Silvesterbräuche nur noch Schall und Rauch?

31. Dezember 2019 | Kultur | 5 Kommentare

Silvesterbrauch Linsensupppe

Der Jahreswechsel, die Silvesternacht, wird seit Menschengdenken mit allerlei Brauchtum und Aberglauben begangen. Wenn heute das neue Jahr mit gigantischen Feuerwerken und allem, was die Pyrotechnik zu bieten hat, begrüßt wird, denkt kaum jemand noch daran, dass mit solchen Ritualen böse Geister vertrieben und vom neuen Jahr ferngehalten werden sollen. Man stößt mit gefüllten Sektgläsern an und wünscht sich einander mit Prosit Neujahr alles Gute. Es gab aber eine Reihe regionaler Bräuche, die fast schon in Vergessenheit geraten sind. Ein alter Brauch war es z.B., am 31.12. Linsensuppe zu essen. Die Linsen stehen dabei für Geldmünzen. Viele Linsen viel Geld. Oder man hebt sich eine Schuppe des traditionellen Silvesterkarpfens auf und trägt diese das Jahr über im Portmonnaie mit sich rum.
Das Abhandenkommen von Silvestertraditionen beklagten schon unsere Altvorderen. In dem Buch „Sächsische Volkskunde“ von 1900 werden noch hiesige Bräuche erwähnt, die inzwischen wohl in Vergessenheit geraten sind: „An den Lostagen unseres Vaterlandes, am Andreas-, Christabend oder Sylvester, gehen noch heute um Mitternacht die Mädchen an die Thüre des Hühnerstalles und rufen die Worte: „Gackert der Hahn, so krieg ich en Mann; Gackert die Henn, so krieg ich noch kenn.“ Im alten Seelenglauben unserer Vorfahren wurzelt ferner das Bestreben, die Zukunft vorherzusehen. „Hier und da sucht man zu erkunden, ob man das nächste Jahr am Leben bleiben, ob man den Aufenthaltsort ändern, ob man Glück oder Unglück haben werde. Die Orakelfragen der Männer schwinden jetzt mehr und mehr bei unserem Volke. Kaum, daß man hier und da am Sylvesterabend 12 Näpfchen mit Salz auf den Tisch stellt, um zu erfahren, welches die feuchten und welches die trockenen Monate des neuen Jahres sein werden. … Heute ist dieses alte Fragen nach dem Schicksal zum unschuldigen Zeitvertreib junger Mädchen und der Kinder geworden, das besonders am Andreas-, Christ- und Sylvesterabend die Stunden kürzt. Bald wird aus einem Erbschlüssel Blei gegossen, bald werden Äpfelschalen oder Pantoffeln geworfen, bald Thonkügelchen mit beschriebenen Zetteln ins Wasser geworfen, bald Nußschalen mit brennenden Lichtern aufs Wasser gesetzt und anderes mehr.“
Welche Bräuche pflegt ihr zum Jahreswechsel? Wir freuen uns auf eure Kommentare.
(H.J. Ferenz)

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