Trennendes überwunden, Miteinander gefördert

14. Juli 2019 | Kultur | 4 Kommentare

Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde die Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche Mitteldeutschlands, Ilse Junkermann, im Magdeburger Dom von ihrem Amt entpflichtet. Bischöfin Ilse Junkermann nahm während eines Gottesdienstes anlässlich ihrer Verabschiedung ihr Amtskreuz ab und  übergab es an Friedrich Kramer, der ab September das  Amt des Landesbischofs der EKM übernimmt.

Zehn Jahre war Ilse Junkermann Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche Mitteldeutschlands. Im März 2009 wurde sie auf der Synode in Wittenberg gewählt, im September 2009 im Dom zu Magdeburg in ihr Amt eingeführt. Am 6. Juli 2017 wurde die 62-Jährige nun an gleicher Stelle entpflichtet. Trotz Abschiedsgottesdiensts bleibt Ilse Junkermann noch bis Ende August im Amt. Erst im September wechselt sie an die Universität in Leipzig. Junkermann will dort in den kommenden vier Jahren zur Kirche in der DDR forschen. Ab September 2019 wird sie dort die Forschungsstelle „Kirchliche Praxis in der DDR. Kirche in Diktatur und Minderheit“ leiten.

Mutig auf das Amt eingelassen

Der Präses der EKM-Landessynode, Dieter Lomberg, würdigte bei dem Gottesdienst die Verdienste Junkermanns. Sie habe sich vor zehn Jahren mutig auf das Amt eingelassen, sagte Lomberg. Als Landesbischöfin habe sie von Beginn an Themen gesetzt und Defizite angesprochen. „ Für manche ist es schwer, dieses Wort überhaupt mit Kirche in Verbindung zu bringen. Aber die EKM gilt heute als innovativ.“

Lob für die Arbeit von Ilse Junkermann kam auch von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche. Deren leitender Bischof Ralf Meister würdigte Junkermann als „mutig und unerschrocken“. Sie sei eine klare Stimme für die Kirchen in den neuen Bundesländern gewesen. „Mit deinem persönlichen Stil hast du deinen Mund aufgetan für die Stummen. Und du hast das Risiko, anzuecken und Widerspruch zu erregen, nicht gescheut“, sagte Meister.

Als Assistent der Entpflichtung sprach der Magdeburger Bischof Dr. Gerhard Feige seinen Dank und Segen für ihr weiteres Wirken aus.

Reformationsjubiläum – Bewährungsprobe einer Landesbischöfin

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow würdigt das Wirken der scheidenden Landesbischöfin Sie habe die Kirchenfusion der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringer Landeskirche gemeistert und die neu geschaffenen Strukturen der EKM mit Leben erfüllt. Der Regierungschef betonte: „Als Mensch wie als Bischöfin stand sie dafür ein, Trennendes zu überwinden und das Miteinander zu fördern.“ Zudem sei ihr „die vernehmbare Präsenz der Kirchen in der Gesellschaft und die Gesprächsbereitschaft über religiöse oder politische Grenzen hinweg“ besonders wichtig gewesen. Bei vielen öffentlichen Anlässen habe sie deutlich gemacht, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus fundamental dem Kern des christlichen Glaubens widersprechen, betonte Ramelow

„Bei Ihrer Verabschiedung darf ein herzliches und aufrichtiges Dankeschön Ihrer katholischen Schwestern und Brüder nicht fehlen“, sagte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr. Neymeyr sprach das Grußwort auch im Namen der Bischöfe von Magdeburg, Dresden-Meißen und Fulda, Gerhard Feige, Heinrich Timmerevers und Michael Gerber, sowie der Katholikinnen und Katholiken in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Wie auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm  erinnerte der Erfurter Bischof  an eine ‚bestandene Bewährungsprobe‘ der Landesbischöfin anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation. Diese Feier hätte zu einer Entfremdung von Katholiken und Protestanten führen können. Sie haben wesentlichen Anteil daran, dass es in unserer Region nicht so gekommen ist – im Gegenteil: Sie haben zu allen Anlässen immer an die Katholiken gedacht und uns eingebunden in die Gedenkfeiern und die vielen anderen Veranstaltungen im Jahr 2017.“

Der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands gehören eigenen Angaben zufolge mehr als 700.000 Christen an. Davon leben rund 450.000 in Thüringen und etwa 240.000 in Sachsen-Anhalt. Die übrigen Mitglieder stellen Gemeinden in den Randgebieten von Brandenburg und Sachsen.

leicht gekürzt und umgestellt, ToK (sus/kna/epd/BIP Erfurt/mdr| Foto:Sperling)

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