„Neue Horizonte“ – Landesmuseum für Vorgeschichte öffnet heute wieder seine Tore

4. Juni 2021 | Bildung und Wissenschaft, Kultur, Veranstaltungen | 2 Kommentare

Die Himmelsscheibe von Nebra ist einer der wichtigsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts, die uns bekannte bisher älteste konkrete Himmelsdarstellung und seit dem Jahr 2013 außerdem UNESCO-Weltkulturerbe. Seitdem sie im Sommer 1999 zufällig im Waldboden im Burgenlandkreis gefunden wurde gibt sie der Wissenschaft zahlreiche Rätsel auf. Fragen nach ihrem genauen Gebrauch, ihrer Herkunft und der mit ihr verbundenen Weltvorstellung werden deshalb in Fachkreisen bis heute heiß diskutiert. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – gilt sie auch als eines der am besten erforschten Fundobjekte in der Geschichte der Archäologie und somit auch als Botschafterin und Schlüssel zu einer Kultur, die sich vor mehr als 4000 Jahren im Mittelelbe-Saalegebiet entwickelte.

„Neue Horizonte“ – Landesausstellung öffnet heute

Nachdem die Himmelscheibe im vergangenen Jahr zwecks neuer Untersuchungen lange nicht mehr öffentlich sichtbar war und das Museum sich aufgrund der Corona-Pandemie außerdem gezwungen sah, seine Tore für den Publikumsverkehr zu schließen, öffnet das Museum sie mit dem heutigen Tag endlich wieder und lädt mit der vom 4. Juni 2021 bis zum 9. Januar 2022 präsentierten großen Landesausstellung „Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte“ jeden Kulturinteressierten zum Staunen ein.

In der neuen Ausstellung – welche in Zusammenarbeit mit dem British Museum in London entstand – werden dabei die weitreichenden, neuen Ergebnisse der letzten Untersuchungen rund um die berühmte Scheibe dargelegt und ferner ein faszinierender Einblick in die frühe religiöse Vorstellungswelt, die Entwicklung von Herrschaftsformen in der Bronzezeit und das weit verzweigte Handelsnetz der Menschen jener Zeit gegeben, in welches unter anderem auch das Alte Ägypten und der Vordere Orient mit einbezogen waren.

Fürstengräber, goldene Ritualobjekte, Kultanlagen und Importe aus dem Orient – insgesamt mehr als 400 einzigartige und zum Teil noch nie in Deutschland gezeigte Leihgaben aus mehr als 50 Instituten aus 15 Ländern – illustrieren dabei den Reichtum und Vielfalt einer Epoche, die uns näher ist, als wir bisher annahmen.

„Kultur kann endlich wieder genossen werden!“

Bereits am gestrigen Donnerstag hatte unter anderem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff die neue Ausstellung im Landesmuseum mit seinem Besuch beehrt. Vor einem kleinen Publikum aus Pressevertretern zeigte sich der Ministerpräsident äußerst erfreut darüber, nach langer Zeit des Lockdowns und des heruntergefahrenen Alltagslebens, die Arbeit eines der hochrangigsten Museen in ganz Deutschland endlich wieder dem Publikum zugänglich machen zu können.

„Die Himmelsscheibe von Nebra hat Halle und das Landesmuseum für Vorgeschichte in ganz Deutschland und sogar darüber hinaus bekannt gemacht! Mit der neuen Ausstellung wird nun endlich wieder ein starkes Zeichen dafür gesetzt, dass es vorangeht und Kultur endlich wieder genossen werden kann!“, so Haseloff zu Beginn.

