Wo sind die Tschekisten – eingelagert, gestohlen, eingeschmolzen? Kulturamt der Stadt widerspricht MZ-Bericht

14. November 2017 | Kultur | 7 Kommentare

Große Verwirrung herrscht offenbar über zwei tonnenschwere Bronzeskulpturen des Bildhauers Gerhard Geyer (1907-1989), Schüler  des Giebichenstein-Professors Gustav Weidanz. Wie der Autor Steffen Könau in der Mitteldeutschen Zeitung heute schreibt, war  der Künstler eine illustre Figur: „im III. Reich mit Plastiken wie „SA-Mann“ und „Frontsoldat“ erfolgreich, hatte 1968 in Weimar das weltweit erste Albert Schweitzer-Denkmal errichten dürfen“. Später sei der Künstler, der sich dem sozialistischen Realismus verschrieben habe (und sich dabei sicherlich nicht stilistisch verbiegen musste, Anm. Red.), in der DDR-Diktatur mit Büsten des sowjetischen Geheimdienstgründers Feliks Dzierzynski erfolgreich. Eines seiner gewichtigsten Werke war das überlebensgroße, dreifigurige Werk „Mitteldeutsche Arbeiter im Kampf gegen General Maercker“ (Könau.) Es stand bis Sommer 2017 , verborgen hinter Gebüsch, vor der ehemaligen Kantine des MfS am Gimritzer Damm. Im Volksmund hieß es „Tschekisten-Denkmal“. Nun ist es verschwunden. Der Redakteur der Mitteldeutschen Zeitung schreibt, die Skulptur sei „während des Laternenfestes 2017“ von Schrottdieben gestohlen worden, und dürfte seiner Vermutung nach „auf dem Schrottmarkt derzeit mindestens 20.000 Euro einbringen.“ Immerhin, es sind drei Tonnen Buntmetall (Schätzung Könau), und wie der Autor vermutlich korrekt vermutet, musste dazu ein Kran und ein Tieflader zum Einsatz gekommen sein. Wohlgemerkt, während des Laternenfestes.

Hallespektrum hat heute noch einmal beim Kulturbüro der Stadt nachgefragt. Dort hieß es: Der MZ-Bericht sei nicht korrekt. Eine der drei Figuren sei schon vor 2016 nach einem Diebstahlsversuch vom Land Sachsen-Anhalt eingelagert worden. Die beiden anderen, jetzt fehlenden Skulpturen, werden derzeit ebenfalls beim Land Sachsen-Anhalt eingelagert.

Zumindest Ende September 2016 waren sie noch da, die zwei versprengten „Tschekisten“ vor der ehemaligen MfS-Kantine am Gimritzer Damm. (Archivbild Hallespektrum)

Welche der Darstellung nun der Wahrheit entspricht, kann die Red. Hallespektrum derzeit nicht überprüfen. Die kommenden Tage werden es ans Licht bringen: 3 Tonnen Kunst verschwinden auch in Halle nicht einfach so. Nicht in Halle, und nicht im Finanzministerium des Landes Sachsen-Anhalt.

 

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