Lebensgefährliches Sachsen-Anhalt

12. August 2016 | Nachrichten, Natur & Gesundheit | 2 Kommentare

Das Statistische Landesamt hat heute einen Sonderbericht zum Herzinfarktrisiko veröffentlicht. An „kardiovaskulären Erkrankungen“, vulgo „Herzinfarkt“ sterben in Deutschland nach wie vor die meisten Menschen. So erlagen im Jahr 2000 deutschlandweit 204,0 Personen je 100 000 Einwohner koronaren Herzkrankheiten, darunter 89,1 Personen je 100 000 Einwohner einem Herzinfarkt. In Sachsen-Anhalt lag der Wert für koronare Herzkrankheiten bei 286,9 je 100 000 Einwohner und damit 40,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Nur in Sachsen (299,5 je 100 000 Einwohner) wurde im Jahr 2000 ein noch größerer Wert festgestellt.

Mit 122,0 Herzinfarktsterbefällen je 100 000 Einwohner nahm Sachsen-Anhalt im Jahr 2000 einen mit 36,9 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegenden Wert ein. Nur Brandenburg (124,2 je 100 000 Einwohner) und Bremen (123,1 je 100 000 Einwohner) hatten noch höhere Werte.
Sowohl die Sterbefälle durch koronare Herzkrankheiten insgesamt, als auch die Herzinfarktsterblichkeit haben in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. So wurden im Jahr 2014 deutschlandweit 149,6 Sterbefälle durch koronare Herzkrankheiten je 100 000 Einwohner gezählt, darunter 61,9 Herzin-farktsterbefälle je 100 000 Einwohner. Das waren 26,7 Prozent bzw. 30,5 Prozent weniger als im Jahr 2000. In Sachsen-Anhalt verstarben im Jahr 2014 an koronaren Herzkrankheiten insgesamt 258,0 Personen je 100 000 Einwohner, darunter 101,9 Frauen und Männer je 100 000 Einwohner an einem Herzinfarkt. Der Rückgang in Sachsen- Anhalt fiel mit 10,1 Prozent bzw. 16,5 Prozent erheblich geringer aus als im Bundesdurchschnitt. Trotz der positiven Entwicklung vor allem bei den an Herzinfarkt Verstorbenen fiel Sachsen-Anhalt damit auf den letzten Platz im Vergleich mit den anderen Bundesländern und lag damit um 64,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Der Rückgang an sonstigen ischämischen Herzkrankheiten betrug in Sachsen-Anhalt 5,3 Prozent und war damit ebenfalls geringer als im Durchschnitt der Bundesländer (23,7 %). Im Jahr 2000 verstarben nach Angaben der Todesursachenstatistik in Sachsen-Anhalt 15 877 Frauen und 14 298 Männer. Bei 1 425 Frauen und 1 786 Männern führte ein Herzinfarkt zum Tod. Dies machte 9,0 Prozent aller weiblichen bzw. 12,5 Prozent aller männlichen Sterbefälle aus. Weitere 2 726 Frauen und 1 618 Männer verstarben an anderen oder nicht näher spezifi-zierten Folgen einer koronaren Herzkrankheit. Somit war im Jahr 2000 jeder vierte Sterbefall durch eine koronare Herzkrankheit verursacht worden. Im Jahr 2014 wurde in Sachsen-Anhalt knapp jeder fünfte Sterbefall durch koronare Herzkrankheiten verursacht (5 779 Sterbefälle). Von den 15 693 weiblichen Sterbefällen verstarben 953 Frauen an einem Herzinfarkt. Bei den Männern waren das 1 329 von 15 137 männlichen Sterbefällen. Demnach erlagen 6,1 Prozent aller weiblichen bzw. 8,8 Prozent aller männlichen Sterbefälle einem Herzinfarkt. Weitere 1 784 Frauen und 1 713 Männer verstarben an anderen oder nicht näher spezifizierten Folgen einer koronaren Herzkrankheit. Tödlich verlaufende Herzinfarkte in den jüngeren Altersgruppen sind sehr selten. Im Jahr 2000 wurden in der Altersgruppe der unter 45-Jährigen Frauen und Männer insgesamt 66 Todesfälle durch Herzinfarkt gezählt. Im Jahr 2014 waren es 15 Fälle. Ein besonders starker Rückgang war in der Altersgruppe der 65- bis unter 75-Jährigen. Hier gingen die Herzinfarktsterbefälle von 1 004 auf 473 zurück.

