RUSALKA im Opernhaus

26. Januar 2020 | Kultur, Rezensionen | Keine Kommentare

Nein, es gibt kein Happyend in dem Lyrischen Märchen von Antonín Dvořák. Die Welten der Wassergeister und die der Menschen können zueinander nicht finden. Rusalka und ihrem Prinzen bleibt die Erfüllung ihrer Liebe versagt (oder erspart).

Unter der Regie von Veit Güssow feierte Dvořáks Oper am Freitag im Opernhaus seine Premiere. Die musikalische Leitung hatte José Miguel Esandi inne, der ein großartiges Orchester durch die emotionale Achterbahn von Dvořáks Musik führte. Rein musikalisch also schon ein Genuß.

Die Inszenierung verzichtet auf platte Aktualisierungen, setzt ganz auf die Musik, die Geschichte und die Figuren. Das Bühnenbild von Daniela Kerck verzaubert mit klassischen Theatermitteln und überrascht mit schönen Effekten. Der Theaterwald ist vom Klimawandel noch verschont, das Wasser sauber. Da hat denn auch mal eine Video-Installation seinen poetischen Sinn.

Das Ensemble überzeugt sowohl musikalisch als auch spielerisch. Allen voran Anke Berndt, die ihrer Rusalka eine große und kraftvolle emotionale Tiefe gibt. Sie spielt und singt sich in die Herzen der Zuschauer. Ihr zur Seite Ki-Hyun Park als Wassermann, der gute Geist, der Rusalkas Schicksal beklagen, aber auch nichts ändern kann. Auch er ein Erlebnis, ebenso wie Marlene Lichtenberg als fremde Fürstin und Hexe Ježibaba, letztere im strengen Kostüm als moderne Alternativ-Therapeutin mit übersinnlichen Fähigkeiten.

Nicht alle Bilder erschließen sich. Warum muß der Wassermann im Taucheranzug aus dem See steigen (sonst phantasievolle Kostüme, die den Mief der Romantik wohltuend vermeiden: Otto Krause)? Die spastischen Bewegungen des Chores wirken eigenartig verwirrend. Aber das spielt sich weg und tut dem ganzen keinen Abbruch.

War die Romantik noch voll und ganz damit beschäftigt das Übersinnliche und die Geheimnisse der Unter- (oder Ober-)Welt in die Menschenwelt zu verweben, so wird das bei Dvořák zum Fluch und zum Mirakel: „Hat dich das Leben erst besiegt, bist du verfallen dem schlimmsten Fluch“. Leben heißt lügen und damit können Wassergeister nicht umgehen, sie verzweifeln daran und fallen in die Einsamkeit. Da nützt es auch nichts, wenn der Prinz (Matthias Koziorowski) seine wahre Liebe erkennt und sie verzweifelt sucht. Ließ er sich doch vorher von einer schönen, leidenschaftlichen Fürstin ohne viel Brimborium verführen. Eine von verzweifelter Einsamkeit gezeichnete Rusalka gibt ihm den tödlichen Kuß. Er stirbt glücklich, sie bleibt verdammt.

Aber am Ende: Ein Mädchen aus dem zauberhaften Ballettstudio der Oper Halle bringt Rusalka ein Eis am Stiel. Ist doch nicht alles verloren?

Veit Güssow hat hier eine Inszenierung zur Welt gebracht, die mit ihrem theatralischen Zauber und der berührenden Musik auch das traditionelle Opernpublikum versöhnen könnte. Und auch ein jüngeres Publikum wird daran seine Freude haben.

Am 28. Januar um 20.00 Uhr gibt es in diesem Zusammenhang eine musikalisch-kulinarische Vortragsreihe: DIE UNDINEN AUF DER OPERNBÜHNE. Mit dem Opernkritiker Frieder Reinighaus und den Ensemblemitgliedern Anke Berndt und Matthias Koziorowski.

Die nächsten Vorstellungen:

Freitag, 31. Januar 2020, 19.30 Uhr
Sonntag, 23. Februar 2020, 15 Uhr
Samstag, 07. März 2020, 19.30 Uhr
Freitag, 13. März 2020, 19.30 Uhr
Freitag, 27. März 2020, 19.30 Uhr

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