Moritzburg: Landesmünzkabinett erwirbt große Sammlung anhaltischer Münzen und Medaillen

13. Juni 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Am 14.3.2019 wurde bei der renommierten Münzhandelsfirma Fritz Rudolf Künker in Osnabrück die in Quantität und Qualität einzigartige Sammlung von Heinz Thormann versteigert. Dank der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Saalesparkasse Halle konnte das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ein bedeutendes Konvolut von 300 Münzen und Medaillen, darunter viele erstrangige Raritäten, erwerben.

Die Sammlung trug Heinz Thormann (1923 Rathenow a. d. Havel – 2016 Osnabrück) in über 60 Jahren in akribischer Arbeit zusammen. Sie hat für die anhaltische Landes- und Kulturgeschichte eine nicht zu hoch einzuschätzende Bedeutung.

Der Sammler hat in mehr als 30 Veröffentlichungen seine umfängliche Fachkenntnis zur Münz- und Geldgeschichte Anhalts unter Beweis gestellt. Darunter sind insbesondere die Bücher zu den anhaltischen Münzen des Mittelalters (1978), zu den Münzen der Herzöge von Sachsen aus dem Hause Anhalt (1982) oder zu den anhaltischen Kippermünzstätten (1993-1994) als wissenschaftliche Standardwerke hervorzuheben. Heinz Thormann wurde für seine wissenschaftlichen Leistungen mehrfach gewürdigt und zuletzt für sein Lebenswerk im Jahr 2014 mit dem Eligius-Preis der Deutschen Numismatischen Gesellschaft geehrt.

Die Erwerbung der Sammlung Thormann schafft einen neuen Kernbestand des Museums, der die die Bedeutung und Ausstrahlung seines Münzkabinetts als Münzkabinett des Landes Sachsen-Anhalt wesentlich stärken wird. Der Erwerb schließt für das Land auch Lücken, die insbesondere der Zweite Weltkrieg geschlagen hat.

Das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) verfügt mit dem Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt über einen numismatischen Universalbestand von derzeit etwa 120.000 Münzen, Medaillen und Geldscheinen. Konzeptioneller Schwerpunkt ist die mitteldeutsche Münz- und Geldgeschichte, vor allem die des historischen Raumes des heutigen Sachsen-Anhalt, dessennumismatische Bedeutung allein durch die in ganz Europa einmalige Zahl von etwa 150 Münzstätten in Mittelalter und Neuzeit charakterisiert wird. Die anhaltische Geschichte mit ihrer weitverzweigten Münzprägung und herausragenden barocken Medaillenkultur stellt für diesen Raum einen wesentlichen Moment dar, der von keinem anderen Münzkabinett als dem halleschen als Arbeitsschwerpunkt betrachtet wird. Dies gilt für die Münzen der Askanier in Anhalt, im Herzogtum Sachsen und in Brandenburg, für die anhaltischen Münzen und Medaillen der Residenzen in Zerbst, Köthen, Bernburg, Harzgerode und Dessau sowie für die Geldzeichen des Freistaates Anhalt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Beispiel einer der erworbenen Medaillen: Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG: Silbermedaille 1916, von P. Sturm für Glaser & Sohn, auf das 25-jährige Firmenjubiläum der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff AG. Ein nackter Feuerteufel, die Sprengkraft symbolisierend, drückt mit seinen Händen Gestein auseinander, r. ein Stein mit MANSFELD / SILBER//Weibliche Gestalt in einem Mantel schreitet l. und hält in ihrer erhobenen Rechten eine angezündete Kugelbombe, im Hintergrund l. Förderturm mit Maschinenhaus und Schornstein, r. zünden zwei Soldaten eine Haubitze. Mit Randpunze: G & S 990. 60,44 mm; 79,74 g, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale),Foto: Ulf Dräger

 

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