Auch regionale Unterschiede wurden bei der Herzinfarktsterblichkeit beobachtet. In allen untersuchten Jahren lag die Herzinfarktsterblichkeit in der Stadt Dessau-Roßlau und in den Landkreisen Stendal und Altmarkkreis Salzwedel unter dem jeweiligen Landeswert. Die Herzinfarktsterblichkeit im Landkreis Anhalt-Bitterfeld lag in allen Jahren darüber. Mit Ausnahme im Landkreis Harz ging die Herzinfarktsterblichkeit in allen Landkreisen und kreisfreien Städten zwischen den Jahren 2000 und 2014 zurück. Der Rückgang fiel mit 44,2 Prozent in der Landeshauptstadt Magdeburg am größten aus.

Die Gemeinde Hassel (Landkreis Stendal) verzeichnete seit 2008 bis zum letzten Auswertungsjahr 2014 keinen Sterbefall mehr mit der Todesursache Herzinfarkt.

Koronare Herzkrankheiten machten 2014 rund 3,9 Prozent der 637 790 Krankenhausbehandlungen aus, innerhalb der Krankheiten des Kreislaufsystems 23,1 Prozent. In der Gruppe der koronaren Herzkrankheiten war neben dem Herzinfarkt (7 913 Klinikaufnahmen) die Angina pectoris (9 782 Klinikaufnahmen) und darunter speziell die instabile Angina pectoris (4 509 Klinikaufnahmen) von Bedeutung. Gegenüber dem Jahr 2000 war das ein Rückgang von 20,0 Prozent bei den koronaren Herzkrankheiten, allerdings innerhalb dieser Gruppe stiegen die Klinikaufnahmen der Herzinfarktpatienten um 13,2 Prozent und die Klinik-aufnahmen der an Angina pectoris Erkrankten um 47,9 Prozent an, die Klinikaufnahmen der Patienten mit instabilen Angina pectoris sogar um 119,3 Prozent.
Im Gegensatz zum Rückgang bei der Herzinfarktsterblichkeit stiegen in Sachsen-Anhalt die Klinikaufnahmen wegen Herzinfarkt zwischen 2000 und 2014 einwohnerbezogen um 33,0 Pro-zent an, in Deutschland um 28,0 Prozent.
Die durchschnittliche Verweildauer eines Herzinfarktpatienten betrug 2014 in Sachsen-Anhalt 8,3 Tage (Bundesdurchschnitt: 8,2 Tage), im Jahr 2000 waren es 10,9 Tage. Jeder Zehnte (781 Fälle) verstarb während des Klinikaufenthalts an den Folgen des Infarkts, 16,4 Prozent (1 145 Fälle) waren es im Jahr 2000.
In einer Vorsorge- oder Reha-Einrichtung wurden 2014 wegen koronarer Herzkrankheiten 3 981 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter durchschnittlich 21,3 Tage versorgt.

Als kardiovaskuläre Erkrankungen wird eine Gruppe von Krankheiten bezeichnet, deren gemeinsame pathologische Hauptursache die Atherosklerose ist. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen deutlich an. Zu den nicht beeinflussbaren Risiko-faktoren zählt neben erblichen Faktoren und dem männlichen Geschlecht auch das hohe Alter. Übergewicht, Bewegungsmangel, hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen (hoher Choleste-rinspiegel), Diabetes mellitus Typ 2, Stress in Beruf und Privatleben sowie Rauchen zählen hingegen zu den beeinflussbaren Risikofaktoren. Je mehr Risikofaktoren bei einer Person vor-handen sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit an kardiovaskulären Erkrankungen wie beispielsweise der koronaren Herzkrankheit zu erkranken oder einen Herzinfarkt zu erleiden.

Quelle: (StaLa LSA)

Weiterführende Infos:
http://www.statistik.sachsen-anhalt.de/download/stat_berichte/6S035_2000_-_2014.pdf

Print Friendly, PDF & Email
2 Kommentare

Kommentar schreiben