 

Nach einem ersten Eindruck der neuen Ausstellung erklärte er des Weiteren, „Neue Horizonte“ zeige auf eindrückliche Weise, dass es sich stets lohne, neugierig zu bleiben und weiter zu forschen. Schließlich sei inzwischen technisch jedes Jahr mehr möglich, sodass auch gut erforschte Gegenstände wie zum Beispiel die Himmelsscheibe immer wieder neue Erkenntnisgewinne erlaubten und uns damit noch weiter in die Welt unserer Vorfahren einführten. Besonders zuversichtlich zeigte sich Haseloff außerdem durch die moderne Gestaltung und interessante Aufmachung der Ausstellung. So könne man die junge Generation sicherlich für Wissenschaft und Forschung begeistern!

Dem pflichtete auch Harald Meller, der Direktor des Landesmuseums für Denkmalspflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, bei: „Obwohl die Himmelsscheibe so schlicht aussieht, ist sie es nicht. Sie gibt Aufschluss über die Ängste, Wünsche, Vorstellungen und das Wissen unserer Vorfahren. Früher konnten wir oft nur vermuten, heute wissen wir hingegen sehr viel sehr genau. In Zukunft wird sie aber sicherlich für noch viele weitere Erkenntnisse sorgen. Als Land können wir aber schon jetzt wirklich stolz auf unsere Vorgeschichte und die aus ihr resultierte Entwicklung sein!“

Was das Publikum erwartet – „Antike trifft Moderne“

In einer eindrucksvollen Zentralinstallation werden im Kernteil der Ausstellung – im Atrium des Museums – sowohl die Himmelsscheibe von Nebra, wie auch ihre Beifunde und andere rituell und kultisch bedeutsamen Objekte der Bronzezeit in monolithischen Vitrinen präsentiert, welche an das Bauwerk Stonehenge erinnern.

 

Darüber – an der Lichtdecke des Raumes – ist zudem eine Medieninstallation zu bestaunen, welche der Kuppel des Pantheons in Rom nachempfunden ist.

Hier wird die Verbindung von Antike zur Moderne klar erkenntlich!

 

Der anschließende Themenkomplex der neuen Ausstellung ist dann den Fürstengräbern aus der frühen Bronzezeit gewidmet. Unter anderem wird hier über den sogenannten „Fürstenmord von Helmsdorf“ berichtet, in dessen Fokus drei in einem Grab gefundene Knochen stehen, an Hand derer die antike Krimigeschichte erzählt und durch zahlreiche Illustrationen und andere Ausstellungsstücke untermauert wird. Erstmals werden hier außerdem auch die erst vor wenigen Jahren geborgenen Beifunde aus dem Großgrabhügel „Börnhock“ im Saalekreis präsentiert.

In einem weiteren Bereich stehen dann die Kreisgraben von Pömmelte-Zackmünde aus dem Salzlandkreis im Mittelpunkt. Dass sie in ihrer Größe und Form weitestgehend derjenigen von Stonehenge entsprechen, wird dem Betrachter durch die Gegenüberstellung der Modelle beider Anlagen visualisiert.

Endpunkt der Ausstellung ist schließlich der „Aufbruch zu neuen Horizonten“: Anhand zahlreicher, weitgereister Objekte wird dargelegt, wie sich die Eliten jener Zeit scheinbar bereits über weite Entfernungen hinweg untereinander austauschten, Wissen und religiöse Vorstellungen weitergaben und Güter handelten.

Wichtige Hinweise

Aufgrund der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus unterliegen die Ausstellungen, die Führungen und die Veranstaltungen den jeweils gültigen rechtlichen Vorgaben. Das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes und das Einhalten von Abstandsregeln ist deshalb auch weiterhin Voraussetzung für den Museumsbesuch. Da außerdem aktuell nur maximal 200 Menschen die Ausstellung gleichzeitig besuchen dürfen, wird ferner eine Reservierung über das Online-Buchungssystem empfohlen. Die Online-Museumskasse ist erreichbar unter https://tickets.landesmuseum-vorgeschichte.de, weitere Angaben gibt es unter https://www.landesmuseum-vorgeschichte.de/besuch.html beim Punkt „Online-Buchungen“.

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