Staatskapelle Halle beeindruckt mit Bruckners Achte

8. März 2022 | Kultur, Rezensionen | Keine Kommentare

Die Staatskapelle Halle setzte am 6. und 7.März 2022 ihre Sinfoniekonzertreihe mit Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8 in c-Moll (WAB 108) fort. Die Leitung hatte Hartmut Hänchen. Bruckners 8.Sinfonie ist nicht nur besonders lang; auch ihre Entstehung zog sich hin. Die gnadenlose Kritik, die die Erstfassung erfuhr, veranlasste den deprimierten Bruckner zu einer gründlichen, 3 Jahre dauernden Überarbeitung, die vor 130 Jahren, 1892 uraufgeführt wurde. Die Kritiker nörgelten trotzdem noch. Beim Publikum löste das neugestaltete Werk jedoch Begeisterung aus. Man feierte die Sinfonie als “das Werk eines Giganten“, als „den vollständigen Sieg des Lichtes über die Finsternis“. Und die Begeisterung hält bis heute bei Musikern und Hörenden an. Sie ist für viele die Krone der Musik des 19.Jahrhunderts.

Die Achte Symphonie wirkt insgesamt düster, was ihr den Beinamen „Mysterium“ oder „Die Apokalyptische“ einbrachte. Sie passt zufällig in das tagesaktuelle Geschehen in Osteuropa. Engagiert und energiegeladen, in großer Besetzung intonierte die Staatskapelle im ersten Satz der Sinfonie den von Bruckner erdachten Beginn der Welt. Oder war es der Versuch des Auferstehens aus der Asche? Angesichts des Vernichtungskrieges, den Russland gegen die Ukraine führt, drängen sich solche Bilder auf. Beklemmend endet der erste Satz. Bruckner beschrieb das mit „Totenuhr“. 

Der zweite und die folgenden Sätze vermitteln dann aber doch Versöhnliches. Kraftvoll und frisch, keine Untergangsstimmung. Den dritten Satz (Adagio) überschrieb Bruckner mit „feierlich langsam, jedoch nicht schleppend“. Für den richtigen Sound sorgten nicht nur Pauken und Trompeten, sondern auch der interessante Einsatz von Harfen – eine Novität in Bruckners Sinfonien. Im Finalsatz gelang es dem Dirigenten noch einmal große dramatische Steigerungen der Staatskapelle zu entlocken. Trotz der Länge der Sinfonie war keine Müdigkeit zu spüren. Mit viel Verve und Spielfreude engagierte sich die Staatskapelle in großer Besetzung bis zum fulminanten Schluss. Wie weggeblasen war der Corona-Verdruss – ein aufmunternder, musikalischer Sieg des Lichtes über die  Finsternis! 

Für Hartmut Hänchen (78) war das Dirigat sicherlich etwas Besonderes. Er begann seine Dirigentenkarriere vor Jahren in Halle und war bis heute als Dirigent an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland tätig.

 

 

(H.J. Ferenz)

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