegend hochbetagte Einheimische und keine Geflüchteten.
Wenn du ins Krankenhaus kommst, hast du allerdings genügend Gelegenheit, Menschen mit Migrationshintergrund zu treffen. Im Schwesterzimmer, unter den Assistenzärzten pp..
Das bedeutet, dass die Zeit für die Patienten, also die Öffnungszeiten der Arztpraxen, geringer wird und das, wo es schon schwer genug ist, überhaupt einen Behandlungstermin zu bekommen. Bei manchen Ärzten kann man 1/4 Jahr und länger auf einen Termin warten.
Es ist eine Tatsache, dass es zu wenig Ärzte gibt.
Eine zweite Tatsache ist, dass es mehr Patienten gibt
durch die Aufnahme von Flüchtlingen, die alle aus Ländern kommen, die ein weniger gutes Gesundheitssystem haben als die deutsche Bevölkerung . Diese haben auch einen schlechteren Gesundheitszustand. Ich sage nur: Zahnzustand! Seht Leuten auf den Mund, wenn sie sprechen und ihr
könnt ablesen, wie es den Menschen allgemein in dem Lande geht, in dem sie leben bzw. aus dem sie kommen.
Ich las, dass z. B.Ukrainer, die zu uns kamen wegen des Krieges in ihrem Lande, wieder zurückgingen, weil sie mit der Bürokratie hier nicht zurechtkamen. Das stelle man sich einmal vor!
Natürlich ist das ein Vorschlag der Ärztekammer, eine Lobby der Ärzte. Anstatt sich gegen die von übergeordneten Stellen geforderte Bürokratie zu wehren – täte das ein oder mehrere Ärzte, wäre das nicht erolgversprechend- verschlechtert man die Lage der Patienten. Das kann doch nicht gewollt sein.
Und warum soll es der Mittwoch sein, an dem die Ärzte nachmittags keine Sprechstunden solange ich denken kann haben?
Da schlage ich doch lieber den Freitag vor, an dem der Spruch gilt „Freitag ab 1 ( 13 Uhr ist gemeint), jeder macht seins!“ Schon Freitagvormittag erreicht man kaum jemanden in Verwaltungen und Institutionen. Der FREITAAG heute ist nämlich der SAMSTAG vor Einführung der 5-Tagewoche!
Noch ein Witzchen gefällig?
Sitzt jemand 13.30 Uhr in der Verwaltung irgendwo,
eine Reinigungskraft betritt das Zimmer und will saubermachen. Sie ist ganz verwirrt, dass da noch jemand arbeitet und fragt: „Sie haben wohl den Hubschrauber nicht gehört, der war doch schon lange da?“ „Welchen Hubschrauber?“
“ Na der, der immer das Heu abwirft für die Kamele, die noch arbeiten!“
„Schwache Menschen, ihr gebt vor, es sei euch bloß um Wahrheit und Ausbreitung der Erkenntnis zu tun, in der Tat aber beschäftigt euch bloß eure Eitelkeit.“
(Immanuel Kant)
Ein paar Erzählungen aus 1001 Nacht sind auch dubei.
„Sie werden es nicht glauben, in der Privatwirtschaft kann mehr verdient werden als die paar Bröckchen im Öffentlichen Dienst.“
Deine Kommentare klingen eher nach Bürgergeldniveau aber Optimismus muss auch sein.
„Sie werden es nicht glauben, in der Privatwirtschaft kann mehr verdient werden als die paar Bröckchen im Öffentlichen Dienst.“
Wenn man was kann. Und nachts ist es kälter als draußen.
Der Eid des Monetis ist heutzutage höher zu bewerten, als der Eid des Hippokrates:
Als Mitglied der ärztlichen Profession: gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patientin oder meines Patienten werden mein oberstes Anliegen sein. Ich werde die Autonomie und die Würde meiner Patientin oder meines Patienten respektieren.
Sie werden es nicht glauben, in der Privatwirtschaft kann mehr verdient werden als die paar Bröckchen im Öffentlichen Dienst.
Hättste halt in der Schule mehr aufpassen und was anständiges studieren müssen.
Mir kommen die Tränen.
„Als niedergelassener Arzt können Sie weit mehr verdienen als im Tarifvertrag für Ärzte üblich. Je nach Fachrichtung ist ein Einkommensdurchschnitt von etwa 13.000 Euro netto zu erwarten.“ (Springer Medizin)