Unterwegs gegen Hexenverbrennungen

8. Dezember 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Zur Zeit weilt Schwester Lorena in unserem Bistum Magdeburg und erzählt über ihr missio-Projekt für das sie in der kommenden Woche in Weimar mit dem renommierten Menschenrechtspreis 2018 ausgezeichnet wird. „Die Schweizer Ordensschwester setzt sich für die Opfer von Hexenverfolgung in Papua-Neuguinea ein“, heißt es in der Begründung der Jury. „Bei ihren Hilfsaktionen für Frauen in Gefahr riskiert sie vielfach ihr Leben“. Vor knapp 40 Jahren setzte die katholische Ordensfrau aus der Schweiz das erste Mal einen Fuß auf diese wunderschöne Insel, die zweitgrößte der Welt. Und schon bald stand fest: „hier gehe ich nicht mehr weg!“

Vorgeschlagen wurde Schwester Lorena Jenal von dem Katholischen Hilfswerk missio Aachen, das seit vielen Jahren die Arbeit der 68-Jährigen unterstützt. „missio ermöglicht mit Spenden aus Deutschland die entsprechenden Rettungsprogramme und Aufklärungsmaßnahmen“, erklärte Prälat Klaus Krämer, Präsident von missio in Aachen. „Die Vergabe des Weimarer Menschenrechtspreis an Schwester Lorena hat eine Signalwirkung für den Kampf gegen die Hexenverfolgung. Es ist wichtig, ihren mutigen Einsatz gegen diese Menschenrechtsverletzungen zu fördern.“

Hexenverbrennungen im 21. Jahrhundert!

Schwester Lorena, links. Foto: Bistum Magdeburg

Doch wie kann es sein, dass im 21. Jahrhundert die mittelalterliche Praxis der Hexenverbrennung mörderische Auferstehung feiert? In 29 Ländern dieser Erde wird dieses grausame Phänomen registriert. Für ihre neue Heimat erkennt Schwester Lorena verschiedene Ursachen. „Zum einen wurde ein Naturvolk mit voller Wucht von der Steinzeit ins digitale Zeitalter katapultiert“, sagt sie besorgt.  Tausende  Jahre Entwicklungsgeschichte wurden in weniger als 40 Jahre gepackt. „Das überfordert viele Menschen!“ Zum anderen beobachte sie einen Niedergang kultivierter Führungskultur und das nicht nur in den Ländern, in denen die Hexenverfolgung in ihrer brutalsten Form wieder auflebt.

Für Schwester Lorena sind Menschenrechte untrennbar auch von Frauenrechten. Als Trägerin des Lebens wurden Frauen gerade in den Naturvölkern verehrt. Mit dem digitalen Zeitalter ist dies nicht nur in Papua-Neuguinea verloren gegangen. „Stattdessen werden starke Frauen zu Sündenböcken für Unglücke in Stammesgesellschaften gemacht und, weil es keine vermittelnde starke Stammeshäuptlinge mehr gibt, entlädt sich die Gewalt gegen diese Frauen mit dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen.“

Menschenrechte sind Frauenrechte!

In Papua-Neuguinea werden besonders brutale Menschenrechtsverletzungen verübt. Alleine seit dem vergangenen Jahr hat sich die Schweizer Ordensfrau um 18 Opfer von Hexenverfolgung gekümmert. Im Februar 2017 befreite sie eine brutal misshandelte Frau aus den Fängen ihrer Folterer und brachte sie in eine Krankenstation. Die Ärzte kämpften um ihr Leben, doch sie erlag den schweren Verletzungen. Die Polizei unternahm nichts in dem Mordfall. Im Gegenteil wird Schwester Lorena inzwischen von einem hochrangigen Polizisten bedroht, weil sie immer wieder die Menschenrechtsverletzungen anprangert und den Behörden Tatenlosigkeit vorwirft. Der Schweizerin liegen von einem anderen Fall sogar Beweisfotos eines sogenannten Hexenprozesses vor. Zwischen hunderten von Schaulustigen sowie einigen Folterern sind mehrere Polizisten zu sehen. Das schwerverletzte Opfer überlebte durch einen glücklichen Zufall und wurde von Ordensschwestern in Sicherheit gebracht und psychologisch betreut. Ihr ganz großer Traum ist ein Haus der Hoffnung, dass sie auf der Insel erbauen möchte, in dem Hoffnung, Stärke und Menschenrechte gelebt und erlebt werden können.

Den Menschenrechtspreis wird Schwester Lorena am 10. Dezember persönlich entgegennehmen. Weitere Informationen zu Schwester Lorena sind zu finden unter: www.missio-hilft.de/hexen

Bistum Magdeburg, leicht gekürzt TK

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