9000 Kinder in Sachsen-Anhalt haben Kreidezähne

24. September 2020 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

 

Es gibt Erkrankungen, die Ärzten und Wissenschaftlern Rätsel aufgeben. Zu diesen Krankheitsbildern zählen auch die sogenannten „Kreidezähne“, die medizinisch als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) bezeichnet werden. Diese Schmelzbildungsstörung tritt meistens an den ersten bleibenden Backenzähnen auf, häufig auch an den bleibenden Frontzähnen. Auch Milchzähne können schon betroffen sein.

„Die Zähne haben weiße bis gelblichbraune Flecken – je größer und dunkler die verfärbten Stellen sind, desto stärker ist die Mineralisationsstörung. Das schmerzt und die Kinder können kaum noch Zähneputzen. Die Zähne zerbröseln im schlimmsten Fall“, erklärt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt.

Allein im Jahr 2018 waren laut dem BARMER-Zahnreport acht Prozent der Kinder in Sachsen-Anhalt zwischen sechs und zwölf Jahren von MIH betroffen – das ist der zweithöchste Wert im Bundesvergleich nach Brandenburg und entspricht rund 9.000 Heranwachsenden. „Um solchen Krankheitsbildern vorzubeugen, appellieren wir an Eltern und Erziehende, die vorgesehenen Früherkennungsuntersuchungen für Kinder stärker zu nutzen, um Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich rechtzeitig zu erkennen. Je früher man an solche Dinge herangeführt wird, desto stärker verstetigen sie sich und werden im Erwachsenenalter zur Normalität“, so Wiedemann.

Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung scheinen Weichmacher aus Kunststoffen zu spielen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Auch Probleme während der Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben, Einflüsse durch Dioxine und Erkrankungen der oberen Luftwege können dazu beitragen. Die Ursachenforschung für die Erkrankung ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Damit die Mineralisierungsstörung keine „große Unbekannte“ bleibt, ist deshalb Forschung dringend erforderlich.

Solange die MIH nicht verhindert werden kann, konzentriere sich der Schutz der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen auf die Aufklärung der Eltern und den Erhalt der betroffenen Zähne. Mit der Mundgesundheit hingen viele soziale Faktoren zusammen: Ist sie schon in einer frühen Lebensphase beeinträchtigt, hätte das negative Folgen für die kindliche Entwicklung, den Schulerfolg und das Sozialverhalten. Damit betroffene Kinder unbeschwert aufwachsen, lernen und spielen können, seien ein frühes Erkennen und eine individuelle Behandlungsstrategie für die MIH wichtig, sagt Wiedemann.

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