Mord verjährt nicht
20. August 2016 | Nachrichten, Politik | 12 KommentareNach einer am Mittwoch ausgestrahlten Reportage des MDR (Exakt – Die Story) mehren sich Hinweise, dass zwei Kubaner im Jahr 1979 in Merseburg einem Mord zum Opfer gefallen sein könnten. Zum Thema äußert sich Sebastian Striegel, der rechtspolitische Sprecher der Fraktion und Abgeordneter aus Merseburg:
„Dass am 12. August 1979 in Merseburg zwei kubanische Staatsbürger von einem Mob in die Saale getrieben wurden und beim Versuch zu fliehen, im Fluss zu Tode kamen, ist einerseits in Merseburg ein offenes Geheimnis, gehört jedoch andererseits zu den wenig beleuchteten Kapiteln der Merseburger Stadtgeschichte. Das Ministerium für Staatssicherheit und SED verheimlichten den Tod der beiden jungen Männer, behinderten Ermittlungen und verhinderten so auch eine juristische Aufarbeitung des damaligen Geschehens. Die mutmaßlich für den Tod der beiden Kubaner (mit-)verantwortlichen Personen wurden nie belangt.“
„Recherchen des Historikers Harry Waibel und des MDR werfen nun erneut ein Licht auf den Fall. Aus den Akten des Ministeriums für Staatssicherheit und Zeugenaussagen ergeben sich Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, dass in diesem und möglicherweise weiteren Fällen Mordmerkmale verwirklicht sein könnten.“
Staatsanwaltschaft Halle gefragt?
„Mord verjährt nicht. Die zuständige Staatsanwaltschaft Halle ist deshalb aufgerufen, die bisherigen Erkenntnisse zu den Geschehnissen am 12. August 1979 in Merseburg zusammenzutragen. Es ist von Amts wegen zu prüfen, ob Ermittlungen wegen Mordes eingeleitet werden müssen.“
„Die Geschehnisse von Merseburg, aber auch die in der Reportage geschilderten Vorgänge in Staßfurt und Erfurt weisen deutlich auf den in der DDR grassierenden Rassismus und auf Gewalthandlungen zum Nachteil ausländischer Vertragsarbeiter in der DDR hin. Rechte und rassistische Gewalt gab es in unserer Region bereits deutlich vor 1990. Dieses Kapitel der DDR-Geschichte muss endlich aufgearbeitet werden.“
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die Vietnamesen und auch die Mosambikaner waren wohl in die DDR geschickt worden, um die hohen Schulden bei der DDR aufgrund deren Unterstützung bei den dortigen Kriegen abzubezahlen.
Da fällt mir gerade ein: Waren denn das alles wirklich Vertragsarbeiter? Ich erinnere mich, dass gerade diese Kubaner eigentlich eine Berufsausbildung abslovierten. Die Kubaner waren aber in allen Fällen schon weit über 20 oder auch 30 Jahre alt gewesen
Porbitzer mich auch.
Ich habe nur gelegentlich etwas über meine Mutter beim Waggonbau mitbekommen, wo ende der 80er Jahre Mosambikaner gearbeitet hatten. Aber das war nicht viel und zumeist nicht gegen die Mosambikaner gerichtet.
Ich meinte damit vor allem, das die ausländischen Vertragsarbeiter in separaten Wohnheimen untergebracht waren, oft in der Freizeit (Disko) als unwillkommene Konkurrenten gemobbt worden sind. Zumindest Vietnamesen sind wohl bei deutsch-vietnamesischen Beziehungen wieder in ihr Heimatland zurückgeschickt worden.
Bei Carl Zeiss Jena gab es wohl noch das Problem, dass die hochmotivierten fleißigen Vietnamesen oft ihre Normen übererfüllt hatten, weswegen sie von den deutschen Kollegen als Normbrecher angesehen worden.
Und das war es auch schon mit meinem DDR-Wissen über ausländische Vertragsarbeiter.
Als Schüler hatte ich noch über meinen Sport Judo bei der HSG Wissenschaft Kontakt mit verschiedensten Studenten, mit denen ich immer wunderbar klargekommen bin und die ich oft neugierig ausgefragt hatte. Doch als Schüler gingen die Kontakte praktisch kaum über das gemeinsame Training hinaus.
Fractus, dieses Thema würe mich tatsächlich einmal aus der Sicht der damaligen Vertragsarbeiter interessieren. Für die Benennung oder auch Der Schenkung 😉 entsprechender Literaturquellen wäre ich dankbar. Ich habe im Alter von etwa 16-17 Jahren Mit Kubanern Kontakt gehabt, die von meinem Vater als Meister in Leuna angeleitet worden sind. Das warschon irgendwie Freundschaft Das waren äußerst liebenswerte Menschen. Allerdings waren diese Menschen möglicherweise priveligiert in ihrem Heimatland. Ob die damit zusammenhängenden Gerüchte einen wahren Hintergrund hatten, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen.
Dummer Populismus von Striegel der eigentlich wissen könnte, dass ungeklärte Mordfälle in gewissen Abständen sowieso von der Staatsanwaltschaft / Polizei erneut untersucht werden. Aber so macht man halt seine WählerklientelInnen wieder auf sich aufmeksam (gell, SfK?) bzw. meldet sich so aus dem Urlaub zurück
Wie man an Farbis Reaktionen sieht, hat Striegel offenbar einen wunden Punkt angesprochen.
Na Heinzi, wieder zurück von deiner anderen Baustelle?
Farbspektrum schrieb: „In zehn Jahren wird behauptet, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Ostdeutschland entstanden sind“
Wo ist denn dein Rassismus und deine Fremdenfeindlichkeit entstanden ?
Wie Vertrasarbeiter zu DDR-Zeiten behandelt worden sind, würde ich ganz sicher nicht zu den Ruhmestaten des realexistierenden Sozialismus zählen (jedenfalls soweit ich es mit Jungen Jahren mitbekommen habe).
Dennoch taugt das Thema nicht zur eigennützigen Profilierung. Und auch eine Wiederaufnahme von Ermittlungen etwas kann man als Abgeordneter durchaus nachhaltiger in Szene setzen, als durch solche populistisches Geschrei.
Das war wieder sowas Übergeschwapptes, das die ehemaligen und Altnazis dann als böse Bonner Ultras eingeschleust haben, um die DDR zu destabilisieren…
Meist waren das nichtige Anlässe, um Bier, Schnaps oder Frauen, die dann eskalierten. Und heute könnte das auch gegen Einheimische eskalieren, wenn es dabei um Geld und Sachwerte geht.
AfD und Pegida sind doch praktisch gesehen nur Fortführungen einer geistigen Ideologie, die sich jetzt ausleben darf und die, wer hätte das gedacht, ein Ostschlager ist. Daneben bleibt auch noch die Rolle der NSU zu erwähnen.
Ich glaube schon, dass es in der DDR Rechtsextremismus gegeben hat. Stand halt nicht in er Freiheit.
Ich habe den Bericht in der MZ gelesen. Eine Art Wirtshausschlägerei mit tragischem Ausgang, deren Verlauf sich nicht mehr aufklären lässt.
Also nur Politiker-Gedöns. Herr Striegel hat bisher schon erfolgreich sein Bekanntheitsdefizit verringern können. In zehn Jahren wird behauptet, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Ostdeutschland entstanden sind und nach Westdeutschland übergeschwappt sind. Sicher war dann die Brandstiftung von Solingen von ehemaligen Stasiagenten verübt worden.