Vivaldis Jahreszeiten im Wandel der Zeiten
22. Februar 2020 | Kultur, Nachrichten | 2 Kommentare
Vivaldi Bild
Extreme Unwetter häufen sich bei uns. Solche Naturgewalten beeindruckten Komponisten oft und stimulierten sie, Sturm, Gewitter, Regen, Jahreszeiten musikalisch auszudrücken. Zu den wohl bekanntesten musikalischen Stimmungsbildern gehört die Komposition „Le Quattro Stagioni op. 8/1-4“ aus Il Cimento dell´Armonia e dell´Invenzione von Antonio Vivaldi.
Von Antonio Vivaldi wusste man lange Zeit überraschend wenig. Erst 1963 fand man sein Geburtsdatum heraus: 4.3.1678 in Venedig. Das Geigenspiel erlernte er von seinem Vater, der ihm aber auch eine kostengünstige geistliche Ausbildung aufdrückte. 1703 wurde Antonio zum Priester geweiht. Das Amt übte er aber fast gar nicht aus, da er an Asthma litt. Als Violinlehrer unterrichtete er am venezianischen Ospedale della Pietá. Trotz Priesterstatus genoss er ein ziemliches freies Leben, verlegte seine Kompositionen in Venedig und Amsterdam und verkaufte sie gewinnbringend z.T. als teure Manuskripte. An seiner Seite lebte – Zölibat hin oder her – Anna Giró, zugleich seine bevorzugte Sängerin. Bis 1735 waren beide an verschiedenen Orten mit sinkendem Erfolg aktiv. Sehr bescheiden bezahlt wurde Vivaldi dann wieder am Ospedale in Venedig angestellt. Aber er war nicht mehr „in“. 1740 ging er nach Wien, wo sein Gönner Karl VI. aber bald starb. Am 28.7.1741 starb dort auch Antonio Vivaldi und wurde in einem nicht mehr vorhandenen Armengrab beigesetzt. Die „Vier Jahreszeiten waren zu Vivaldis Lebzeiten kein Hit. Sie verschollen sogar und wurden erst 200 Jahre später, genauer 1926 in einer Klosterbibliothek im Piemont zufällig wiederentdeckt. Dann stellte sich aber ein in der Musikgeschichte einmalig riesiger Erfolg ein. Ob konventionell oder experimentell, die Zahl der Einspielungen der Vivaldi-Komposition ist unübertroffen. Woher der Erfolg? Klare Bildhaftigkeit, Unbeschwertheit, Natur und akzeptable Radiocliplänge sind gewiss wesentliche Ursachen.
Die Vier Jahreszeiten luden immer wieder zu Experimenten ein. So gibt es unzählige Beispiele für moderne, mehr oder weniger gelungene Interpretationen. Einige Hörbeispiele sind im Folgenden zusammengestellt. Max Richter versucht in seiner Bearbeitung zum Kern der Vivaldi-Komposition vorzudringen und so das Werk in die Gegenwart zu holen (Musikbeispiel 1). Die Symphoniacs präsentieren mit Keyboardunterstützung eine außerordentlich dynamische Interpretation (Musikbeispiel 2). Ebenso mitreißend dynamisch spielt das Duo 2Cellos ohne weitere orchestrale Begleitung Vivaldi auf ihren Instrumenten (Musikbeispiel 3). Ralf Velasquez, Komponist, Produzent und DJ steuert eine Electro-Pop-Vivaldi-Version bei (Musikbeispiel 4). Mit großem Orchester interpretiert David Garret gefällig Vivaldi (Musikbeispiel 5). La Finesse sind 4 attraktive Musikerinnen, die mit Orchesterunterstützung Vivaldi reizvoll präsentieren (Musikbeispiel 6). Vivaldi klassisch barock vom Orchester Rondo Classico auf einem Open-Air-Konzert gespielt (Musikbeispiel 7). Eine unglaublich dynamische Vivaldi Interpretation ist das Hörbeispiel 8. Musikbeispiel 9 ist eine Techno-version mit viel Bum-Bum und Scratching. Vivaldi gekonnt im harten rockigen E-Gitarren-Sound bietet Musikbeispiel 10. Einfühlsam rockig dagegen kommt Yves Custeau daher (Musikbeispiel 11). Das Musikbeispiel 12 ist eine sehr flotte Gitarren-Orchester-Präsentation mit Vogelgezwitscher und Gewitter-Sound von Domra. Mitreißend explosiv ebenfalls die Bond-Damenshow mit Bühnenfeuerwerk (Musikbeispiel 13). Endgültig den Garaus macht den Vivaldi-Jahreszeiten das letzte Musikbeispiel 14, eine Disco-Nummer.
Viel Vergnügen beim Reinhören.
(H.J. Ferenz)
Hörbeispiele:
(1) Max Richter: „Vier Jahreszeiten“ Vivaldi recomposed, mit Daniel Hope
https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+vier+jahreszeiten+pop&&view=detail&mid=FF63362C3FDDFC218AE3FF63362C3FDDFC218AE3&rvsmid=5224B90ED648D209F8BC5224B90ED648D209F8BC&FORM=VDQVAP
(2) Symphoniacs: Vivaldi sehr dynamisch:
https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+vier+jahreszeiten+pop&&view=detail&mid=4ABB1A07A81AF12238F54ABB1A07A81AF12238F5&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3Dyoutube%2Bvier%2Bjahreszeiten%2Bpop%26%26FORM%3DVDVVXX
(3) 2Cellos: Vivaldi:
(4) Ralf Velasquez Electropop:
https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+vier+jahreszeiten+pop&ru=%2fvideos%2fsearch%3fq%3dyoutube%2bvier%2bjahreszeiten%2bpop%26%26FORM%3dVDVVXX&view=detail&mid=5224B90ED648D209F8BC5224B90ED648D209F8BC&rvsmid=8CF2F0F7F11E57EEC9E38CF2F0F7F11E57EEC9E3&FORM=VDQVAP
(5) David Garret
(7) Rondo Classico:
(8) Vivaldi Modern Rockig:
https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+vier+jahreszeiten+pop&&view=detail&mid=8BF018B954B28F492F5D8BF018B954B28F492F5D&rvsmid=5224B90ED648D209F8BC5224B90ED648D209F8BC&FORM=VDMCNR
(11) Yves Custeau: Vivaldi Rock:
https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+vier+jahreszeiten+pop&&view=detail&mid=06EF8 youtube%2Bvier%2Bjahreszeiten%2Bpop%26%26FORM%3DVDVVXX
(14) Schlagerversion „Hier kommt der Sommerhit“ Pop Classic Dinner Show:
https://www.bing.com/videos/search?q=youtube+vier+jahreszeiten+pop&&view=detail&mid=8CF2F0F7F11E57EEC9E38CF2F0F7F11E57EEC9E3&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3Dyoutube%2Bvier%2Bjahreszeiten%2Bpop%26%26FORM%3DVDVVXX
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No.3 erinnerte mich an einen Sketch von Rudi Carell mit Heinz Erhardt
Die Nummer 3 (mit den zwei Cellos) finde ich am beeindruckendsten.