Kirchen beim Neujahrsgespräch in der Staatskanzlei

4. Dezember 2016 | Kultur, Politik | 2 Kommentare
Kath. Bischof Feige

Kath. Bischof Feige

Eine schwindende Bereitschaft zu Barmherzigkeit und Solidarität in der Gesellschaft hat Bischof Gerhard Feige festgestellt. Beim Magdeburger Neujahrsgespräch zum Beginn des Kirchenjahres bedauerte Feige am Mittwoch in Magdeburg diese Entwicklung. Er sehe den Verlust gemeinsamer Werte mit großer Sorge und befürchte, dass die Gesellschaft in dieser Hinsicht „noch weiter auseinanderdriftet“.

Im Mittelpunkt des Abends, zudem die Katholische und die Evangelische Akademie in das Magdeburger Fürstenwallpalais eingeladen hatten, stand die Frage nach dem öffentlichen Auftrag der Kirchen in die Gesellschaft hinein. Bischöfin Ilse Junkermann sprach sich dabei gegen eine pauschale Ausgrenzung kirchlich engagierter AfD-Mitglieder aus. Diese müssten sich jedoch fragen lassen, warum sie eine Partei unterstützen, „die aus den Ängsten der Menschen Kapital schlägt“. Sie erlebe die AfD in dieser Hinsicht als „sehr changierend“, betonte die Bischöfin. Die Partei teste „immer wieder die Grenzen des Anstands“ aus. Das sei „keine sehr gute Basis“, wenn die Kirche mit AfD-Mitgliedern ins Gespräch kommen wolle. Junkermann und Feige riefen die Kirchen auf, mehr Gelegenheiten anzubieten, bei denen Menschen ihre Ängste zum Ausdruck bringen können.

Ministerin Petra Grimm-Benne

Ministerin Petra Grimm-Benne

Sachsen-Anhalts stellvertretende Ministerpräsidentin Petra Grimm-Benne nahm wie auch die Präsidentin des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags Christina Aus der Au gleichfalls an dem Gespräch teil. Grimm-Benne erklärte, die Kirchen müssten ihr Engagement in Politik und Gesellschaft stärker begründen als bisher. Grimm-Benne verwies darauf, dass die künftigen Politikergenerationen in Ostdeutschland nicht mehr so stark kirchlich geprägt seien wie ihre Vorgänger aus der Zeit der friedlichen Revolution.

Aus der Au, wandte sich schließlich gegen die Forderung, AfD-Politiker etwa bei Großveranstaltungen gezielt „bloßzustellen“. Auch auf Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen müssten sie die Chance erhalten, an einer konstruktiven Debatte teilzunehmen. Zugleich räumte Aus der Au ein, bestimmte politische Streitfragen seien auf Podien vor tausenden Zuhörern nicht konstruktiv zu debattieren. | kna | pbm

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