ROTER HERBST IN CHORTITZA

16. November 2018 | Kultur | Keine Kommentare

Ukraine, 1919. Ein Bürgerkrieg fegt über das zerfallende Zarenreich und erreicht auch das Dorf Osterwick, wo die beiden Jungen Willi und Maxim leben. Sie stoßen in der Nähe ihres Heimatortes auf ein zurückgelassenes Maschinengewehr. Für Willi die größte Herausforderung seines Glaubens, denn als Sohn mennonitischer Siedler hat er gelernt, jede Form von Gewalt abzulehnen. Für die deutsch-mennonitische Ansiedlung Chortitza, zu der Osterwick gehört, tief im ukrainischen Teil des zerfallenden Zarenreiches liegend, wird ein Schuss aus Notwehr zum Verhängnis. Alle seine Bewohner – Deutsche, Russen und Ukrainer, Christen und Juden werden vor harte Lebensproben gestellt. Maxim gelangt im Laufe der Handlung zur Überzeugung, dass auch ein Henker gerecht sei, wenn er der gerechten Sache dient. Willi hingegen, dem Wehrlosigkeitspostulat seiner freikirchlichen Gemeinde folgend, kann keine Art von Gewalt mit seinem Gewissen und Glauben vereinbaren.

Der Kölner Autor Tim Tichatzki hat seinen Debütroman nach einer wahren Geschichte geschrieben. Er verarbeitet darin die Lebensgeschichte seiner Schwiegermutter, die 1930 in der Region Chortitza geboren wurde und Mitte der 1970er Jahre mit Familie nach Deutschland kam. Er gibt dem Leser Einblick in die exotisch wirkende Szenerie einer russlanddeutschen Kulturexklave in einer Region und Epoche, die der renommierte Osteuropahistoriker Timothy Snyder als „Bloodlands“ definierte.

Das Buch erschien 2018 im BRUNNEN Verlag.

Eine Veranstaltung des Kulturreferats für Russlanddeutsche und des Zeit-Geschichte(n) e. V. – Verein für erlebte Geschichte in Kooperation mit der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

SONNTAG, 25. November 2018, 14 UHR
Stadtmuseum Halle, Große Märkerstraße 10
Eintritt frei

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben