Schatz, sags mir einfach!

15. Februar 2017 | Kultur, Veranstaltungen | Keine Kommentare
Liebesworte in Dein Herz

Liebesworte in Dein Herz

Etwa 30 Paare und einige Einzelpersonen fanden sich am 14. Febr. um 19:30 Uhr, dem Valentinsabend, in der festlich beleuchteten Moritzkirche ein, um die Liebe zu feiern. Der ökomenische Arbeitskreis der Kath. Akademie Sachsen-Anhalts richtet diese kleine Feier für die Liebe bereits seit einigen Jahren mit großer Begeisterung und großem Erfolg aus. Paare, jeglicher Ausrichtung und jeglichem Alters, die dabei sind, werden mit Überraschung feststellen, dass es zwar einen wiedererkennbaren Ablauf gibt, aber die Veranstalter jedes Jahr wieder mit einem neuem Thema und einer neuen Überraschung aufwarten. Etwas christlichen Hintergrund sollte man auch mitbringen, denn die Feier findet in einer Kirche statt und es werden dabei Gebete gesprochen. Aber schließlich war Valentin auch ein christlicher Heiliger oder doch nicht? (siehe Hintergrund). Auch sollte das „Vaterunser“ zur Allgemeinbildung gehören. Man darf auch kritisch dazu stehen.

Die Predigt zweier Liebender

Die Predigt zweier Liebender

In diesem Jahr wurden die 30 Paare und mehrere Einzelpersonen mit dem Motto „Liebesworte in Dein Herz“ überrascht. Die Moritzkirche war festlich beleuchtet. Die Musik der Band um Jens Büttner (Saxophon) und Eva Wagener (Gesang) machte in der großen Kirche warm ums Herz. Es folgten neben Liedern zum Mitsingen und Mithören ein Dialog zur Tradition des Valentintages, Worte aus der Bibel und eine Dialog-Predigt über die wunderbare Liebe eines Paares. Diese zwei Liebenden finden auf dem Dachboden die alten Liebesbriefe vom Beginn ihrer Beziehung wieder und beschliesen am Ende, sich hinzusetzen, um sich gegenseitig die alten Briefe vorzulesen. Das war der Höhepunkt der Feier. Nun waren wir alle so schön gerührt und hätten zum gemütlichen Teil des Abends übergehen können.

Aber vor dem Vergnügen kommt der Liebe Mühen. Die Paare waren selbst gefordert: Sie wurden gebeten, sich auf die Kirche zu verteilen und sich in kleinen Paarecken Liebesworte ins Ohr zu flüstern. Dabei blieb es nicht. Küssen in der Kirche? Ist das erlaubt? Heute schon, denn wir feiern Valentin. Die Band jazzte dazu erotisch. Damit es nicht zu valentianisch wurde, kamen alle bald zum Rest der Feier bis zu den Segensworten zusammen. Der bereits angesprochene gemütliche Teil, Begegnung bei Wein, Essen und Tanz, fand im nahen „Lichthaus“ statt. Dem ökomenischen Arbeitskreis für den enormen Aufwand der Vorbereitung herzlichen Dank und dieser Dank geht auch an das „Lichthaus“ für die Gastfreundschaft.

valen2

Die hellerleuchtete Moritzkirche

Hintergrund:

Dem Valentin auf die Spur zu kommen, gleicht der Recherche in einer sehr alten Bibliothek oder dem Aufspüren eines sehr alten Verbrechens. War Valentin ein Heiliger oder ein Gnostiker, wie die Abweichler vom „rechten Glauben“ im Frühchristentum bezeichnet wurden? Unser ältester Valentin (110- 175) war ein ägyptischer Dichter und Lehrer, kam aus der gnostischen Hochburg Alexandria mit der Hoffnung nach Rom, dort für seine Verdienste für den Glauben einen Bischofshut oder mehr zu erwerben. Seine Hoffnungen wurden bitter enttäuscht und er sagte sich von der Kirche los. Selber von untadeligen Lebenswandel und von hohem Intellekt, bewandert in der griechischen Philosophie und den Glaubensdingen, entwickelte er eine eigene Lehre, aus der die Sekte der Valentianer hervorging, die seine Schriften als Freibrief zur Aussschweifung nutzten. Durch die Ausbreitung des Valentianismus nach Syrien, Kleinasien, Mesopotamine, Spanien, Gallien, ja selbst nach Rom sah sich die Kirche gezwungen, ihrerseits ein „Fest der Liebe“ – in aller Keuschheit selbstverständlich ! -auszurufen: Da gab es plötzlich einen Märtyrer, der am 14. Februar starb, dem Tag der altrömischen Göttin Juno, der Beschützerin der Ehe und Familie, an deren Tag die Frauen mit Blumen beschenkt wurden. Und vielleicht hat es ihn ja auch wirklich gegeben, den Bischof Valentin von Ternin, der am 14. Februar 270 durch Keulenschläge ermordet und anschließend geköpft wurde. Bald schon soll es eine Basilika des Valentin in Rom gegeben haben (354) und die Legenden schreiben ihm viele Wunder zu. Immerhin trug er den Bischofshut, der dem Valentinus verwehrt blieb.valen1

Gegen die Valentianer half das jedoch wenig. Die Spuren der Lehre lassen sich noch bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen und noch heute ist so mancher ein Valentianer, obwohl er nie vom Lehrer und Dichter Valentinus gehört haben mag.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben